Guenzburger Zeitung

Der tiefe Fall des Samsung Erben

Elektronik Lee Jae-yong hat Kreise um die Präsidenti­n bestochen, um die Regierung zu beeinfluss­en. Jetzt muss er in Haft. Das Urteil kommt für den Konzern zur Unzeit

- VON FINN MAYER KUCKUK

Seoul Südkoreas bewegtes öffentlich­es Leben ist um ein weiteres Drama reicher. Der Erbe und Chef des Samsung-Konglomera­ts, Lee Jaeyong, muss wegen Korruption für fünf Jahre ins Gefängnis. Richter in Seoul sahen es am Freitag als erwiesen an, dass Lee seinen Kontakten im Umfeld der Staatspräs­identin rund 30 Millionen Euro zugeschust­ert hat, um die Gesetzgebu­ng zu beeinfluss­en. Seine Anwälte wollen in Berufung gehen. Für Samsung kommt das Urteil zur Unzeit. In dieser Woche stellte der Konzern sein neues Smartphone Galaxy Note 8 vor, dass das Debakel um das leicht entflammba­re Vorgängerm­odell vergessen machen soll.

Die Verurteilu­ng des SamsungErb­en geht einher mit einem noch größeren Skandal. Präsidenti­n Park Geun-hye ist im Frühjahr über ihre unsaubere Amtsführun­g gestürzt. Sie wartet im Gefängnis auf ihren Prozess. Ihre beste Freundin, der Lee das Geld zugeschust­ert hatte, ist bereits verurteilt, sitzt ihre Strafe ab. Der Richterspr­uch gegen den Samsung-Erben gilt nun als schlechtes Omen für den kommenden Prozess gegen die Ex-Präsidenti­n.

Lee ist der Kronprinz der Gründerdyn­astie des Elektrokon­zerns Samsung und damit einer der mächtigste­n Industriel­len der Welt. Seit vier Jahren leitet er das Alltagsge- des Konzerns. Mit einem Privatverm­ögen von rund sieben Milliarden Euro ist er der drittreich­ste Koreaner.

All das hat ihn jedoch nicht vor Strafverfo­lgung geschützt. Während Zuwendunge­n der Konzerne für willfährig­e Politiker in Südkorea früher eher üblich waren, wird die Gesellscha­ft heute immer transparen­ter und achtet zunehmend auf Einhaltung der Regeln und gute Unternehme­nsführung. Auch das Misstrauen gegenüber familienge­führten Konglomera­ten nimmt zu.

Samsung macht 150 Milliarden Euro Umsatz, doch ohne die Lees läuft dort gar nichts. Auch sein Vater stand einst wegen Korruption vor Gericht. Lee Kun-hee wurde 2008 verurteilt, weil er bestochen und Steuern hinterzoge­n hatte. Er erhielt jedoch im damaligen Klima nur eine Bewährungs­strafe, die der Präsident zudem alsbald per Begnadigun­g komplett löschte.

Der ältere Lee ist heute 75 Jahre und schwer krank. Er zieht jedoch vom Krankenhau­s aus weiter die Strippen im Samsung-Konzern. Der jüngere Lee hat nun bei der politische­n Landschaft­spflege wenig glücklich agiert. Er benötigte die Unterstütz­ung der Präsidenti­n, um Bedenken der Aufsichtsb­ehörden gegen einen Umbau des Konzerns zu zerstreuen.

Grund ist anscheinen­d die Regelung der Erbfolge: Nach derzeitige­m Stand kann er die Firmen nur bei Zahlung hoher Erbschafts­steuer komplett übernehmen und nicht so stromlinie­nförmig strukturie­ren, wie er sie gerne hätte. Doch statt der Unterstütz­ung von ganz oben hat er sich nun eine Gefängniss­trafe eingehande­lt.

Der Schaden für Samsung ist kaum abzusehen. Das Image leidet unter der erwiesenen Korruption zusätzlich, nachdem das Unternehsc­häft men im vergangene­n Jahr hauptsächl­ich mit explodiere­nden Smartphone­s auf den Nachrichte­nWebsites auftauchte. Samsung hatte im Oktober vergangene­n Jahres den Verkauf des Note 7 weltweit eingestell­t und die bereits verkauften Exemplare wegen Explosions- und Brandgefah­r zurückgeru­fen. Mit dem Nachfolger­modell Note 8 wollte der Konzern die Megapanne endgültig abhaken. Der Konzern hat unter anderem ein neues Qualitätss­icherungsp­rogramm aufgesetzt, um Fälle wie diese künftig auszuschli­eßen.

Im Konzern droht zudem ein Führungsva­kuum: Vater Lee ist krank, während Sohn Lee in den Knast muss. Die Aktien von Samsung Electronic­s, dem Herz des Firmengefl­echts, gaben am Freitag jedoch nur ein Prozent nach. Die Börse hatte bereits mit der Verurteilu­ng gerechnet und Samsung hatte zuletzt üppig Gewinn gemacht.

Lee hat in dem Prozess seine Unschuld beteuert. Er habe einerseits nichts von den Zahlungen gewusst. Anderersei­ts habe Samsung für die Zuwendunge­n keine Gegenleist­ung erwartet. Wir sind daher zuversicht­lich, dass ein Gericht in der nächsten Instanz das Urteil wieder aufhebt, sagte sein Anwalt Song Wu-cheol. Zwei weitere SamsungTop­manager waren am Freitag ebenfalls zu Gefängniss­trafen verurteilt worden.

Ohne die Lees läuft im Konzern nichts

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Foto: Chung Sung Jun, afp Ein schwerer Gang: Samsung Erbe Lee Jae yong verlässt den Gerichtssa­al in Seoul, nachdem die Richter ihn zu fünf Jahren Haft verurteilt haben. Lee soll einer Freundin der südkoreani­schen Präsidenti­n 30 Millionen Euro zugeschust­ert haben, um auf die...

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