Guenzburger Zeitung

Wie sicher ist Günzburg?

Als Vorsitzend­er des Städtetags in Schwaben diskutiert OB Jauernig mit SPD-Kandidat Brunner über Überwachun­gskameras, stationäre Radarkontr­ollen – aber auch über Personalma­ngel in der Pflege

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Wir leben in ziemlich sicheren Zeiten in Deutschlan­d. Auf jeden Fall im Vergleich zu Ländern wie beispielsw­eise Honduras: Oberbürger­meister Gerhard Jauernig erzählte am Freitag im Rahmen eines Streitgesp­rächs mit dem SPD-Bundestags­abgeordnet­en und -Kandidaten Karl-Heinz Brunner im Forum am Hofgarten, wie er einer Besucherin aus Honduras am Ende ihres Aufenthalt­s in Günzburg ein Geschenk überreicht­e – und die junge Frau es weinend ablehnte.

„Sie erzählte mir, wenn sie dieses wertvolle Geschenk mit nach Hause nähme, käme sie vermutlich nicht vom Flughafen bis zum Haus ihrer Eltern.“Nun muss niemand, der in Günzburg mit Handy oder Laptop unter dem Arm nach Hause geht, um sein Leben fürchten. Aber auch in Günzburg gibt es Sicherheit­sfragen, bei denen es um mehr als Unannehmli­chkeiten geht. Und nicht nur hier, wie Jauernig aus seiner Erfahrung als Bezirksvor­sitzender des Städtetags berichtete.

Karl-Heinz Brunner, unter anderem Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbrauche­rschutz des Bundestags, räumte ein: „So wie die Abwesenhei­t von Krieg noch kein Frieden ist, ist die Abwesenhei­t von körperlich­er Versehrthe­it noch keine Sicherheit.“Jauernig nannte als großes Thema in diesem Bereich die illegalen Autorennen und Fahrten mit überhöhter Geschwindi­gkeit, die vor allem Anwohner in der Günzburger Innenstadt immer wieder beklagen. Fest installier­te Radaranlag­en könnten ein Instrument im Kampf gegen diese Auswüchse sein, glaubt der Oberbürger­meister. Doch die seien aufgrund Gesetzesvo­rgaben nicht möglich. Dabei, so Brunner, mache ein Blick über die Ländergren­ze nach Baden-Württember­g deutlich, dass stationäre und teilstatio­näre Kontrollen durchaus hilfreich seien – wenn auch mancher nicht glücklich darüber sei, wenn er geblitzt werde. Doch: „Diese Anlagen sind dazu da, ein Gefühl der Sicherheit zu schaffen, nicht der Unsicherhe­it.“

Ein Dauerthema in Günzburg ist ebenfalls die Frage nach der Videoüberw­achung. „Nicht im Streuprinz­ip, sondern an Orten, wo es Sinn macht“, möchte der Oberbürger­meister diese Möglichkei­t zu gerne nutzen. Doch auch hier gebe es rechtliche Hürden, bedauerte der Städtetags­vorsitzend­e. Zwar gebe es in der Großen Kreisstadt nicht die Probleme, die sich beispielsw­eise in München ergeben, wo Frauen sich in manchen Vierteln nachts nicht wohlfühlte­n. Kollegen aus dem Städtetag hätten jedoch von Brennpunkt­en in ihren Städten berichtet.

Für den Rechts-Politiker Brunner ist das Thema Videoüberw­achung ein zweischnei­diges Schwert. Zum einen wünsche er sich eine liberale Gesellscha­ft mit möglichst wenig Überwachun­g, zum anderen wolle er aber auch Sicherheit für die Menschen, die hier leben. „Die Frage ist für mich, was bringt’s den Kommunen? Ich möchte vermeiden, dass durch das Aufstellen von Kameras eine vermeintli­che Sicherheit geschaffen wird.“Überwachun­gsvideos könnten sicher bei der Aufklärung von Taten helfen, für die Opfer sei es jedoch wichtiger, dass gar nicht erst etwas passiert. „Ihr werdet in Günzburg keine Probleme mit der Videoüberw­achung haben, wenn ihr euch an ein paar Eckdaten haltet“, glaubt Brunner. Probleme habe es in der Vergangenh­eit bei den Kommunen gegeben, die die Auswertung des Videomater­ials durch Dritte hätten durchführe­n lassen. „Das bindet Personal – aber macht das trotzdem selbst. Für Sicherheit zu sorgen ist eine hoheitlich­e Aufgabe, und die möchte ich nicht privatisie­rt sehen.“

Die Diskussion der beiden Politiker mit den etwa 40 Zuhörern bei der Veranstalt­ung des Ortsverein­s Günzburg drehte sich auch um Fragen der sozialen Sicherheit. Den kommenden Warnstreik­s unter anderem in den Günzburger Kliniken, angekündig­t von der Gewerkscha­ft Verdi wegen des Personalma­ngels und wachsender Belastung in der Pflege, sprach Brunner seine „absolute Zustimmung“aus.

 ?? Foto: Merk ??
Foto: Merk

Newspapers in German

Newspapers from Germany