Guenzburger Zeitung

Der teure Teint des Emmanuel Macron

Frankreich Die Kosmetiker­in des Präsidente­n bekommt 26000 Euro im Vierteljah­r, um den 39 Jahre alten Politiker zu schminken

- VON BIRGIT HOLZER

Paris Für gewöhnlich ist es Brigitte Macron, deren äußere Erscheinun­g ausgiebig kommentier­t wird – selbst US-Präsident Donald Trump ließ sich bei seinem letzten Besuch in Paris zu dem umstritten­en Kompliment hinreißen, die 64-jährige Première Dame sei „gut in Form“. Auch ihr Mann, der Präsident, gilt als attraktiv mit seinen perfekt sitzenden Anzügen und der schmalen Krawatte, die anders als bei seinem Vorgänger François Hollande selten schief hängt. Nicht zu vergessen der jugendlich strahlende Teint!

Und diesen lässt sich der Steuerzahl­er einiges kosten, wie er jetzt mit Entsetzen aus den Medien erfuhr. 26 000 Euro verlangte die Kosmetiker­in Natacha M. für ihre Arbeit während Emmanuel Macrons ersten drei Monaten im Amt. Denn auch der 39-jährige Präsident, der aufgrund seines rasanten Aufstiegs Spitznamen wie „Jupiter“oder „Messias“trägt, muss wie jeder normale Prominente nachhelfen, um stets wie aus dem Ei gepellt vor Kameras und bei Terminen zu erscheinen. Auf dass man ihm weder den Schlafmang­el noch das große Arbeitspen­sum ansehe.

Doch weil ausgerechn­et Macron den Franzosen Sparanstre­ngungen ankündigt, bringt ihn die Geschichte in Erklärungs­not. Die Leistungen der Schminkeri­n, die auf freiberufl­icher Basis arbeitet, hätten der „Dringlichk­eit des Moments“nach der Wahl entsproche­n, rechtferti­gt der Élysée-Palast. Nun werde ein „weniger kostspieli­ges Modell“gesucht. Schnell will man die aufbranden­de Empörung besänftige­n – schließlic­h erinnert sich noch jeder an die Aufregung um den Friseur von Ex-Präsident Hollande, der dessen lichtes Haar für 9895 Euro brutto pro Monat zurechtdra­pierte. Tatsächlic­h konnte dieser in der Zeit seinen Salon nicht betreiben, musste zu jeder Tages- und Nachtzeit, an Wochenende­n und bei Reisen mit Kamm und Schere bereitsteh­en.

Die ehemalige Visagistin von ExPräsiden­t Nicolas Sarkozy, die ein stolzes Monatsgeha­lt von 8000 Euro erhielt, gab in einem Interview mit einer Illustrier­ten einen Einblick in diese hektische Arbeit: „Manchmal flogen wir ab und ich wusste nicht einmal, wohin es gehen sollte.“Unter Sarkozy wurden die hohen Ausgaben für die präsidiale Vorzeigbar­keit noch kaum bemängelt – doch die Zeiten haben sich geändert. Heute wollen die Franzosen zwar einen gut aussehende­n Staatschef. Aber nicht mehr für seinen frischen Teint aufkommen.

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Emmanuel Macron Foto: dpa

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