Erfolgreich durchgerungen
Wie Günzburg den Überraschungscoup schafft
Landshut In buchstäblich letzter Sekunde war das Günzburger Handballglück im Niederbayernkrimi perfekt. Manuel Scholz knipste. Hart war der entscheidende Wurf zum überraschenden 30:29 im Bayernligaspiel bei der TG Landshut wirklich nicht. Das Ding benötigte zwei Sekunden, um den Weg über die Torlinie zu finden.
Anschließend traf pure, entfesselte Freude auf Schockstarre. Denn kaum einer hatte im Vorfeld ernsthaft damit gerechnet, dass die Weinroten hier, beim Vizemeister der Vorsaison, etwas holen könnten. Auch der Spielverlauf deutete phasenweise eindeutig Richtung TGHeimsieg. Noch kurz vor Schluss sah es für die tapferen Schwaben aussichtslos aus. Doch ein geschlossenes Team als Hauptdarsteller in diesem Drama rettete nach einem Fünf-Tore-Rückstand zwei Punkte.
Manuel Scholz, ganz am Ende der Held, hatte zunächst Pech mit seinen verzinkten Würfen. Das nutzte Landshut zu einer 3:1-Führung. Angeführt von einem überragenden Spielmacher Nico Jensen, der ganz nebenbei auch noch elf Tore erzielte, glichen die Weinroten bis zum 6:6 aus. Dann lagen die Vorteile bis zur Halbzeit bei den Günzburgern. Die erste Führung erzielte Rückraumwerfer Pascal Buck zum 7:6. Beim 10:7 hegte der lautstarke VfLTross leise Träume von launigem Siegesgesang bei der Rückfahrt.
Das war zu früh. Zum Seitenwechsel führten die Weinroten nur noch mit einem Tor Differenz (12:11). In der 35. Minute erzielte Jensen die vorerst letzte VfL-Führung zum 15:14. Das robuste Gastgeberteam übernahm nun das Heft des Handelns. Erst hart umkämpft, dann, mit mehr Tempo bei eigenem Ballbesitz, immer klarer. Erste weinrote Felle schwammen auf der Isar; in der 45. Minute gerieten sie beim 19:24 schon außer Sicht.
Günzburg reagierte. