Guenzburger Zeitung

Betreuung im grünen Bereich

Zwei weitere Einrichtun­gen im Günzburger Stadtgebie­t vergrößern ihr Angebot: Was das Evangelisc­he Kinderhaus und der Montessori-Kindergart­en vorhaben

- VON REBEKKA JAKOB Zeitung. Günzburger

Günzburg Die Kinderbetr­euung im Günzburger Stadtgebie­t wächst weiter: Nach dem Kindergart­en des Vereins Kids & Company, der seine bestehende Krippe um einen Kindergart­en mit 50 Plätzen ergänzt

haben am Montagaben­d zwei weitere Betreuungs­projekte die Zustimmung des Stadtrats erhalten. Dass Bedarf an den Plätzen da ist, darüber herrschte Einigkeit im Gremium. Über die Frage der Finanzieru­ng gab es jedoch Diskussion­en.

Im vergangene­n Jahr hatte die Stadt zuletzt eine Bedarfspla­nung für die Kinderbetr­euung durchgefüh­rt. Mit einem eindeutige­n Ergebnis: Gerade bei den Krippenplä­tzen wächst die Nachfrage. Einhellig stimmte der Stadtrat deshalb den Plänen des Evangelisc­hen Reggio-Kinderhaus­es zu, sein Angebot um eine weitere Krippengru­ppe zu erweitern. In den Räumen der Dr.Georg-Simnacher-Stiftung in der Ludwig-Heilmeyer-Straße hat das Kinderhaus Räume angemietet, in denen bereits bis zu 15 Kinder unter drei Jahren betreut werden. Ein Anund Umbau soll nun eine weitere Krippengru­ppe ermögliche­n. In Räumen, die bislang als Büro und Besprechun­gszimmer genutzt werden. Schon ab Frühjahr 2018 könnten damit die ersten fünf zusätzlich­en Krippenkin­der untergebra­cht werden. Das wird nach Schätzunge­n der Betreiber etwa 90 000 Euro kosten. In einem zweiten Bauabschni­tt könnten dann weitere Baumaßnahm­en erfolgen und die zehn weiteren Plätze geschaffen werden. Insge- samt geht die Verwaltung von Kosten in Höhe von knapp 320 000 Euro aus. Über staatliche Fördermitt­el erwartet die Stadt eine Refinanzie­rung ihrer Kosten – insgesamt 85 Prozent des städtische­n Zuschusses. Die Betreiber möchten möglichst schnell anfangen. SPD-Rätin und Jugendrefe­rentin Ursula Seitz machte die Dringlichk­eit deutlich: „Im nächsten Jahr werden dort gerade einmal fünf Plätze frei, weil Krippenkin­der in den Kindergart­en kommen. 36 Kinder stehen dagegen auf der Warteliste für einen Platz.“

Schwerer tat sich der Stadtrat mit einem zweiten Betreuungs­projekt: Als vierte Gruppe seines Kindergart­ens möchte das Montessori-Kinderhaus Nornheim einen Waldkinder­garten eröffnen. Die 20 Kinder sollen einen speziellen Bauwagen im Birketwald bekommen, der ihnen als Wärme- und Ausruhort dient. Im Wesentlich­en seien die Kinder aber Tag für Tag das ganze Jahr über draußen in der Natur, erklärt Ute Abmayr, eine der Initiatori­nnen, im Gespräch mit der

Erfahrunge­n in anderen Städten mit dem Prinzip seien sehr positiv. „Die Kinder, die einen Waldkinder­garten besuchen und das ganze Jahr draußen sind, haben eine robustere Gesundheit als Gleichaltr­ige. Auch für die kindliche Entwicklun­g habe das Spielen in und mit der Natur große Vorteile gegenüber den Haus-Kindergärt­en, das belegten Studien. Der Bauwagen, in dem auch Vorschulan­gebote stattfinde­n könnten, werde mit Gas beheizt und mit Solarpanee­len ausgestatt­et. Wasser müssen die Eltern als Teil der montessori-üblichen El- ternarbeit kanisterwe­ise zum Bauwagen transporti­eren.

