Fulminante „Grand Opéra“
Der Günzburger Starsopranistin Diana Damrau gelingt mit einem mitreißenden Meyerbeer-Debüt ein großer Wurf
Günzburg Das Repertoire im umfangreichen Damrau-CD-Katalog aus Verdi, Rossini, Donizetti, Puccini, Mozart, Strauß, Schubert und vielen, vielen mehr ist wahrlich kaum aufzählbar. Einen aus der ruhmreichen Komponistenriege allerdings sucht man vergebens: Den 1791 in Tasdorf (Mark Brandenburg) als Jakob Meyer Beer geborenen, in Frankreich zum Meister der französischen Grand Opéra aufgestiegenen, zu Weltruhm gekommenen und 1864 in Paris gestorbenen Giacomo Meyerbeer.
Ihr „Herz angesprochen“hatte der deutsch-jüdische Komponist zwar schon zu ihrer Studienzeit in Würzburg, mit der Kantate „Gli amori di Teolinda“, mit der virtuosen Koloratursopran-Pflichtübung „Ombre légère“, doch ein reines Meyerbeer-Album musste noch warten. Genauer gesagt waren es zehn Jahre seit Erscheinen ihrer ersten CD „Arie di Bravura“, die er warten musste. 2017 endlich war es so weit, die italienischen, französischen und deutschen Stile dieses „europäischen Künstlers“in ihrer „Leichtigkeit, Sinnlichkeit, Schönheit und Eleganz“(Damrau) in einem Album zu vereinen, begleitet von Orchester und Chor der Opéra National Lyon unter Leitung von Emmanuel Villaume.
In elf anspruchsvollen Titeln ist die gesamte Bandbreite Meyerbeerscher Klangrhetorik aufgefächert, von explodierenden Gefühlseruptionen bis verführerischen Charme und blauäugiger Walzerblumigkeit. Mit nachtigallenhafter Leichtigkeit changiert die Koloratur-Primadonna italienisch, französisch und deutsch durch die Kabinettstückchen gesanglicher Virtuosität.
Einfach grandios, wie sie sich in „L’Étoile du Nord“mit zwei Flöten in einen hoch dosierten Träller-, Triller- und Echowettstreit stürzt. Wie sie sich als Dinorah in der Bravourarie „Ombre légère“aus „Le Pardon de Ploermel“, tränenschwer verdickt und in hinreißendem Walzerrhythmus, auf ein koloraturintensives Gespräch mit ihrem eigenen Schatten einlässt, gespickt mit leidenschaftlich vibrierenden Spitzentönen.
Herzerwärmend die „O beau payas“-Pastorale aus „Les Hugeunots“, eine mit sanfter Italienitá ineinander verschlungene WohlklangEdelversion in atemberaubender, himmelhochjauchzend verzierter Koloraturekstase. Und das, auf Lebe-wohl-Deutsch abgestimmte „Ein Feldlager in Schlesien“, ist innigst süßer Trost mit entschlossenem Erweckungsdrang. Zum Herzbrechen schön traurig – und, zum ersten Mal überhaupt, auf Tonträger aufgenommen. Ansprechend das Booklet, mit kurzgefasst dreisprachiger Hintergrundinformation und allen Arientexten.
„Diana Damrau zaubert aus jedem Titel eine eigene kleine Oper, zart, pastos und mit nach wie vor köstlich selbstverständlich erreichten Spitzentönen. Unbedingt hörenswert“, urteilt die Fachpresse. Dem ist nichts hinzuzufügen. Giacomo Meyerbeer „Grand Opé ra“, mit Diana Damrau und dem Or chestre de l’Opera National de Lyon unter Emmanuel Villaume. Lable: Erato. Be stellnummer: 6505664
Leichtigkeit einer Nachtigall in drei Sprachen