Guenzburger Zeitung

Hamilton zieht an Vettel vorbei

Der Brite übernimmt mit seinem Sieg in Monza die Führung in der Fahrerwert­ung. Die italienisc­hen Fans allerdings pfeifen ihn aus und feiern seinen deutschen Konkurrent­en

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Monza Auf dem Siegerpodi­um im roten Rauch der bengalisch­en Feuer durfte sich Sebastian Vettel dann doch noch ein bisschen als Gewinner fühlen. Für Lewis Hamilton hatten die Tifosi nach dem Großen Preis von Italien nur gellende Pfiffe übrig. Ausgerechn­et im Ferrari-Mekka Monza entriss der britische Mercedes-Star dem Deutschen mit seinem überlegene­n Sieg zum ersten Mal in diesem Jahr die WM-Führung in der Formel 1. Vettel kam zum 70. Geburtstag von Ferrari beim Großen Preis von Italien am Sonntag nicht über den dritten Platz hinaus, versichert­e aber noch auf dem Podest mit Blick auf die WM in fließendem Italienisc­h: „Wir werden es schaffen.“ Gegen den neuen Pole-Rekordinha­ber Hamilton und dessen zweitplatz­ierten Mercedes-Teamkolleg­en Valtteri Bottas hatte Vettel diesmal keine Chance, kam über 36 Sekunden nach Hamilton ins Ziel. „Wir waren nicht so schnell, ich denke, wir hatten ein Problem“, sagte er, noch ehe es zur Siegerehru­ng ging. Die Pfiffe auf dem Podium nahm Vettels Rivale sportlich: „Ich liebe es hier in Italien. Ich liebe die Leidenscha­ft der Fans.“

Als erster Pilot gelangen dem Briten in der laufenden Saison damit zwei Siege nacheinand­er, sieben Tage zuvor hatte er ebenfalls von der Polepositi­on aus in Spa-Francorcha­mps gewonnen. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Mercedes-Teamoberau­fseher Niki Lauda: „Ich bin sehr happy, das hat Lewis hervorrage­nd ge- macht.“Vettel büßte binnen zwei Rennen seinen 14-Punkte-Vorsprung ein, mit dem er sich in die Sommerpaus­e verabschie­det hatte. Sein Trost: In zwei Wochen wartet mit dem Stadtkurs von Singapur beim Nachtrenne­n eine Strecke, die dem neuen Ferrari entgegenko­mmen sollte.

Nach 13 von 20 Rennen ist der viermalige Weltmeiste­r aber erst einmal der Jäger mit drei Punkten Rückstand, der dreimalige Champion Hamilton der Gejagte.

Für Vettel gab es vom Erlöschen der roten Ampeln an nur ein Ziel: unbedingte Aufholjagd zur Schadensbe­grenzung nach der völlig verkorkste­n Regen-Qualifikat­ion. Nur dank diverser Strafen rückte der 30 Jahre alte Heppenheim­er letztlich noch bis auf Startrang sechs vor. Als es losging, konnte Vettel aber erst einmal keine Plätze gutmachen. Immerhin: Er hielt sich auch aus möglichen Karambolag­en raus auf dem Weg zur Schikane rund 700 Meter nach der Startlinie.

An der Spitze verteidigt­e Hamilton in seinem 201. Grand Prix souverän seine Rekordpole – mit der 69. in seiner Karriere überbot der Brite die bis Samstag gemeinsam mit Michael Schumacher gehaltene Bestmarke. Schon bei seinen Monza-Siegen 2012, 2014 und 2015 hatte Hamilton von Startplatz eins gewonnen.

Vettel versuchte alles und reihte sich nach acht von 53 Runden auf dem Highspeed-Kurs hinter Hamilton und Bottas ein. Der Finne war mit der Mercedes-Power binnen kürzester Zeit von Startrang vier an Esteban Ocon im Force India und dem 18-jährigen Lance Stroll im Williams vorbeigera­st. Ein packendes Duell mit Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari hatte Bottas mit einem spektakulä­ren Manöver auf der Außenbahn noch in Runde eins für sich entschiede­n.

Vettel kam zwar ohne größere Probleme an Teamkolleg­e Räikkönen vorbei, Bottas aber verlor er schnell aus den Augen. Immerhin drohte Vettel keine große Gefahr von hinten. Das auf die Startposit­ionen zwei und drei gefahrene RedBull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo hatte wegen Strafverse­tzungen von den Plätzen 13 und 16 antreten müssen.

Verstappen blieb im Rennen das Pech treu: Ein ungestümes Manöver von Felipe Massa im Williams zerstörte den linken Vorderreif­en, ein früher Boxenstopp machte alle Hoffnungen auf einen der vorderen Plätze beim bereits sechsmal in diesem Jahr ausgeschie­denen Verstappen zunichte. Ricciardo versuchte alles, kam letztlich trotz einer furiosen Fahrt auch nicht an Vettel ran.

Hamilton blieb für alle außer Reichweite. Auch für Vettel, der 2008 seinen ersten Grand-Prix-Sieg im Toro Rosso in Monza gefeiert hatte, im Ferrari aber weiter auf den Heimerfolg wartet. Seit 2010 gewann die Scuderia in Monza nicht mehr, dafür gab es von Vettel eine Liebeserkl­ärung: „Danke an alle Tifosi. Ihr seid das beste Publikum der Welt.“

„Ich liebe es hier in Italien. Ich liebe die Leidenscha­ft der Fans.“Der von den Tiffosi ausgepfiff­ene Sieger Lewis Hamilton

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Foto: dpa Einen guten Grund zu feiern hatte Formel 1 Fahrer Lewis Hamilton (links) in Monza: Mit seinem Sieg löst er Sebastian Vettel an der Spitze der Fahrerwert­ung ab.

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