Sportgeschäft Reality an Stadtstraße schließt
Burgau Freud und Leid liegen bekanntlich oft nah beieinander. Zuletzt war bekannt geworden, dass im ehemaligen Lokal Amade ein asiatisches Restaurant eröffnet
und auch die Planungen für die Entwicklung des ehemaligen Zimmermann-Areals in der Burgauer Innenstadt gehen voran. Doch am gestrigen Freitag ist der Räumungsverkauf im Sportgeschäft Reality an der Stadtstraße angelaufen. Spätestens zum 31. Dezember wird es geschlossen, sagt Inhaber Bernd Mayer. Wenn der Abverkauf so gut läuft, dass die Ware schnell weg ist, auch schon früher.
Seit 17 Jahren gibt es den Laden, innerhalb der Stadtstraße ist er zweimal umgezogen. Die Entscheidung, ihn aufzugeben, hat Mayer nicht spontan getroffen. Seit drei Jahren sei das Geschäft immer schlechter gelaufen, die Kundenfrequenz habe stetig abgenommen. Früher seien die Freitage und Samstage sehr gute Tage gewesen, das habe sich aber stark geändert. Auch nachmittags seien zu wenige gekommen – was übrigens auch bei einem Bäcker an der Mühlstraße zu hören ist, der seine Öffnungszeiten reduziert. Nicht nur der Internethandel, sondern vor allem die Outlets in Jettingen-Scheppach mit dem NikeGeschäft hätten den Umsatz spürbar zurückgehen lassen, sagt Mayer. Wer dort nichts Passendes fand, kam dann doch zu ihm, aber das reiche nicht, um den Laden weiterzuführen. Da die Verlängerung des Mietvertrags anstünde, habe er sich entschieden, aufzuhören. Auch die stetig schwächer werdende Frequenz in der Burgauer Innenstadt habe nichts anderes zugelassen.
Viele Stammkunden bedauern das, sagt der 47-Jährige. So auch Stefy Reisch: „Hier gab es alles zum Anprobieren, in jeder Größe. Ich gehe bewusst nicht in die Outlets. Denn wenn ich Qualität will, kann ich auch dafür zahlen. Für Burgau und mich persönlich ist es ein Verlust.“Mayer findet es zwar gut, dass versucht werde, die Innenstadt mit der Entwicklung des Ex-Zimmermann-Areals wieder zu beleben, aber er befürchtet, das könnte sehr spät kommen – und bis dahin könnten noch mehr Läden aufgeben.
Der Vorsitzende des Burgauer Handels- und Gewerbevereins (HGV), Harald Dalm, spricht von einer „bitteren Pille“, die man mit der Schließung schlucken müsse, denn Reality sei das einzige reine Sportgeschäft in Burgau. Somit wird es im Branchenmix der Stadt eine weitere große Lücke geben. Für ihn liegt es auf der Hand, dass der Internethandel und die Outlets in Jettingen-Scheppach mitverantwortlich sind. Die Befürchtungen würden wahr, dass die Ansiedlung der dortigen Geschäfte Konsequenzen für den Handel in den umliegenden Orten und Städten hat. Aber die Stadt sei engagiert und auch der HGV werde sich um einen Nachmieter bemühen. Bürgermeister Konrad Barm bestätigt, dass es Gespräche mit möglichen Interessenten aus der Sportartikelbranche gebe. Aber es werde noch ein paar Wochen dauern, bis es Ergebnisse gibt. Auch er sieht vor allem die Outlets als Problem für den örtlichen Handel.
Bernd Mayer hat allerdings Zweifel, dass es wieder ein Sportgeschäft geben werde. Er als Burgauer, der in vielen Vereinen engagiert ist, habe einen gewissen Bekanntheitsgrad in der Stadt. Ein Außenstehender werde sich noch schwerer tun. Für ihn geht es übrigens künftig als Außendienstmitarbeiter weiter – bei einem Krumbacher Internethändler, der sich um die Teamsport-Ausrüstung kümmert. Mit den Vereinen bleibt er so also in Kontakt. Seine vier Verkäuferinnen, die auf Minijob-Basis bei ihm beschäftigt sind, kämen auch alle woanders unter.
In Burgau wird es also bald wohl wieder einen weiteren Leerstand geben. Positive Gegenbeispiele gibt es aber auch, wie etwa fast nebenan das Modehaus Frey, das sich mit einem Umbau zur Innenstadt bekannt hat und von der nächsten Generation weitergeführt wird
Oder auch andere inhabergeführte Geschäfte, die weiter versuchen, gegen die Internet- und Outlet-Konkurrenz ein Einkaufserlebnis in Burgau zu bieten.