Die Diskussion im Stadtrat machte deutlich: Nicht alle sind von dem Konzept angetan, wenn auch die Notwendigk­eit weiterer Kindergart­enplätze allen Ratsmitgli­edern klar ist. Mit geplanten 120000 Euro – davon stammen 30000 als Eigenkapit­al von einem Spender – lägen die Kosten deutlich unter jenen für die Einrichtun­g einer regulären Kindergart­engruppe in einem Gebäude, betonen die Organisato­ren.

Christa Wall (FWG) verweigert­e dem Projekt ihre Zustimmung unter anderem mit Hinweis auf Hygienefra­gen. Mit den Kindern in den Wald, in die Natur zu gehen, sei im Übrigen Sache der Eltern. GBL-Rätin Birgit Rembold widersprac­h: „Es ist wichtig, dass wir vielfältig­e Möglichkei­ten bieten, sich zu entwickeln. Und der Dreck im Wald ist sicher hygienisch­er als so mancher Boden im Gruppenrau­m.“

Auch die CSU-Stadträte Stefan Baisch und Günter Treutlein stimmten gegen die städtische Beteiligun­g an den Kosten – aus Gründen der Gleichbeha­ndlung. Ursprüngli­ch hatte das Kinderhaus beantragt, die Stadt möge alle 20 neu geschaffen­en Betreuungs­plätze anerkennen und dabei gleichzeit­ig eine pauschale Förderung in Höhe von 90 000 Euro übernehmen. Dabei würde der Waldkinder­garten jedoch auch Familien aus anderen Kommunen offenstehe­n. Die CSU fürchte Nachahmer, so Fraktionsv­orsitzende Stephanie Denzler. Dem geänderten Wortlaut, wonach die Stadt nur zehn Waldkinder­garten-Plätze fördert, und zwar jeden davon mit 9000 Euro, konnte sich Denzler ebenfalls anschließe­n. Wenn sie auch bekannte, dass sie das Konzept des Waldkinder­gartens persönlich nicht hätte nutzen wollen.

SPD-Stadträtin Ursula Seitz zeigte sich skeptisch, ob alle für die kindliche Entwicklun­g wichtigen Bereiche wie Literatur, Musik oder Technik tatsächlic­h im Waldkinder­garten vermittelt werden könnten. Dennoch freue sie sich, dass die Kindergart­en-Landschaft in Günzburg dadurch ein Stück grüner werde. Und sie kündigte an: „Herr Oberbürger­meister, wir werden künftig für unsere Kindergart­enBesuche unsere Matschhose­n mitnehmen müssen.“

Uneingesch­ränkte Zustimmung zu beiden vorgestell­ten Betreuungs­projekten kam von UWB-Sprecher Ferdinand Munk. Die Leistung des Montessori­vereins verdiene Respekt und Anerkennun­g, so Munk. „Wir freuen uns schon auf die Eröffnunge­n. Egal ob mit oder ohne Matschhose.“

„Wir werden künftig für un sere Kindergart­en Besuche unsere Matschhose­n mitnehmen müssen.“Stadträtin und Jugendrefe­rentin Ursula Seitz zu Oberbürger­meister Gerhard Jauernig

OEin Informatio­nstreffen für den Waldkinder­garten findet am Donners tag, 21. September, um 17 Uhr statt. Treffpunkt ist am Parkplatz Hallstatt weg, bei Regenwette­r im Kinderhaus Nornheim.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Das Montessori Kinderhaus Nornheim will als vierte Gruppe einen Waldkinder­garten eröffnen. 20 Kinder sollen einen speziellen Bauwagen im Birketwald bekommen, der ih nen als Wärme und Ausruhort dient. Die Kinder sind Tag für Tag ganzjährig draußen in...

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