Betreuung im grünen Bereich
Zwei weitere Einrichtungen im Günzburger Stadtgebiet vergrößern ihr Angebot: Was das Evangelische Kinderhaus und der Montessori-Kindergarten vorhaben
Günzburg Die Kinderbetreuung im Günzburger Stadtgebiet wächst weiter: Nach dem Kindergarten des Vereins Kids & Company, der seine bestehende Krippe um einen Kindergarten mit 50 Plätzen ergänzt
haben am Montagabend zwei weitere Betreuungsprojekte die Zustimmung des Stadtrats erhalten. Dass Bedarf an den Plätzen da ist, darüber herrschte Einigkeit im Gremium. Über die Frage der Finanzierung gab es jedoch Diskussionen.
Im vergangenen Jahr hatte die Stadt zuletzt eine Bedarfsplanung für die Kinderbetreuung durchgeführt. Mit einem eindeutigen Ergebnis: Gerade bei den Krippenplätzen wächst die Nachfrage. Einhellig stimmte der Stadtrat deshalb den Plänen des Evangelischen Reggio-Kinderhauses zu, sein Angebot um eine weitere Krippengruppe zu erweitern. In den Räumen der Dr.Georg-Simnacher-Stiftung in der Ludwig-Heilmeyer-Straße hat das Kinderhaus Räume angemietet, in denen bereits bis zu 15 Kinder unter drei Jahren betreut werden. Ein Anund Umbau soll nun eine weitere Krippengruppe ermöglichen. In Räumen, die bislang als Büro und Besprechungszimmer genutzt werden. Schon ab Frühjahr 2018 könnten damit die ersten fünf zusätzlichen Krippenkinder untergebracht werden. Das wird nach Schätzungen der Betreiber etwa 90 000 Euro kosten. In einem zweiten Bauabschnitt könnten dann weitere Baumaßnahmen erfolgen und die zehn weiteren Plätze geschaffen werden. Insge- samt geht die Verwaltung von Kosten in Höhe von knapp 320 000 Euro aus. Über staatliche Fördermittel erwartet die Stadt eine Refinanzierung ihrer Kosten – insgesamt 85 Prozent des städtischen Zuschusses. Die Betreiber möchten möglichst schnell anfangen. SPD-Rätin und Jugendreferentin Ursula Seitz machte die Dringlichkeit deutlich: „Im nächsten Jahr werden dort gerade einmal fünf Plätze frei, weil Krippenkinder in den Kindergarten kommen. 36 Kinder stehen dagegen auf der Warteliste für einen Platz.“
Schwerer tat sich der Stadtrat mit einem zweiten Betreuungsprojekt: Als vierte Gruppe seines Kindergartens möchte das Montessori-Kinderhaus Nornheim einen Waldkindergarten eröffnen. Die 20 Kinder sollen einen speziellen Bauwagen im Birketwald bekommen, der ihnen als Wärme- und Ausruhort dient. Im Wesentlichen seien die Kinder aber Tag für Tag das ganze Jahr über draußen in der Natur, erklärt Ute Abmayr, eine der Initiatorinnen, im Gespräch mit der
Erfahrungen in anderen Städten mit dem Prinzip seien sehr positiv. „Die Kinder, die einen Waldkindergarten besuchen und das ganze Jahr draußen sind, haben eine robustere Gesundheit als Gleichaltrige. Auch für die kindliche Entwicklung habe das Spielen in und mit der Natur große Vorteile gegenüber den Haus-Kindergärten, das belegten Studien. Der Bauwagen, in dem auch Vorschulangebote stattfinden könnten, werde mit Gas beheizt und mit Solarpaneelen ausgestattet. Wasser müssen die Eltern als Teil der montessori-üblichen El- ternarbeit kanisterweise zum Bauwagen transportieren.
Die Diskussion im Stadtrat machte deutlich: Nicht alle sind von dem Konzept angetan, wenn auch die Notwendigkeit weiterer Kindergartenplätze allen Ratsmitgliedern klar ist. Mit geplanten 120000 Euro – davon stammen 30000 als Eigenkapital von einem Spender – lägen die Kosten deutlich unter jenen für die Einrichtung einer regulären Kindergartengruppe in einem Gebäude, betonen die Organisatoren.
Christa Wall (FWG) verweigerte dem Projekt ihre Zustimmung unter anderem mit Hinweis auf Hygienefragen. Mit den Kindern in den Wald, in die Natur zu gehen, sei im Übrigen Sache der Eltern. GBL-Rätin Birgit Rembold widersprach: „Es ist wichtig, dass wir vielfältige Möglichkeiten bieten, sich zu entwickeln. Und der Dreck im Wald ist sicher hygienischer als so mancher Boden im Gruppenraum.“
Auch die CSU-Stadträte Stefan Baisch und Günter Treutlein stimmten gegen die städtische Beteiligung an den Kosten – aus Gründen der Gleichbehandlung. Ursprünglich hatte das Kinderhaus beantragt, die Stadt möge alle 20 neu geschaffenen Betreuungsplätze anerkennen und dabei gleichzeitig eine pauschale Förderung in Höhe von 90 000 Euro übernehmen. Dabei würde der Waldkindergarten jedoch auch Familien aus anderen Kommunen offenstehen. Die CSU fürchte Nachahmer, so Fraktionsvorsitzende Stephanie Denzler. Dem geänderten Wortlaut, wonach die Stadt nur zehn Waldkindergarten-Plätze fördert, und zwar jeden davon mit 9000 Euro, konnte sich Denzler ebenfalls anschließen. Wenn sie auch bekannte, dass sie das Konzept des Waldkindergartens persönlich nicht hätte nutzen wollen.
SPD-Stadträtin Ursula Seitz zeigte sich skeptisch, ob alle für die kindliche Entwicklung wichtigen Bereiche wie Literatur, Musik oder Technik tatsächlich im Waldkindergarten vermittelt werden könnten. Dennoch freue sie sich, dass die Kindergarten-Landschaft in Günzburg dadurch ein Stück grüner werde. Und sie kündigte an: „Herr Oberbürgermeister, wir werden künftig für unsere KindergartenBesuche unsere Matschhosen mitnehmen müssen.“
Uneingeschränkte Zustimmung zu beiden vorgestellten Betreuungsprojekten kam von UWB-Sprecher Ferdinand Munk. Die Leistung des Montessorivereins verdiene Respekt und Anerkennung, so Munk. „Wir freuen uns schon auf die Eröffnungen. Egal ob mit oder ohne Matschhose.“
„Wir werden künftig für un sere Kindergarten Besuche unsere Matschhosen mitnehmen müssen.“Stadträtin und Jugendreferentin Ursula Seitz zu Oberbürgermeister Gerhard Jauernig
OEin Informationstreffen für den Waldkindergarten findet am Donners tag, 21. September, um 17 Uhr statt. Treffpunkt ist am Parkplatz Hallstatt weg, bei Regenwetter im Kinderhaus Nornheim.