Was sich in unseren Gewässern tummelt
Natur Flüsse und Seen im Kreis bieten Lebensraum für viele Tierarten. Manche würde man bei uns gar nicht vermuten
Landkreis Unsere Region ist geprägt von Gewässern. Donau, Mindel, Günz, Kammel, nicht zu vergessen die zahlreichen Bäche und natürlich auch die Baggerseen. Aber was ist denn da außer Fischen sonst noch so alles drin? Was tummelt sich eigentlich in den vielen Tümpeln, Teichen und Gräben? Gerade die sind ein Eldorado für Käfer aller Art, wie den Wasserläufer oder den Gelbrandkäfer. Auch für Libellenlarven sind sie ein idealer Lebensraum.
Manche von ihnen, wie die Larve der Quelljungfer, gehen zunächst mehrere Jahre lang in Gewässern auf ihre Raubzüge. Ein weiterer Bewohner ist der Wasserskorpion, ein Räuber, der langsam fließende und schlammige Gewässer bevorzugt. Er gehört übrigens nicht wie der Skorpion zu den Spinnentieren, sondern zu den Skorpionwanzen. Dann finden sich dort natürlich allerlei Schnecken und ihre Namen hören sich recht ungewöhnlich an: Da gibt es die Sumpfdeckelschnecke, die Spitzschlammschnecke oder die Posthornschnecke. Diese ist ein Allesfresser, überwintert im Schlamm und ist in ganz Europa verbreitet.
Amphibien wie Bergmolch, Teichmolch und Frösche, aber auch Kleinfische wie Elritze, Bitterling oder Stichling, siedeln sich ebenfalls gerne in Gräben und Tümpeln an, vorausgesetzt, diese werden richtig gepflegt. Geht das Wasser in heißen Monaten zurück, ziehen sich mit diesem auch die Bewohner zurück.
Wie sieht es in unseren Bächen und Flüssen aus? Sieht man einmal von Forelle, Flussbarsch, Hecht und weiteren bei uns lebenden Flussfischen ab, dann gibt es dort noch ganz andere Bewohner. Nur noch selten anzutreffen ist bei uns der heimische Flusskrebs. Umweltverschmutzung und vor allem die Krebspest, die durch das Einbringen amerikanischer Krebssorten eingeschleppt wurde, haben ihn stark dezimiert. Der größte unter den europäischen Krebsarten ist der Edelkrebs, der auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere Bayerns geführt wird. Er kann eine Körperlänge von bis zu 15 Zentimetern erreichen und ist bei uns nur noch in natürlich strukturierten Bächen, kleineren Flüssen und Seen mit entsprechenden Uferbereichen zu finden.
Das Gleiche gilt auch für die Bachmuschel. Gewässerverschmutzung durch Düngemittel und naturunverträgliche Gewässerunterhaltungsmaßnahmen haben zu einem Rückgang der Bestände geführt. Mit etwas Glück dagegen kann man eine ganz andere Bewohnerin treffen: die Ringelnatter. Die für den Menschen vollkommen ungefährliche Schlange lebt nicht nur an Bächen, Flüssen und Seen, sie ernährt sich mit Vorliebe von Fröschen, Kröten, Molchen und auch Fischen. Begegnet man einer im Wasser schwimmenden Ringelnatter, so ist dies nichts Ungewöhnliches. Keine Panik, sie ist harmlos.
Und was schwimmt in unseren Badeseen herum, so neben Karpfen, Zander oder Schleie? Erinnerungen an die Schnappschildkröte „Lotti“, die vor vier Jahren angeblich am Oggenrieder Weiher bei Irsee einen Jungen ins Bein gebissen und für einen gewaltigen Medienrummel gesorgt hatte, kommen auf. Eine „Lotti“gibt es in unseren Seen mit Sicherheit nicht. Tatsache aber ist: In den vergangenen Jahrzehnten soll auch bei uns die extrem seltene und überwiegend im Wasser lebende Europäische Sumpfschildkröte gesichtet worden sein. Ob es sich wirklich um diese handelte, oder vielmehr um die gar nicht zu uns gehörende Rotwangen- oder Gelbwangenschmuckschildkröte, ist nicht geklärt. Also: Augen auf, vielleicht könnte es doch einmal eine solche Sensation geben.
Doch zurück zu den Badeseen. Ist es extrem warm, können sich auch bei uns Süßwasserquallen bilden. Sie wurden vermutlich 1880 als blinde Passagiere mit einer Seerosenlieferung aus Brasilien über England nach Deutschland eingeschleppt. Die etwas glitschigen, etwa zweieinauf halb Zentimeter großen Tierchen, auch Medusen genannt, brennen nicht auf der Haut und sind für den Menschen ungefährlich. Eine ebenfalls interessante Art ist die Wasseroder auch Silberspinne. Sie ist die einzige im Wasser lebende Spinnenart, bezieht mit einer Luftblase, ähnlich wie eine Taucherglocke, ihre Atemluft. Unter Wasser macht sie Jagd nach Flohkrebsen und Wasserasseln. Aber keine Bange: Auch was sich sonst noch in unseren Seen tummelt, für den Menschen sind diese Wasserbewohner ungefährlich. Vielmehr sind sie ein Indikator für eine gute Wasserqualität.
„Unsere Gewässer sind Leben – direkt vor der Haustür“, sagt Ottmar Frimmel. Gerade die Donauauen seien die Urwälder Europas, der einheimische Dschungel, fügt der Naturschutzbeauftragte hinzu und meint dabei nicht allein die dort vorkommenden Lebewesen, sondern spricht auf den Kreislauf der Nahrungskette an. Diese beginne bei Kleinstlebewesen, räuberischen Larven und Fischen, die wiederum als Nahrung für andere im und am Wasser lebende Arten dienten. Nur: Die Menschen befassten sich viel zu wenig mit der Thematik. Man sollte nicht einfach daran vorbeilaufen, sondern daran verweilen.
Vielleicht hat man dann tatsächlich das Glück, besondere Schauspiele zu beobachten: einen am Ufer vorbeiziehenden Biber oder eine Bisamratte. Oder einen sich durchs nasse Gras windenden Aal auf dem Weg in das Gewässer daneben.