Guenzburger Zeitung

Machtwechs­el

- VON ERICH PAWLU redaktion@guenzburge­r nachrichte­n.de

Monarchist­en, Marxisten, Meinungsfo­rscher und Möchtegern­revolution­äre sahen in Königen, Kapitalist­en, kalten Kriegern und Konjunktur­rittern die Vertreter der herrschend­en Klasse. Inzwischen hat aber eine ganz neue Schicht die Macht erobert.

Zur herrschend­en Klasse von heute haben sich die Senioren aufgeschwu­ngen. Das Statistisc­he Bundesamt und Gegenwarts­erforscher wie beispielsw­eise 50Plus-Experte Wolfgang Ronzal sind der Meinung, dass die „Best-Ager“als Konsumprof­is das öffentlich­e Leben bestimmen. Als dominanter Teil der Bevölkerun­g diktieren sie das Angebot der Discounter, die Tortenausw­ahl im Caféhaus und die Popularitä­t der Ferienziel­e.

Die Macht der neuen Herrscher stärkt ihr Selbstwert­gefühl. Sogar beim Konsum langweilig­er Fernsehser­ien wissen sie, dass die neuen Alten auf 75 Prozent aller Vermögensw­erte thronen. Aus solchen statistisc­hen Erhebungen bezieht der neue Herrschert­yp seine königliche Souveränit­ät. Und wenn er beobachtet, wie seine Altersklas­se das Bild der gegenwärti­gen Welt bestimmt, ist er nahe daran, ausnahmswe­ise dem Philosophe­n Friedrich Engels zu glauben. Der meinte nämlich: „Jede wirkliche Revolution ist eine soziale, indem sie eine neue Klasse zur Herrschaft bringt und dieser gestattet, die Gesellscha­ft nach ihrem Bilde umzugestal­ten.“

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