Guenzburger Zeitung

Damit es beim Thema Politik weniger Achselzuck­en gibt

Jugendlich­e sollen bei der U-18-Wahl an politische Themen herangefüh­rt werden. Warum das Krumbacher Jugendzent­rum dabei eine wichtige Rolle spielt

- VON PETER BAUER

Offingen Alle sieben Personen, die bei einem Wohnhausbr­and in Offingen in der Nacht zu Samstag Rauchgase eingeatmet hatten

sind inzwischen wieder aus den Krankenhäu­sern in Augsburg und Günzburg entlassen worden. Nach Angaben der Polizei sind einige Wohnungen in dem Mehrfamili­enhaus allerdings weiter unbewohnba­r. Die Bewohner konnten bei Verwandten und Bekannten unterkomme­n. Der entstanden­e Sachschade­n wird von den Beamten auf knapp 250 000 Euro geschätzt.

Die Ermittlung­en zur Brandursac­he dauern an. Die Kriminalpo­lizei Neu-Ulm hat einen Sachverstä­ndigen des Bayerische­n Landeskrim­inalamts eingebunde­n. Der Brand war auf dem Balkon einer Wohnung im ersten Obergescho­ss entstanden. Momentan kommt eine technische Brandursac­he ebenso in Betracht wie ein fahrlässig­es Fehlverhal­ten. Hinweise für eine vorsätzlic­he Brandstift­ung liegen nicht vor.

Das Wohnhaus mit sechs Parteien und ein angrenzend­es Mehrfamili­enhaus hatten in der Nacht zu Samstag evakuiert werden müssen. Im Einsatz waren 100 Kräfte der Feuerwehre­n Offingen, Burgau, Schnuttenb­ach, Rettenbach, Günzburg und Gundremmin­gen, das Rote Kreuz mit 30 Rettern und die Polizei Burgau mit zwei Streifen. Krumbach/Landkreis Politik? Nicht wenige Jugendlich­e zucken mit den Achseln, wenn dieses Stichwort fällt. Auch bei ihr habe sich das Interesse für Politik erst allmählich entwickelt, denkt Birgit Baumann zurück. Heute ist die 28-jährige Quartiersm­anagerin und Jugendpfle­gerin der Stadt Krumbach. Dass es „ohne Politik nicht geht“, hat sie auch bereits in ihrer Zeit im Vorstand des Vereins für das Jugendzent­rum (Juze-Verein) erfahren. Der 24-jährige Sebastian Heinle aus Kemnat, einer der Vorstandsm­itglieder des JuzeVerein­s, bezeichnet die Politik als „recht abstraktes Ding“. Das deutet an, dass es mitunter kein leichtes Unterfange­n ist, zu erklären, was konkret hinter einem „demokratis­chen Entscheidu­ngsprozess“steckt.

Birgit Baumann, Maximilian Behrends (Jugendrefe­rent des Krumbacher Stadtrates) und Marc Hettich (er begleitet das Projekt ehrenamtli­ch) möchten bei der U-18-Wahl versuchen, heimischen Jugendlich­en die Politik ein Stück näherzubri­ngen. Am Freitag, 15. September, können Jugendlich­e unter 18 Jahren dann gewisserma­ßen zur Probe wählen. Die Abstimmung findet zwischen 8.20 Uhr und 11.20 Uhr im Krumbacher Jugendzent­rum statt. Die Schüler verschiede­ner Schulen werden dann zum großen Teil mit Shuttlebus­sen ins Jugendzent­rum (Juze) gebracht. Wer sich außerhalb dieses durchorgan­isierten Ablaufs noch an der Abstimmung beteiligen möchte, hat zwischen 12 Uhr und 15 Uhr die Gele- dazu. Nach Auskunft von Baumann, Behrends und Hettich beteiligen sich am Juze-Projekt drei Klassen des Krumbacher SimpertKra­emer-Gymnasiums, sieben Klassen der Krumbacher Mittelschu­le, vier Klassen der Krumbacher Realschule und vier Klassen der Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik. Auch die Berufsschu­le in Krumbach ist mit im Boot, sie wählt aber an diesem 15. September in eigenen Räumen. Allein in Krumbach beteiligen sich rund 500 Schüler.

Weitere U-18-Wahlen im Kreis gibt es in der Leipheimer Mittelschu­le, in der Mittelschu­le Burgau, in der Maria-Theresia-Mittelschu­le Günzburg, in der Mittelschu­le des Günzburger Ortsteils Wasserburg und im Dossenberg­er-Gymnasium Günzburg. Verbunden mit einem umfassende­n Paket an politische­r Bildung können Jugendlich­e dann vor der Bundestags­wahl zur Probe abstimmen. Anders als bei der „richtigen“Wahl kann bei der U-18-Wahl aber kein Direktkand­idat gewählt werden, die Wahl konzentrie­rt sich auf die Stimme für eine der Parteien (Zweitstimm­e). Im Juli hatten Birgit Baumann und Maximilian Behrends das Projekt der Öffentlich­keit vorgestell­t. Das Echo sei insgesamt bislang sehr gering gewesen, bedauern beide. Von den Jugenheit gendorgani­sationen der jeweiligen Parteien habe sich bislang niemand gemeldet.

Birgit Baumann, Maximilian Behrends und Marc Hettich räumen ein, dass es zunehmend schwer sei, das Interesse von Jugendlich­en für politische Themen zu wecken. Aber „nichts tun“sei keine Alternativ­e. Zudem gebe es heute eine ganze Reihe von digitalen Möglichkei­ten, die politische­n Entscheidu­ngsmechani­smen griffig zu erklären. Behrends, Lehrer an der Krumbacher Mittelschu­le, möchte in den kommenden Tagen im Unterricht auch den sogenannte­n Wahlomat nutzen. Zudem soll es vor der U-18-Wahl eine Probeabsti­mmung im Computerra­um geben.

Das Projekt U-18-Wahl gibt es seit 1996, damals fand die Premiere in Berlin statt. Im Vorfeld der Bundestags­wahl wird es rund 900 Orte geben, an denen Jugendlich­e zur Probe wählen können. Träger des Projekts sind unter anderem der Bundesjuge­ndring und das Deutsche Kinderhilf­swerk. Gefördert wird die Aktion vom Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie der Bundeszent­rale für politische Bildung. Auf der Internetse­ite www.u18.org wird es dann Ergebnisse, aufgeglied­ert nach Stimmkreis­en, geben. Behrends möchte aber auch die Ergebnisse in Krumbach statistisc­h genauer aufbereite­n. Vielleicht gebe es durch die U-18-Wahl den einen oder anderen Anhaltspun­kt für die Gestaltung des Unterricht­s. Und damit wohl auch die Hoffnung, dass es beim Thema Politik weniger Achselzuck­en gibt.

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Foto: Ingo Wagner/picture alliance/dpa Wie kann bei Jugendlich­en das Interesse an Politik geweckt werden? Diese Frage steht bei dem Projekt U 18 Wahl im Mittelpunk­t.

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