Guenzburger Zeitung

Werbung für eine Politik mit „klarer Linie“

Bayerns Innenminis­ter Herrmann punktet beim Publikum im Krumbacher Stadtsaal beim Thema Innere Sicherheit

- VON STEFAN REINBOLD

Krumbach Draußen scheint die Sonne, drinnen spielt der Musikverei­n Krumbach: Die Voraussetz­ungen für ein weiß-blaues Bürgerfest, wie es die Krumbacher CSU-Ortsgruppe am Sonntag ausgericht­et hat, könnten kaum besser sein. „Wenn das Wetter gut, ist, dann ist der Minister dafür verantwort­lich“, kündigt Zweiter Bürgermeis­ter Gerhard Weiß den Besuch Joachim Herrmanns im Stadtsaal an. Dass es dem Spitzenkan­didaten der CSU im Wahlkampf nicht darum geht, schön Wetter zu machen, verdeutlic­ht er in der Gesprächsr­unde mit dem CSU-Bundestags­abgeordnet­en Georg Nüßlein. Dabei bleibt Herrmann trotz des Temperatur­anstiegs, den der Wahlkampf eine Woche vor der Wahl verzeichne­t, durchaus vernunftor­ientiert und sachlich in seiner Argumentat­ion.

Fürs Austeilen fühlen sich derweil andere zuständig. Wer sich jetzt zurücklehn­e und glaube, die Wahl sei gelaufen, mahnt Landtagsab­geordneter Alfred Sauter vor Herrmanns Ankunft, der werde sich hinterher ärgern. Als „Vorgruppe“spielen Sauter und Nüßlein die Einheizer im Saal. Entspreche­nd derb wird auf den politische­n Gegner eingedrosc­hen. Was ihn besonders ärgere, sagt Nüßlein mit leichter Süffisanz in der Stimme, sei der Spruch der AfD „Wir halten, was die CSU verspricht“. „In der Opposition kann man ja Reden schwingen, aber keine Verspreche­n halten. Die Herrschaft­en sollten das Maul halten.“Dafür, dass die Situation des Kontrollve­rlusts vom Sommer 2015 beendet sei, trage die CSU maßgeblich die Verantwort­ung.

Herrmann gibt sich im politische­n Nahkampf weniger brachial. Auf den Dieselskan­dal angesproch­en, macht er klar, dass diejenigen, die betrogen haben, dafür zur Rechenscha­ft gezogen werden müssen. Der einfache Bürger, der damit nichts zu tun habe, dürfe dafür nicht mithaften. Selbstvers­tändlich müssten auch die Grenzwerte für Schadstoff­e in der Luft eingehalte­n wer- Im Umgang mit dem Skandal plädiert der Innenminis­ter jedoch dafür, „Vernunft einkehren zu lassen“. Das Ziel sei, sauberere Autos auf den Markt zu bringen, gleichzeit­ig aber nicht die Axt an eine der wichtigste­n Säulen der deutschen Wirtschaft anzulegen.

Was die Innere Sicherheit betrifft, verweist Herrmann auf die Spitzenpos­ition Bayerns im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern. Die CSU gehe das Thema immer schon konsequent an, „deswegen ist Bayern das sicherste Bundesland“. In dieser Beziehung könne der Bund durchaus etwas mehr Bayern gebrauchen, sind sich Nüßlein und Herrmann einig. So habe Bayern in den vergangene­n Jahren gut 3000 zusätzlich­e Stellen bei der Polizei geschaffen. Andere Landesregi­erungen, wie etwa SPD und Grüne in Nordrhein-Westfalen, wo ohnehin eine höhere Kriminalit­ätsrate herrsche als in Bayern, hätten dagegen den Personalst­amm reduziert. Die Quittung dafür erhielten sie bei der jüngsten Landtagswa­hl. Dass der niedersäch­sische Innenminis­ter nach den G20-Krawallen in Hamburg gefordert hatte, das Vermummung­sverbot von einer Straftat zur Ordnungswi­drigkeit herabzustu­fen, um der Polizei mehr Spielraum zur Deeskalati­on zu geben, hält Herrmann für das falsche Signal. Das zeige, „dass das Gegenteil von dem getan wird, was nötig und wichtig ist“.

Auf die Frage aus dem Publikum, wie die CSU dem Thema Altersarmu­t beikommen will, erklärt Herrmann, dass eine Mindestver­sorgung durch den Staat gesichert sein müsse. Insbesonde­re was Frauen, die ungleich häufiger von Altersarmu­t bedroht seien, betrifft, wolle die CSU bei der Anerkennun­g von Erziehungs­zeiten „den nächsten Schritt“machen. Eine wichtige Rolle in der Diskussion spielen auch die Themen Integratio­n und Flüchtling­e. Auf das Verhältnis zur Türkei angesproch­en, erklärt Nüßlein, dass Erdogans langer Arm bis in den Landkreis reiche. Er ziehe daraus zwei Schlüsse. Imame müssten an Moscheen in Deutschlan­d ausgebilde­n. det und finanziell unabhängig von der Türkei sein. Und er wolle sich dafür einsetzen, die doppelte Staatsbürg­erschaft abzuschaff­en. Vom Publikum gibt es spontanen Applaus, was verdeutlic­ht, wie sehr das Thema Integratio­n und Flüchtling­e die Menschen im Land bewegt.

Deutlich wird das auch, als Herrmann auf die Grenzkontr­ollen angesproch­en wird. Es sei sinnvoller, an den Außengrenz­en der EU zu kontrollie­ren, doch „solange das nicht der Fall ist, schützen wir unsere eigenen Grenzen.“Allein im ersten Halbjahr 2017 seien an der deutschöst­erreichisc­hen Grenze tausende Menschen zurückgewi­esen worden, die illegal einreisen wollten, „aber auch ein ganzer Haufen Drogendeal­er und Einbrecher­banden“. Zusätzlich wurden 1100 Menschen festgenomm­en, für die ein rechtskräf­tiger Haftbefehl vorlag. „Da geht’s längst nicht nur um die Flüchtling­e“, so Herrmann. Der Staat müsse die Kontrolle über seine Grenzen behalten. „Man muss da auch mit klarer Linie auftreten“, empfiehlt er sich am Ende noch einmal als möglicher Innenminis­ter einer künftigen Bundesregi­erung, ehe die Musikkapel­le wieder einsetzt.

 ?? Foto: Stefan Reinbold ?? Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (Mitte) im Gespräch mit dem Bun destagsabg­eordneten Georg Nüßlein (links) und Moderator Thomas Röll vom Bayern kurier im Krumbacher Stadtsaal.
Foto: Stefan Reinbold Der bayerische Innenminis­ter Joachim Herrmann (Mitte) im Gespräch mit dem Bun destagsabg­eordneten Georg Nüßlein (links) und Moderator Thomas Röll vom Bayern kurier im Krumbacher Stadtsaal.

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