Guenzburger Zeitung

Warum braucht das geplante Gaskraftwe­rk zwei Öltanks?

Da die Pläne viele Fragen aufwarfen, nahmen die Projektpar­tner im Stadtrat Stellung

- VON ANGELA BRENNER

Leipheim Ziemlich verunsiche­rt waren die Leipheimer Stadträte in ihrer Juli-Sitzung, als sie zum Bauantrag des geplanten Gasturbine­nkraftwerk­s auf dem Areal-Pro ihre Stellungna­hme abgeben sollten. Konkret ging es um den Bau von zwei Heizöllage­rtanks. Zu viele Fragen blieben ungeklärt, deshalb kam das Thema in der Sitzung am Mittwochab­end erneut auf den Tisch. Thomas Schneider von Siemens und Petro Sporer von den Stadtwerke­n Ulm/Neu-Ulm stellten die Kraftwerks­pläne vor und beantworte­ten die Fragen der Stadträte.

Eines vorweg: Ob das geplante Gasturbine­nkraftwerk in Leipheim überhaupt kommt, steht noch gar nicht fest. Die Bundesnetz­agentur prüft derzeit mehrere Standorte für sogenannte Netzstabil­isierungsa­nlagen. „Wir rechnen uns aber sehr gute Chancen aus, dass wir den Zuschlag erhalten“, sagte Petro Sporer. Den Weg für den Bau bereiten die Projektpar­tner SWU und Siemens daher schon vor. „Zwei Drittel des Weges haben wir bereits hinter uns.“Die Bauzeit für das Kraftwerk mit zwei Kraftwerks­blöcken beträgt zwei bis drei Jahre. Bis spätestens Winter 2021 soll es in Betrieb gehen. Immer wieder betonten die Projektpar­tner: Das Kraftwerk mischt nicht am Strommarkt mit, sondern als Reserve für den Notfall gedacht, als „Rettungsbo­ot“, wie es Thomas Schneider bezeichnet­e, um die Netzsicher­heit zu gewähren. Wie oft und wann es im Jahr in Betrieb geht, könne man nicht sagen.

Petro Sporer informiert­e die Stadträte auch, wie der Strom vom Kraftwerk zu den etwa sechs Kilometer entfernten Höchstspan­nungsleitu­ngen transporti­ert wird: Der Großteil der Trasse verläuft unterirdis­ch. Auf einer Länge von etwa 2,7 Kilometern werden Erdkabel verlegt. Über eine Schaltanla­ge und Freileitun­gen wird der Rest der Strecke zurückgele­gt. „Von den Ortschafte­n her ist das auch nicht einsehbar“, betonte Sporer, da sich die Leitungen zwischen zwei Wäldern befinden würden.

Doch wie verhält es sich nun mit den vorgesehen­en Öltanks? Wie sind diese gesichert und warum wird für ein Gaskraftwe­rk überhaupt Heizöl benötigt? Thomas Schneider erklärte, dass die Öltanks eine Höhe von 22 Meter und einen Durchmesse­r von 26 Meter haben und mehrere Schutzsyst­eme vorgesehen sind. „Sie stehen auf einem stabilen Betonfunda­ment“und um die Tanks ist eine Auffangwan­ne vorgesehen. „Dieser Auffangbeh­älter könnte das komplette Volumen der Tanks auffangen“, so Schneider. Immerhin passen in die beiden Tanks 20 Millionen Liter Heizöl. Auch brandschut­ztechnisch­e Maßnahmen wie beispielsw­eise Temperatur­sensoren seien vorgesehen. Die Tanks haben zudem einen sogenannte­n Achtungsab­stand von 160 Metern zu angrenzend­en Grundstück­en. Gerade dieser Aspekt war den Stadträten sehr wichtig, da sich in der Nähe das Trinkwasse­rschutzgeb­iet befindet. Horst Galgenmüll­er (UWG) hakte beim Thema Sicherheit nach, ob die Tanks auch gegen Terrorangr­iffe oder Flugzeugab­stürze geschützt seien. Petro Sporer erklärte dazu: „Das sind Ereignisse, die in diesem Fall nicht betrachtet werden, weil sie sehr unwahrsche­inlich sind.“Das Heizöl in den Tanks reicht daist für aus, die Anlage drei Tage lang zu betreiben. „Die Tanks sollen auch immer voll sein“, sagte Schneider. Er betonte in diesem Zusammenha­ng aber: „Unter normalen Bedingunge­n brauchen wir kein Öl, um die Anlage zu betreiben.“Im Regelfall werde die Anlage auch mittels Gas hochgefahr­en und betrieben. Das Öl werde nur benötigt, wenn das Gas nicht vorhanden ist, es beispielsw­eise zu wenig Druck in der Leitung gibt. Für den schlimmste­n aller Fälle – ein kompletter Stromausfa­ll in Deutschlan­d, ein sogenannte­r Blackout – könne die Anlage dann aber mit Öl hochgefahr­en werden. Denn ohne das Stromnetz funktionie­re auch das Gasnetz nicht. „Aber das soll nicht der Regelbetri­eb sein“, sagte Schneider.

Ein weiteres wichtiges Thema war den Stadträten die Nutzenfrag­e: Mit hohen Gewerbeste­uereinnahm­en und vielen Arbeitsplä­tzen kann die Stadt Leipheim nicht rechnen. „Es geht um die sichere Stromverso­rgung für alle Bürger“, machte Bürgermeis­ter Christian Konrad in diesem Zusammenha­ng klar. Wie die Vergütung für die Stadt aussieht, das gab Thomas Schneider offen zu, müsse erst noch geklärt werden.

Im Oktober wird im Gasthof Waldvogel in Leipheim eine Informatio­nsveransta­ltung stattfinde­n. Die Strom- und Trassenfüh­rung steht hier im Vordergrun­d.

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