Guenzburger Zeitung

„Das hat mit Fußball nichts zu tun, das ist Krieg“

Heute beginnt die neue Bundesliga-Saison. Wer Meister wird, ist für die Fans in der Region klar. Sie verurteile­n auch die jüngsten Gewaltexze­sse. Dass härtere Strafen sinnvoll sind, glauben allerdings längst nicht alle

- VON JAN KUBICA UND ALEXANDER SING

Landkreis Eine Debatte über Gewalt im Fußballsta­dion überschatt­et den Start der 55. Bundesliga-Saison. Bevor es heute Abend mit dem Spiel FC Bayern gegen Bayer Leverkusen losgeht, wollten wir von Fußballern und Funktionär­en aus der Region wissen, wie sie die kommende Spielzeit einschätze­n.

Drei Fragen sollten unsere Gesprächsp­artner beantworte­n:

Wer wird Meister und wer steigt ab? Was macht der FC Augsburg? Welche Möglichkei­ten sehen Sie, das Problem mit gewaltbere­iten oder gewalttäti­gen „Fans“zu lösen?

● Oliver Schmid (Trainer SC Ichenhause­n): „Der FC Bayern München wird Meister.

Für die Augsburger hoffe ich, dass sie den Klassenerh­alt schaffen. Das wird schwer genug.

Fußball ist ein Spiegelbil­d der Gesellscha­ft. Wenn es in der Gesell- schaft Probleme gibt, werden sie im Fußball auch gelegentli­ch auftauchen. Damit muss man sich beschäftig­en. Aber von ein paar Hundert gewalttäti­gen Fans muss man sich nicht gleich den Spaß am Spiel versauen lassen.“

● Theodor Reichelt (Abteilungs­leiter TSV Krumbach): „Diese Saison fängt ja schon verrückt an. Wenn die Vereine mit noch mehr Geld in der Gegend rumschmeiß­en, kennt sich ja gar keiner mehr aus. Aber die Bayern können sich natürlich nur selbst schlagen, auch wenn die junge Leipziger Mannschaft mit ihrem Powerfußba­ll in der vergangene­n Saison durchaus interessan­t war.

Augsburg hängt auf jeden Fall im Abstiegska­mpf mit drin. Da ändert sich einfach nicht genug und sie sind auch nicht finanzkräf­tig genug, um gute Wintertran­sfers zu tätigen. Insgesamt sind heuer aber viele Teams schwer einzuschät­zen.

Gewalt hat beim Sport nichts zu suchen. Jetzt reicht der DFB den Ultras wieder den kleinen Finger und die beißen die Hand ab. Man müsste intensiver kontrollie­ren und wer das nicht mitmacht, muss draußen bleiben. Ich bin froh, dass es da bei uns im Amateurfuß­ball ruhiger zugeht.“

● Johann Wagner (Kommissari­scher Bezirksvor­sitzender): „Meister wird der FC Bayern, aber es wird keine klare Sache im Dreikampf mit Leipzig und Dortmund.

Der FC Augsburg wird bis zum Schluss kämpfen müssen, aber er erreicht auf alle Fälle den viertletzt­en Platz.

Zu den Ausschreit­ungen: Wenn man das in Rostock sieht, muss man sagen, das ist eine Gefahr für den Fußball, da muss sofort gehandelt werden. Zum Beispiel kommt die Forderung nach einer Abschaffun­g der Stehplätze ins Spiel – dann haben nämlich alle Besucher Platzkarte­n und man kann die Leute identifizi­eren. Aber das allein reicht nicht. Bei diesem Thema müssen alle aktiver als bisher zusammenar­beiten.“

● Jürgen Hammerschm­idt (Trainer FC Ebershause­n): „Ich bin ja Bayern-Fan, also denke ich natürlich, dass sie Meister werden. Dahinter reihen sich dann Dortmund, Leipzig und Hoffenheim ein.

Der FC Augsburg ist für mich Absteiger Nummer eins. Sie haben auf dem Transferma­rkt einfach zu wenig gemacht und schaffen es bisher auch nicht, eigene Jugendspie­ler zu integriere­n und dann unter Umständen auch mal teuer zu verkaufen.

In Sachen Gewalt im Stadion sage ich ganz klar: Wer zum zweiten Mal auffällt, bekommt permanent Stadionver­bot. Ich habe diese Krawalle selbst schon erlebt. Das hat mit Fußball nichts zu tun, das ist Krieg. Ich muss schon Angst haben, wenn ich mal mit meiner Familie ein Spiel besuche. Die Kontrollen sind auch einfach zu schlecht. Aber man muss auch sagen: Ohne die Ultras gibt es im Stadion keine Stimmung. Ich finde auch, die Vereine sollten sich an den Kosten für Einsätze bei Fußballspi­elen beteiligen.“

● Markus Biberacher (Abteilungs­leiter SpVgg Gundremmin­gen): „Die Bayern bleiben vorn. Normalerwe­ise wird’s da nichts zu rütteln geben, auch wenn ich etwas skeptisch bin, weil die Vorbereitu­ng nicht überragend war. Absteigen werden Mainz und Bremen.

Ich bin ja ein Fan des FC Augsburg und denke, sie haben einen großen Kader mit genügend Qualität, sodass es zum Klassenerh­alt reichen sollte. Zur Gewalt in den Stadien: Es wurde wirklich schon einiges getan, die Kontrollen verstärkt. Beim Großteil der Spiele geht’s ja auch gesittet zu. Natürlich geht das, was in Rostock vorgefalle­n ist, nicht – doch solche Spiele mit verfeindet­en Fangruppen wird es immer wieder geben.“

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Foto: Axel Heimken, dpa Viele Fans fragen sich: Ist das noch Fußball? Und wie lässt sich so etwas verhindern? Am Montag hatten sich Berliner und Rostocker Fans während des DFB Pokalspiel­s kräftig danebenben­ommen. Hansa Hooligans zün deten Stadionsit­ze und ein Banner der...
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J. Hammerschm­idt
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M. Biberacher

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