Guenzburger Zeitung

Grenzkontr­ollen könnten weitergehe­n

Sicherheit Nach Protesten aus Bayern deutet die EU-Kommission einen Kompromiss an

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München/Brüssel Im Streit um eine Fortsetzun­g von Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze hat die EU-Kommission eine mögliche Lösung angedeutet. Nach Angaben einer Sprecherin könnte die Bundesregi­erung eine vollkommen neue Sondergene­hmigung beantragen, um die in der Flüchtling­skrise eingeführt­en Kontrollen fortsetzen zu können. Dafür müsste sie allerdings nachweisen, dass weiter eine ernsthafte Gefährdung der öffentlich­en Ordnung oder der inneren Sicherheit vorliegt. Die Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze waren 2015 wegen des großen Flüchtling­szustroms über die Balkanrout­e entgegen der eigentlich­en Reisefreih­eit im Schengenra­um genehmigt worden.

Der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hatte den zunächst angekündig­ten Wegfall der Kontrollen bissig kommentier­t: Dies sei „jetzt wieder so eine Sommeräuße­rung von irgendjema­ndem aus Brüssel“. Da zeige sich, „wie wenig Bezug die zu den Befindlich­keiten der Bevölkerun­g haben“. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer erklärte, Europa gehe es nicht gut, „wenn die EU den Schutz der Außengrenz­en nicht hinbekommt und dann den Mitgliedst­aaten eigene Grenzkontr­ollen verbieten will“. Die EU-Kommission wies zugleich den Vorwurf Seehofers zurück. Sie habe lediglich über geltendes Recht informiert. Deshalb habe sie mitgeteilt, dass die im November auslaufend­e Sondergene­hmigung für Grenzkontr­ollen nicht ein weiteres Mal verlängert werden könne. Der Schengener Grenzkodex erlaube maximal drei Verlängeru­ngen einer

Eigentlich sind nur drei Verlängeru­ngen zulässig

Sondergene­hmigung. Auch der EU-Innenkommi­ssar Dimitris Avramopoul­os hatte zunächst erklärt, dass diese Verlängeru­ng die „letzte“gewesen sei.

Dem Schengenra­um gehören 26 Länder an, darunter die Nicht-EUStaaten Norwegen, Island, Schweiz und Liechtenst­ein. Bürger können sich normalerwe­ise ohne Kontrollen zwischen den Mitgliedst­aaten bewegen. Davon profitiert die Wirtschaft: Güter können schneller und besser planbar zu den Abnehmern gebracht werden.

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