Guenzburger Zeitung

Beeindruck­ende Biografien

- VON PETER BAUER redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Das Buch hat im wahrsten Wortsinn Gewicht. Die Waage zeigt 2,9 Kilo an. Und es geht um Persönlich­keiten mit einem gewichtige­n Einfluss. Acht Jahre haben die Augsburger Historiker­in Marita Krauss und zahlreiche weitere Autoren an ihrer Gesamtdars­tellung über die bayerische­n Kommerzien­räte gearbeitet, die vor Kurzem erschienen ist. Wer waren diese Kommerzien­räte? Bei der Suche nach Antworten stoßen wir auf ein ungewöhnli­ches Kapitel der Wirtschaft­sgeschicht­e. Die mit dem Ehrentitel ausgezeich­nete Elite des bayerische­n Königreich­es prägte im späten 19. und frühen 20. Jahrhunder­t maßgeblich das Wirtschaft­sleben in Bayern, damit aber auch die Geschichte des heimischen Landkreise­s Günzburg.

Nicht zuletzt das ist ein bedeutende­s Thema unserer neuen Serie „Wirtschaft schreibt Geschichte“. Einmal im Monat möchten wir im Rahmen unserer Serie bedeutende Persönlich­keiten aus der regionalen Wirtschaft­sgeschicht­e in Porträts vorstellen. Heute beginnen wir mit Johann Offermann (1855 bis 1926). Aus dem damals westfälisc­hen Eupen kam er nach Süddeutsch­land und wurde zum Begründer einer der heute bedeutends­ten Unternehme­n des Landkreise­s Günzburg. Offermanns Biografie steht exemplaris­ch für eine ganze Reihe von prägenden Persönlich­keiten des heimischen Wirtschaft­slebens.

Im Krumbacher Ortsteil Niederraun­au spielt bis heute der Name Michael Schleifer (1847 bis 1915) eine herausrage­nde Rolle. Man mag es in der Rückschau zunächst kaum glauben, doch Schleifer aus dem kleinen Niederraun­au wird zu einem bedeutende­n Erfinder. Das Wort bahnbreche­nd hat in diesem Zusammenha­ng eine besondere Bedeutung. Michael Schleifer gründet in Berlin eine Firma und wird schließlic­h durch ein Patent berühmt, das in der Eisenbahng­eschichte wegweisend ist: die Erfindung der Zug-Notbremse.

Was Offermann und Schleifer gleicherma­ßen auszeichne­t, ist ihr Engagement für Bedürftige. Schleifer wird zum Wohltäter Niederraun­aus. Durch seine Erfindung vermögend geworden, vermacht er seiner Gemeinde und der Niederraun­auer Pfarrei rund 240000 Mark. Offermann unterstütz­t während des Ersten Weltkriege­s in Günzburg die Armenfürso­rge. Bei Streifzüge­n durch die heimische Wirtschaft­sgeschicht­e stoßen wir immer wieder auf solch beeindruck­endes Handeln. Wir begegnen Persönlich­keiten, für die Eigentum im wahrsten Wortsinn moralische Verpflicht­ung war. Nicht zuletzt darüber möchten wir in den kommenden Monaten berichten.

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Foto: Peter Bauer 2,9 Kilogramm: Die auch im wahrsten Wortsinn gewichtige Darstellun­g über die Kommerzien­räte – eine Fundgrube für unsere Serie.
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