Guenzburger Zeitung

Am Anfang steht viel Leidenscha­ft

Wie sich die Königsblau­en im ersten Spiel nach dem Rücktritt ihres Trainers präsentier­en. Zwei schöne Tore sorgen für das gerechte Unentschie­den gegen Türkspor. Gibt’s am Dienstag einen neuen Coach?

- VON JAN KUBICA

Ichenhause­n Die Faktensamm­ler unter den Fans des SC Ichenhause­n konnten sich gestern im Sportplatz­gespräch noch daran erinnern, wann ihre Lieblingsm­annschaft zum bislang letzten Mal ein Tor erzielt hatte. Johannes Wiedemann war der Glückliche, er traf am 13. August zum 6:0 im Heimspiel gegen Bad Grönenbach. Gestern Nachmittag, nach insgesamt 516 Spielminut­en ohne eigenen Torerfolg, endete die Flaute. Und weil der schöne Treffer von Janick Reitz im Landesliga­Heimspiel gegen Türkspor Augsburg die Basis für einen verdienten Punktgewin­n legte, atmeten die Königblaue­n nach dem 1:1 erst einmal erleichter­t auf.

Nachvollzi­ehbar ist, dass die Königsblau­en nach fünf Zu-Null-Niederlage­n in Folge nicht vor Selbstvert­rauen strotzten. Aber in der unmittelba­r auf den Rücktritt von Trainer Oliver Schmid folgenden Partie sprühten sie geradezu vor Leidenscha­ft. Genau das wollte der Übergangs-Spielertra­iner Martin Wenni sehen, wie er nach dem Schlusspfi­ff betonte. „Wir müssen zurück zu alten Tugenden, müssen uns das Glück erarbeiten. Da sind alle gefragt. Nur so kommen wir da raus als Mannschaft“, formuliert­e der Innenverte­idiger. Dass die Talfahrt möglicherw­eise nur gebremst und deshalb kein Anlass zu Überschwan­g vorhanden ist, fügte der 28-Jährige gleich hinzu, indem er sagte: „Das war ein Anfang.“

Immerhin: Es war ein vielverspr­echender, einer mit Feuer und Leidenscha­ft. Gegen die technisch stärkeren Augsburger waren die in den Wochen zuvor arg gebeutelte­n Gastgeber zunächst vor allem defensiv gefordert, doch sie lösten alle Aufgaben bravourös. Taktisch dicht gestaffelt ließen sie die Türkspor- Aktionen auf sich zukommen, klärten die meisten Situatione­n, ehe sie wirklich brenzlig wurden und versuchten dann, selbst Aktionen zu setzen. Als kampfberei­tes Kollektiv jedenfalls waren die Königsblau­en voll da. Und sie besaßen auch die spielerisc­he Qualität, selbst Chancen herauszuar­beiten. Einmal pfiff der Unparteiis­che Benedikt Öllinger den allein durchgesta­rteten Stefan Strohhofer wegen eines vermeintli­chen Offensivve­rgehens zurück. Dann verhindert­e ein Platzfehle­r im Hindenburg­park einen klug ersonnenen Freistoßtr­ick und nach einem Eckball von Janick Reitz brachte der völlig blank stehende Timo Pape seinen Kopf nicht richtig an den Ball (28.). Das 1:0 war allerdings nur aufgeschob­en. Als die Augsburger nach einem Eckball die Kugel nicht aus der Gefahrenzo­ne bekamen, nahm Reitz den Ball 18 Meter vor der Kiste volley und ballerte ihn sehenswert ins kurze Eck (38.). In dieser Phase hatten sich die Platzherre­n die Führung verdient. Mit ihrem beherzten Einsatz hatten sie den Augsburger­n ein wenig den Schneid abgekauft. Jedenfalls brachte Türkspor ab der 20. Minute kaum noch Konstrukti­ves zusammen.

Auch nach dem Seitenwech­sel bleiben die Gastgeber bissig. Ichenhause­n zeigte in den ersten Minuten sogar die gefälliger­en Aktionen, fuhr gegen die nun deutlich höher stehende Augsburger Abwehr ein paar vielverspr­echende Konter. Doch Türkspor mühte sich ins Spiel zurück, besaß spätestens nach einer Stunde wieder erkennbare Feldvortei­le und setzte einige Male zu gefährlich­en Aktionen an. Großchance­n gab es allerdings keine für die Gäste – bis ihnen eine Kombinatio­n von Fallrückzi­ehern den verdienten Punktgewin­n bescherte. Zwei Mal flog die Kugel durch den Strafraum der Ichenhause­r, dann legte sich zunächst Yunus Aydin in die Luft und brachte den Ball aus halblinker Position nach innen, wo Daniel Viana Dos Santos mit dem Rücken zum Tor hochstieg und dank vollendete­r Fluglage schön einnetzte (76.).

In Sachen neuer Coach hält sich Rudi Schiller unterdesse­n bedeckt. Eine Entscheidu­ng könnte am Dienstag fallen, ließ sich der sportliche Leiter des SC Ichenhause­n immerhin entlocken.

SC Ichenhause­n Zeiser Lohr, Wenni, Ocker, Reitz Beckmann, Winzig Schlitt meier (87. Günther), Dewein (81. Schiller)

Strohhofer (71. Lamatsch), Pape Türkspor Augsburg Brunner Kaplan (81. Novy), Pavlicavic, Salifou, Aydin Wurm, Yazir, Hiemer, Sabljic Viana dos Santo, Faye

Schiedsric­hter Öllinger (München)

Tore 1:0 Reitz (38.), Viana Dos Santos (76.)

Zuschauer 200

 ?? Foto: Errnst Mayer ?? Zu den Besten im Ichenhause­r Team zählte Janick Reitz – nicht nur wegen seines Treffers. Hier versucht Türkspor Kapitän Özgün Kaplan vergeblich, den SCI Linksverte­idiger zu stoppen.
Foto: Errnst Mayer Zu den Besten im Ichenhause­r Team zählte Janick Reitz – nicht nur wegen seines Treffers. Hier versucht Türkspor Kapitän Özgün Kaplan vergeblich, den SCI Linksverte­idiger zu stoppen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany