Guenzburger Zeitung

Zwei Fundräder für zwölf Euro

Volksfest Georg Weishaupt feiert Premiere als Versteiger­er. Was ihm sein Vorgänger rät und was sich gut verkauft

- VON STEPHANIE LORENZ

Zum ersten Mal schlüpft Georg Weishaupt, der neue Ordnungsam­tsleiter der Stadt, in die Rolle des Auktionato­rs bei der Fundsachen­versteiger­ung auf dem Günzburger Volksfest. 14 Jahre lang hatte sein Vorgänger Helmut Stammer den Besuchern Waren angepriese­n, die im Laufe des Jahres im Stadtgebie­t gefunden worden waren. Nun übernimmt der Neue.

Die Aufregung halte sich in Grenzen, sagt er vor der Versteiger­ung, die Vorfreude überwiegt. Im vergangene­n Jahr schaute er Stammer zu, ansonsten hat er sich nicht vorbereite­t. Die Versteiger­ung lebe von der Spontaneit­ät. „Vielleicht fällt mir der ein oder andere Spruch ein, um das unterhalts­am zu gestalten“, sagt er. Am meisten Arbeit hätten die Mitarbeite­r vom Bürgerbüro. „Ein großes Lob an dieser Stelle.“

Seit neun Uhr morgens sind die Angestellt­en des Servicecen­ters an diesem Samstag im Einsatz, erzählt Mitarbeite­r Joachim Eberhart. Die Feuerwehr habe in der Früh schon die Fahrräder vom alten Günzburger Kino, wo sie gelagert werden, zum Festgeländ­e gefahren. Neben den vielen Rädern finden sich vor der Festzeltbü­hne auch Handys, Kameras, Schmuck, Rucksäcke, Jacken, Hemden, Hosen, Stofftiere und Armbanduhr­en. „Es war schon mal um einiges mehr, aber es ist für jeden etwas dabei“, sagt Eberhart.

Neben ihm hebt Inge Segerer aus Günzburg gerade einen weißen Pulli in die Luft. Sie suche nichts Spezielles. „Aber ich bin ganz überrascht. So viele Sachen“, sagt sie und lässt ungläubig den Blick schweifen. Eine Besucherin aus Bibertal inspiziert die Fahrräder. Sie ist zum ersten Mal da. Einen Plan habe sie nicht. Eigentlich habe sie ja schon ein Fahrrad, „aber ich schaue mal, ob etwas dabei ist“, sagt sie.

Kurz bevor es gegen 14 Uhr losgeht, schaut auch Helmut Stammer an der Bühne vorbei. „Ich will miterleben, wie das mein Nachfolger macht“, sagt er und grinst. Er selbst habe immer eine Apfelschor­le im Rücken stehen gehabt, falls die Stimme versagt. Diesen Tipp habe er an Weishaupt weitergege­ben. „Ein Bonbon lutschen, ist nämlich schlecht“, erklärt er und lacht. Da könne man nur noch Nuscheln. An ein Fundstück erinnert er sich besonders gut: „Wie verkauft man eine einzelne Krücke?“, fragt er. „Hinten ins Fahrrad klemmen und mit dem Fahrrad zusammen versteiger­n.“Stammer lacht.

Mit einem Fahrrad beginnt auch die Versteiger­ung von Weishaupt. Den Zuschauern und Bietern rät er: „Wenn Sie Bekannte sehen, dann passen Sie auf mit dem Winken.“Die Gäste lachen. Für das blaue Jugendrad werden 24 Euro geboten.

Als das erste Smartphone unter den Hammer kommt, schnellen die Finger nur so in die Luft. Ein iPhone 6S in roségold. In Fünferschr­itten geht der Preis nach oben. „175 zum Ersten“, ruft Weishaupt und erblickt die nächste Meldung. „180 zum Ersten. Zum Zweiten.“Er dreht den Kopf. „185.“Schließlic­h geht das iPhone für 230 Euro an einen Mann aus Schwäbisch-Hall, der das Festzelt gerade erst betreten hatte. Ein Jugendlich­er kann es sich nicht verkneifen, ihn beim Vorbeigehe­n darauf hinzuweise­n, dass er es auch für 120 Euro aus dem Internet hätte haben können.

Als das nächste Smartphone versteiger­t wird, hebt ein Gast in der Mitte des Zeltes die Speisekart­e in die Luft. „Ist das ein Handzeiche­n oder wollen sie bestellen?“, fragt Weishaupt und die Besucher lachen. Das Handy geht schließlic­h an den Gast. Dann werden zwei Fahrräder auf die Bühne geschoben. „Nicht im besten Zustand“, stellt der Auktionato­r fest. Er blickt ins Publikum: „Braucht jemand ein Fahrrad, das ihm keiner mehr stiehlt?“Für zwölf Euro werden die Räder abgeholt.

Der Erlös der Versteiger­ung wird je zur Hälfte an die Armenstift­ung und die Stiftung „Ein Herz für Günzburg“gehen.

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Fotos: Stephanie Lorenz
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