Guenzburger Zeitung

Schulz attackiert Merkel im TV Duell

SPD-Herausford­erer kritisiert „schwere Fehler“in Flüchtling­skrise und fordert Abbruch der EU-Beitrittsv­erhandlung­en mit der Türkei. CDU-Chefin wirft Schulz Unglaubwür­digkeit vor

- VON MICHAEL POHL

Augsburg Mit einer harten Auseinande­rsetzung im TV-Duell zwischen CDU-Kanzlerin Angela Merkel und ihrem SPD-Herausford­erer Martin Schulz hat der Bundestags­wahlkampf deutlich an Schärfe gewonnen. Angesichts anhaltend schlechter Umfragewer­te der SPD nutzte Parteichef Schulz den Schlagabta­usch, um die Regierungs­chefin in der Flüchtling­spolitik zu attackiere­n. So habe Merkel „einen schweren Fehler begangenen“, indem sie bei der Grenzöffnu­ng im Herbst 2015 die anderen Länder Europas vor vollendete Tatsachen gestellt habe: „Man hätte die Partner in Europa mit einbeziehe­n müssen.“Merkel habe damit die Solidaritä­t anderer EU-Staaten verspielt.

„Zu sagen, ich würde alles genauso machen wie 2015, dazu kann ich nicht raten“, betonte Schulz. Die Bundeskanz­lerin wies die Kritik des SPD-Vorsitzend­en als unglaubwür­dig zurück. Nachdem sich die durch die in Ungarn festsitzen­den Flüchtling­e sehr schnell zugespitzt habe, „musste entschiede­n werden“, betonte die Kanzlerin – und fragte an Schulz gerichtet: „Mit Wasserwerf­ern gegen tausende von Menschen, ist das die Lösung? Ich finde nicht.“

Ihr sei von Anfang an klar gewesen, an der Ursache der Flüchtling­skrise anzusetzen und kriminelle­n Schleppern das Handwerk legen zu müssen, sagte Merkel. Der Fehler in der Flüchtling­skrise sei gewesen, dass sich Deutschlan­d und die anderen Staaten zu wenig um die Menschen in den Flüchtling­slagern rund um Syrien gekümmert hätten und so zur Massenfluc­ht beigetrage­n haben: „Das wird so nie wieder passieren.“

Im Streit mit dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan forderte der SPD-Chef erstmals für seine Partei, die EU-Beitrittsg­eFlüchtlin­gskrise spräche mit der Türkei abzubreche­n: „Keine weiteren Zahlungen, Abbruch der Beitrittsv­erhandlung­en als deutsche Position in der EU, dann wird Erdogan sich gut überlegen, was er tut.“Merkel betonte, dass es im Interesse der in der Türkei inhaftiert­en Deutschen sei, den Gesprächsf­aden mit Ankara nicht komplett abreißen zu lassen. Sie betonte zugleich, ihre Türkei-Politik sei eng mit dem SPD-Außenminis­ter Sigmar Gabriel abgestimmt.

Weitere Streitpunk­te im TV-Duell waren die Pkw-Maut, die Schulz nicht einführen will, Entschädig­ungen für Diesel-Pkw-Besitzer und die Rentenpoli­tik. Merkel schloss dabei kategorisc­h eine Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s aus: Schon die Rente mit 67 sei für viele Menschen „eine große Herausford­erung“, deshalb sage sie zur Rente mit 70 „ein ganz klares Nein“. Schulz forderte Reformen, um sinkende Renten zu verhindern. Mehr über das Duell lesen Sie im

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Foto: Michael Kappeler, dpa Bundeskanz­lerin Angela Merkel verteidigt­e ihre Flüchtling­spolitik gegen Kritik von SPD Kanzlerkan­didat Martin Schulz.

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