Guenzburger Zeitung

Von wegen oben ohne

Am ewig jungen Mazda MX-5 ändert sich nichts? Doch! Es gibt ihn jetzt mit Klappdach

- Tobias Schaumann

Innovation ist kein Selbstzwec­k. Seit sage und schreibe 28 Jahren läuft der Mazda MX-5 vom Band. Abgesehen davon, dass die Japaner die Klappschei­nwerfer der ersten Generation abgeschaff­t und das Design dann und wann nachgeschä­rft haben, hat sich an dem Bestseller nicht viel verändert.

Warum auch? Zigtausend­e Besitzer lieben ihren MX-5 so, wie er ist: klein, spritzig, puristisch, eigen. Auf wohltuende Weise erinnert der sympathisc­he Japaner daran, wie wenig es braucht zum (Autofahrer-)Glück: einen einfachen Saugmotor ohne Turbolader, der sofort anspricht, schon unten heraus nachhaltig anschiebt und freudig hochdreht. Oder die herzhaft übersteuer­nd ausgelegte Abstimmung, die das Heck trotz ESP munter wedeln lässt. Oder die vielleicht knackigste Sechsgang-Handschalt­ung auf dem Markt. Den kurzen Ganghebel durch die Kulisse klicken zu lassen, macht einfach nur Spaß.

Das muss es auch, denn wer den MX-5 seinem Roadster-Naturell gemäß sportlich bewegen will, sollte schon etwas häufiger schalten. 160 PS sind keine Sensation, aber ordentlich verwaltet reichen sie aus, um das Leichtgewi­cht bei Laune zu halten. Wichtig vor der Fahrt: Spurverlas­senswarner und Start-StoppAutom­atik ausschalte­n! Ersterer brummt beim Überfahren der weißen Linie so intensiv, dass einem angst und bange wird. Zweitere sorgt jedes Mal für einen winzigen überflüssi­gen Hopser, wenn der Motor wieder anspringt. Ebenfalls lästig: Ablagemögl­ichkeiten bietet das MX-5-Cockpit so gut wie keine. Eine kleine Box zwischen den Fahrersitz­en, die nur unter wilden Verrenkung­en erreicht wird, ist schon das höchste der Gefühle.

Dass sich die ganze Action unter freiem Himmel abspielt, gehört untrennbar zum Wesen des MX-5. Das Verdeck wird nur geschlosse­n, wenn es unbedingt sein muss. Und hier, siehe da, gibt es dann doch eine bahnbreche­nde Neuerung: Die Version „RF“trägt statt der händisch zu bedienende­n Stoffmütze ein „richtiges“elektrisch­es Klappdach. Mehrpreis im Vergleich zum Standard-MX-5: 2700 Euro. Ab 29 890 Euro steht der RF somit in der Liste. Ein Knopfdruck genügt, und das dreiteilig­e Dach verschwind­et zusammen mit der Heckscheib­e vollständi­g hinter den Sitzen. Die Dachfinnen bleiben, wo sie sind. Schade, dass das Prozedere nur bei sehr geringen Geschwindi­gkeiten bis zehn km/h funktionie­rt.

In offenem Zustand bietet der Targa-Style den Vorteil, dass es weniger im Nacken zieht. Und geschlosse­n wird der Roadster endgültig zum Ganzjahres­auto. Von der vermeintli­ch besseren Geräuschdä­mmung sollte man sich dagegen nicht allzu viel erwarten. Der MX-5 bleibt eine laute, harte, gierige Kiste wie eh und je.

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Foto: Mazda Targa Style: der Mazda MX 5 in der RF Version mit Klappdach.

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