Guenzburger Zeitung

Kita Gebühren einfach abschaffen?

SPD-Kanzlerkan­didat Schulz wirbt im Wahlkampf mit kostenfrei­er Bildung für alle. Auch Kindertage­sstätten sollen gebührenfr­ei werden. In Bayern ist das Echo geteilt

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München SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz wirbt in seinem Wahlkampf mit kostenfrei­er Bildung – also auch mit einer gebührenfr­eien Kita-Betreuung. In Hessen plant die schwarz-grüne Landesregi­erung, bis zu sechs Stunden tägliche Kindergart­enbetreuun­g beitragsfr­ei zu ermögliche­n. Und wie sieht es in Bayern aus?

Eine mögliche Abschaffun­g der Kita-Gebühren ist in Bayern nach Worten von Familienmi­nisterin Emilia Müller (CSU) kein Thema. Diese Frage stelle sich im Freistaat nicht, sagte sie. „Eltern wollen in erster Linie Qualität und Zuverlässi­gkeit. Und sie teilen mit den Trägern der Einrichtun­gen und den Spitzenver­bänden den Wunsch, dass der Ausbau der Plätze vorangeht und weitere pädagogisc­he Verbesseru­ngen angepackt werden – beides fördern wir sehr stark.“

Müllers Ministeriu­m verwies zudem darauf, dass finanziell schwache Familien Unterstütz­ung erhalten: Wer sich die Kita-Gebühren leisten könne, dem könne das Jugendamt weiterhelf­en. In Bayern wird bereits das letzte Jahr vor Schulbegin­n staatlich mit 100 Euro pro Monat bezuschuss­t. 30 Millionen Euro lässt sich das die Staatsregi­erung jährlich kosten.

Vor allem SPD-geführte Kommunen schließen sich jedoch der Wahlkampf-Forderung von Schulz an. „Die frühkindli­che Bildung hat große Bedeutung. Deshalb halte ich es für richtig, auch diesen Bereich der Bildung kostenlos zu gestalten. Die Verantwort­ung für die Finanzieru­ng sehe ich bei Bund und Land“, sagte etwa der Erlanger Oberbürger­meister Florian Janik. Und auch Münchens OB Dieter Reiter befürworte­t die Abschaffun­g der Kita-Gebühren. „Die hohen Lebenshalt­ungskosten in unserer Stadt sind gerade für viele Familien schwer zu schultern“, hatte er bereits im Frühjahr erklärt.

Eine kostenfrei­e Kita-Betreuung fordert auch der Bayerische Elternverb­and: „Am besten wäre es, wenn die gesamte Kindergart­enzeit für die Eltern kostenfrei wäre.“Vor allem in Großstädte­n seien Kindergart­engebühren ab 200 Euro pro Kind im Monat keine Seltenheit und eine hohe finanziell­e Belastung für die Familien. „Wichtig ist uns aber ein guter Betreuungs­schlüssel, gut ausgebilde­tes Personal und dass sich jedes Kind in seinem Tempo entwickeln kann“, sagte Monika RoemerGirb­ig, die das Sachgebiet Kita im Elternverb­and leitet.

Der Bayerische Gemeindeta­g dagegen sieht eine Abschaffun­g der Kita-Gebühren kritisch. Dadurch würden nur Besserverd­ienende entlastet, da sozial schwache Familien sowieso schon Zuschüsse bekämen, teilte ein Sprecher mit. Der Verband wünsche sich, dass die Situation in Bayern so bleibe, wie sie ist.

Wie viel Geld eine komplette Genicht bührenfrei­heit den Freistaat kosten könnte, kann das Ministeriu­m nicht beziffern. Der Grund: Gebühren sind in Bayern unterschie­dlich gestaltet. Der Elternbeit­rag hängt vom Träger ab – und in einigen Städten auch davon, was die Eltern verdienen. Je höher das Einkommen, desto höher die Gebühr. Knapp 29 Prozent der Kitas in Bayern werden direkt von den Kommunen betrieben. Die meisten Einrichtun­gen stehen unter freier Trägerscha­ft – sie werden also etwa von den Kirchen, der Arbeiterwo­hlfahrt (AWO) oder auch dem Bayerische­n Roten Kreuz (BRK) betrieben

Die Finanzieru­ng der Kindergart­enbetreuun­g liegt bei den Kommunen und dem Land. Der Anteil des Freistaate­s an den öffentlich­en Ausgaben der Kinderbetr­euung betrage etwa 48,5 Prozent, die der zuständige­n Gemeinden bei 51,5 Prozent, teilte das Sozialmini­sterium auf Anfrage mit. 2016 gab der Freistaat 1,87 Millionen Euro für Kindertage­seinrichtu­ngen aus.

Elternverb­and kritisiert hohe Beträge in Großstädte­n

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Foto: Peter Kneffel, dpa Bayerns Elternverb­and wünscht sich eine kostenfrei­e Kindergart­enzeit. Das Familienmi­nisterium verweist wiederum auf wichtige Punkte wie Qualität und Zuverlässi­gkeit und betont, dass einkommens­schwache Familien ja finanziell­e Hilfe erhalten.

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