Zwei Fundräder für zwölf Euro
Volksfest Georg Weishaupt feiert Premiere als Versteigerer. Was ihm sein Vorgänger rät und was sich gut verkauft
Zum ersten Mal schlüpft Georg Weishaupt, der neue Ordnungsamtsleiter der Stadt, in die Rolle des Auktionators bei der Fundsachenversteigerung auf dem Günzburger Volksfest. 14 Jahre lang hatte sein Vorgänger Helmut Stammer den Besuchern Waren angepriesen, die im Laufe des Jahres im Stadtgebiet gefunden worden waren. Nun übernimmt der Neue.
Die Aufregung halte sich in Grenzen, sagt er vor der Versteigerung, die Vorfreude überwiegt. Im vergangenen Jahr schaute er Stammer zu, ansonsten hat er sich nicht vorbereitet. Die Versteigerung lebe von der Spontaneität. „Vielleicht fällt mir der ein oder andere Spruch ein, um das unterhaltsam zu gestalten“, sagt er. Am meisten Arbeit hätten die Mitarbeiter vom Bürgerbüro. „Ein großes Lob an dieser Stelle.“
Seit neun Uhr morgens sind die Angestellten des Servicecenters an diesem Samstag im Einsatz, erzählt Mitarbeiter Joachim Eberhart. Die Feuerwehr habe in der Früh schon die Fahrräder vom alten Günzburger Kino, wo sie gelagert werden, zum Festgelände gefahren. Neben den vielen Rädern finden sich vor der Festzeltbühne auch Handys, Kameras, Schmuck, Rucksäcke, Jacken, Hemden, Hosen, Stofftiere und Armbanduhren. „Es war schon mal um einiges mehr, aber es ist für jeden etwas dabei“, sagt Eberhart.
Neben ihm hebt Inge Segerer aus Günzburg gerade einen weißen Pulli in die Luft. Sie suche nichts Spezielles. „Aber ich bin ganz überrascht. So viele Sachen“, sagt sie und lässt ungläubig den Blick schweifen. Eine Besucherin aus Bibertal inspiziert die Fahrräder. Sie ist zum ersten Mal da. Einen Plan habe sie nicht. Eigentlich habe sie ja schon ein Fahrrad, „aber ich schaue mal, ob etwas dabei ist“, sagt sie.
Kurz bevor es gegen 14 Uhr losgeht, schaut auch Helmut Stammer an der Bühne vorbei. „Ich will miterleben, wie das mein Nachfolger macht“, sagt er und grinst. Er selbst habe immer eine Apfelschorle im Rücken stehen gehabt, falls die Stimme versagt. Diesen Tipp habe er an Weishaupt weitergegeben. „Ein Bonbon lutschen, ist nämlich schlecht“, erklärt er und lacht. Da könne man nur noch Nuscheln. An ein Fundstück erinnert er sich besonders gut: „Wie verkauft man eine einzelne Krücke?“, fragt er. „Hinten ins Fahrrad klemmen und mit dem Fahrrad zusammen versteigern.“Stammer lacht.
Mit einem Fahrrad beginnt auch die Versteigerung von Weishaupt. Den Zuschauern und Bietern rät er: „Wenn Sie Bekannte sehen, dann passen Sie auf mit dem Winken.“Die Gäste lachen. Für das blaue Jugendrad werden 24 Euro geboten.
Als das erste Smartphone unter den Hammer kommt, schnellen die Finger nur so in die Luft. Ein iPhone 6S in roségold. In Fünferschritten geht der Preis nach oben. „175 zum Ersten“, ruft Weishaupt und erblickt die nächste Meldung. „180 zum Ersten. Zum Zweiten.“Er dreht den Kopf. „185.“Schließlich geht das iPhone für 230 Euro an einen Mann aus Schwäbisch-Hall, der das Festzelt gerade erst betreten hatte. Ein Jugendlicher kann es sich nicht verkneifen, ihn beim Vorbeigehen darauf hinzuweisen, dass er es auch für 120 Euro aus dem Internet hätte haben können.
Als das nächste Smartphone versteigert wird, hebt ein Gast in der Mitte des Zeltes die Speisekarte in die Luft. „Ist das ein Handzeichen oder wollen sie bestellen?“, fragt Weishaupt und die Besucher lachen. Das Handy geht schließlich an den Gast. Dann werden zwei Fahrräder auf die Bühne geschoben. „Nicht im besten Zustand“, stellt der Auktionator fest. Er blickt ins Publikum: „Braucht jemand ein Fahrrad, das ihm keiner mehr stiehlt?“Für zwölf Euro werden die Räder abgeholt.
Der Erlös der Versteigerung wird je zur Hälfte an die Armenstiftung und die Stiftung „Ein Herz für Günzburg“gehen.