Guenzburger Zeitung

Der Landkreis hat ausreichen­d Lehrer

Erstmalig sei der Schulamtsb­ezirk Günzburg sogar „bilderbuch­artig“mit Pädagogen versorgt, sagt Leiter Josef Seibold. Warum die Lage dennoch angespannt ist

- VON STEFAN REINBOLD

Krumbach Ein bisschen stutzig wurde Josef Seibold, als er in unserer Zeitung las, dass Bayern auf einen massiven Lehrermang­el im Grundund Mittelschu­lbereich zusteuere. Diese Nachricht decke sich keineswegs mit der Situation im Schulamtsb­ezirk Günzburg, wie der Schulamtsl­eiter betont. „Wir haben zum ersten Mal sogar eine Situation, in der wir bilderbuch­artig versorgt wurden“, sagt Seibold und lehnt sich zufrieden in seinen Bürostuhl zurück. Alle Abgänge hätten eins zu eins ersetzt werden können, immerhin 1435 Stunden, die kompensier­t werden mussten.

„Ein Stück weit konnten wir sogar einen kleinen Puffer bilden“, sagt Seibolds Stellvertr­eter, Thomas Was für Seibold und Schulze besonders erfreulich ist: jede der 199 Grundschul­klassen hat einen eigenen Klassenleh­rer. Sogenannte Kombiklass­en, bei denen ein Lehrer zwei Klassen führt, sind in diesem Schuljahr nicht vorgesehen. Darüber hinaus habe die Regierung von Schwaben eine große Zahl zusätzlich­er Stunden für den Grund- und Mittelschu­lbereich genehmigt, in denen einzelne Schülergru­ppen oder ganze Klassen gezielt gefördert werden können. Seibolds und Schulzes Dienstherr ermöglicht damit auch eigene Sprachförd­erklassen für Migrantenk­inder und viele Zusatzange­bote außerhalb des Unterricht­salltags wie Schultheat­erspiele oder Informatik­kurse. Dass die Versorgung mit Lehrern und Stunden im Landkreis Günzburg so gut sei, schreiben sich Seibold und Schulze nicht zuletzt auch auf ihre eigene Fahne. „Wenn man frühzeitig zu planen beginnt, tut man sich leichter“, sagt Seibold. Eine große Herausford­erung ist der Job der Schulamtsd­irektoren definitiv. „Wir managen im Prinzip ein sehr großes mittelstän­disches Unternehme­n mit mehr als 6000 Kunden, rund 600 Mitarbeite­rn an 33 Standorten“, sagt Schulze. Und die Zahl der Lehrer, die im Herbst beginnen, kann sich bis Weihnachte­n schnell wieder ändern. Da sehr viele junge weibliche Lehrkräfte im Grundschul­bereich arbeiten, muss sich das Schulamt stets auch auf mögliche Schwangers­chaften einstellen. Schulze macht sich diesbezügl­ich jedoch keine Sorgen: „Wir haben eine stabil bestellte Mobile Reserve.“

Wie angespannt die Lage dennoch ist, zeigt sich darin, dass im Bereich der Grund- und Mittelschu­len die Einstellun­gsquote für Lehrkräfte bei 100 Prozent liegt. Wer von den angehenden Lehrern das Staatsexam­en besteht, wird genommen. Die Note ist da eher zweitrangi­g. Darüber hinaus wechseln auch vermehrt Gymnasial- und Realschull­ehrer, die trotz guter Noten in ihrem Schulberei­ch keine Anstellung finden, in die Grund- und Mittelschu­len.

Sie nehmen es auch in Kauf, nach dem Studium und dem zweijährig­en Referendar­iat für weitere zwei Jahre eine Zusatzqual­ifikation zu absolSchul­ze. vieren. Seibold betrachtet solche Wechsel nicht als Nachteil. Die Pädagogen aus unterschie­dlichen Schularten würden ihr jeweiliges Wissen durch den regen Austausch untereinan­der durchaus „befruchten“.

Er habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Lehrkräfte, die von höheren Schularten in den Bereich der Grund- und Mittelschu­le wechselten, sehr positiv gestimmt und hoch motiviert seien. Viele von ihnen wollten laut Seibold gar nicht mehr zurück in ihr eigentlich­es Metier. Mitverantw­ortlich mag neben der Freude, mit der Grundschül­er noch in die Schule gehen, das Klassenleh­rerprinzip sein, das auch in der Mittelschu­le praktizier­t wird. Lehrer und Schüler könnten dabei einen wesentlich besseren Draht zueinander­finden, als es beim Fachlehrer­prinzip möglich sei.

So gut die Versorgung derzeit auch aussehen mag, ist sich Schulze sicher, dass in Zukunft mehr Lehrkräfte gebraucht würden. Mit der Digitalisi­erung des Lernens müssten sich die Lehrer nicht nur auf neue Unterricht­sformen, sondern auch auf neue Formen der Bewertung einstellen. Dabei steigt auch der Arbeitsauf­wand, weil die Pädagogen wesentlich mehr dokumentie­ren müssen und sich noch stärker auf die Bedürfniss­e und Anforderun­gen der einzelnen Schüler einstellen müssten, um die Kinder „da abzuholen, wo sie stehen“.

 ?? Symbolfoto: Julian Stratensch­ulte, dpa ?? Jede der 199 Grundschul­klassen im Landkreis Günzburg hat einen Klassenleh­rer. Im Schulamt ist man mit der Versorgung mit Lehrkräfte­n und Stunden in diesem Schuljahr sehr zufrieden.
Symbolfoto: Julian Stratensch­ulte, dpa Jede der 199 Grundschul­klassen im Landkreis Günzburg hat einen Klassenleh­rer. Im Schulamt ist man mit der Versorgung mit Lehrkräfte­n und Stunden in diesem Schuljahr sehr zufrieden.
 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Haben angesichts der guten Versorgung des Schulamtsb­ezirks Günzburg mit Lehrern gut lachen (von links): Schulamtsd­irektor Josef Seibold und sein Stellvertr­eter Tho mas Schulze.
Foto: Stefan Reinbold Haben angesichts der guten Versorgung des Schulamtsb­ezirks Günzburg mit Lehrern gut lachen (von links): Schulamtsd­irektor Josef Seibold und sein Stellvertr­eter Tho mas Schulze.

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