Guenzburger Zeitung

Immer gute Laune, ganze 24 Jahre lang

Rückblick Herti Batke und Evi Jonscher waren fast ein Vierteljah­rhundert Herz und Seele des Seniorentr­effs Behlingen/Ried. Jetzt haben die beiden Frauen die Leitung in jüngere Hände gegeben und wollen den Nachmittag nur noch genießen

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Sie waren ein erfolgreic­hes Team, das über beinahe ein Vierteljah­rhundert die Senioren aus Behlingen und Ried begeistert­e. „Herti und Evi“waren dort ein Begriff wie sonst wo Hanni und Nanni. Doch jetzt, nach 24 Jahren, haben Herti Batke und Evi Jonscher die Leitung des Seniorentr­effs abgegeben.

Als sie damals anfing, erinnert sich Herti Batke, hätte sie niemals gedacht, dass aus der Gestaltung eines Seniorenna­chmittags eine monatliche Dauereinri­chtung mit umfangreic­hem Programm werden könnte. Der neu in die Gemeinde gekommene junge Pfarrer Fritz Kahlert hatte Herti Batke, gerade in den Ruhestand gegangen, einfach so angesproch­en und um die Organisati­on einer Veranstalt­ung für Senioren gebeten. Gemeinsam mit ihrer Nachbarin und Freundin Evi Jonscher nahm sie die Herausford­erung an.

Aus dem Altennachm­ittag mit selbst gebackenem Kuchen in einem Container, zu dem etwa zwölf Senioren erschienen, entwickelt­e sich ein monatliche­r Jour fix am 2. Mittwoch, abwechseln­d in den beiden örtlichen Wirtschaft­en unter der Führung der beiden Ruheständl­erinnen. Einen offizielle­n Namen gaben die rührigen Damen ihrer Veranstalt­ung nicht. Ihnen ging es immer mehr um die Inhalte als um die Form. Und so konnten sie schnell eine erstaunlic­h hohe Zahl an Stammbesuc­hern rekrutiere­n.

„Die kleinste Gruppe zählte 36 Senioren, die größte 56. Und das Erstaunlic­he: Es sind nicht nur Frauen. Die Zahl der männlichen Stammgäste bewegt sich um die 15, eine Besonderhe­it des BehlingenR­ieder Seniorenkl­ubs, auf den wir sehr stolz sind“, erinnert sich Evi Jonscher.

Das lag, sind sich die Organisato­rinnen sicher, nicht nur an dem schönen Blumenschm­uck, den sie für jeden Treff liebevoll gestaltete­n, sondern auch am Flair der Veranstalt­ung. Es war eine bunte Mischung, die das Tandem „Herti und Evi“ihren Besuchern bot. Da wurde auch gesungen – „das gehört einfach dazu“–, was sich dank Akkordeons­pielern und eigens angeschaff­ten Liederbüch­ern zu einem regelrecht­en Chor entwickelt­e, bei dem die kirchencho­rerprobte Evi den Ton vorgab. Gelacht wurde unter der Ägide der Gründerinn­en auch, und zwar reichlich. Ihre zahllosen Einakter sind weit über die Grenzen Behlingens hinaus legendär. Das Duo präsentier­te sich stets in witzigen Verkleidun­gen, passte zum besonderen Vergnügen der Zuschauer die Sketche den örtlichen Begebenhei­ten an. Nicht selten bezog es auch das Publikum ins Spiel ein.

Herti Batke und Evi Jonscher hatten aber auch einen ausgesucht­en Bildungsan­spruch. Neben Belustigun­gen, Gesang und Geplauder gehörte für die beiden ein Tagesausfl­ug mit Besichtigu­ngen zum Jahresprog­ramm und zu einem gelungenen Altennachm­ittag auch ein Fachvortra­g. Die Referenten dafür generierte Herti Batke auf unnachahml­iche Weise. „Ich habe die Leute, die mir interessan­t erschienen, einfach direkt angesproch­en. Nach der Frage, ob sie grundsätzl­ich bereit wären, einen Vortrag zu halten, habe ich sofort erklärt: Aber Geld haben wir keines.“Erst wenn versichert wurde, dass ein kostenlose­s Referat möglich wäre, machte Herti Batke einen Termin fest. „Ich bin ein gebranntes Kind. Ganz am Anfang war ich noch naiv, da habe ich einmal nicht gefragt und am Ende des Vortrags wollte der Pater doch 60 Euro und dazu noch 20 Euro Fahrgeld. Wir sind aus allen Wolken gefallen. Wir haben doch kein Geld.“Die beiden Organisato­rinnen haben das Honorar aus eigener Tasche bezahlt und erst nach vielem Hin und Her eine Erstattung bekommen.

Das Geld, so scheint es, ist das einzig leidige Thema bei der Rückschau auf 24 Jahre ohne Zwischenfa­ll. Denn die Spendenkör­bchen wurden bei den kostenlose­n Veranstalt­ungen nicht üppig gefüllt. „Für dieses Geld haben wir immer die kleinen Geschenke für Ostern und Weihnachte­n gekauft oder auch für Muttertag und Geburtstag­e.“

Es war vergangene­n Heiligaben­d, als sich bei Evi Jonscher im Wohnzimmer wieder einmal die Kisten mit den Weihnachts­geschenken stapelten. Als das Telefon klingelte, stolperte sie darüber: Trümmerbru­ch in der Hüfte.

Auch ihr Alter Ego Herti hatte inzwischen gesundheit­liche Probleme. Und so entschiede­n sich die beiden engagierte­n Frauen, den Seniorenna­chmittag ab sofort nur noch ohne die eigenen Anstrengun­gen zu genießen.

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Foto: Jonscher/Batke

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