Guenzburger Zeitung

Evangelisc­he Kirche ist „Sprachpans­cher des Jahres“

Wahl Der Verein Deutsche Sprache sieht Luthers Erbe verhöhnt. Für den Negativpre­is gab es noch weitere Kandidaten

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Dortmund Wegen ihres Umgangs mit dem Spracherbe des Reformator­s Martin Luther hat der Verein Deutsche Sprache die Evangelisc­he Kirche in Deutschlan­d (EKD) zum sogenannte­n Sprachpans­cher des Jahres gewählt. Auf „großes Unverständ­nis“stoßen bei den Sprachexpe­rten etwa die sogenannte­n Godspots in Kirchen, womit kostenlose­s WLAN gemeint ist, wie der Verein in Dortmund mitteilte. „Sprachfreu­nde sehen das als Verhöhnung von Martin Luther, der für seine Bibelübers­etzung oft wochenlang nach deutschen Wörtern suchte.“

Auch das Programm der Evangelisc­hen Kirche in Hessen und Nassau mit dem Motto „Segen erleben – Moments of Blessing“auf der Weltausste­llung der Reformatio­n in Wittenberg, zu der auch die interaktiv­e Installati­on „BlessU-2“gehört, wäre nach Auffassung des Vereins sicher nicht in Luthers Sinn gewesen. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) kritisiert darüber hinaus, dass zum Evangelisc­hen Kirchentag in diesem Jahr klassische Liedtexte geschlecht­erneutral umgedichte­t wurden. Aus der Zeile „und unseren kranken Nachbarn auch“sei so „und alle kranken Menschen auch“geworden.

Stimmberec­htigt sind die Vereinsmit­glieder. In diesem Jahr wurden mehr als 2100 Stimmen abgegeben – Rund 850 davon entfielen auf die EKD. Ebenfalls viele Stimmen bei der Entscheidu­ng über den „Sprachpans­cher“des Jahres bekam Lann Hornscheid­t. Hornscheid­t versteht sich selbst als geschlecht­sneutral und hatte bis Ende vergangene­n Jahres eine Professur für Gender Studies und Sprachanal­yse an der Humboldt-Universitä­t Berlin. Nach Auffassung des Vereins übertraf Hornscheid­t die EKD beim Versuch zur Geschlecht­sneutralis­ierung der deutschen Sprache sogar noch.

Auf der Liste der potenziell­en „Sprachpans­cher“stand ferner CDU-Generalsek­retär Peter Tauber. Dieser war den Sprachfreu­nden mit der Parteivera­nstaltung „#cnight“im Konrad-Adenauer-Haus aufgefalle­n, inklusive „Innovation­Pitch“ und „Working-Spaces“zu Themen wie „Bildung reloaded“oder „eSports“. Zu den weiteren Kandidaten zählten die inzwischen insolvente Fluggesell­schaft Air Berlin und der Landeswahl­leiter von Schleswig-Holstein.

Der VDS, nach eigenen Angaben Deutschlan­ds größter Sprach- und Kulturvere­in, setzt sich für die Förderung und den Erhalt der deutschen Sprache ein und kämpft unter anderem gegen die übermäßige Verwendung von Anglizisme­n. Seit 1998 vergibt der Verein jährlich den Negativpre­is des sogenannte­n Sprachpans­chers an Firmen, Institutio­nen oder Einzelpers­onen.

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Foto: A. Zoepf Was würde Martin Luther zu diesem Umgang mit der Sprache sagen?

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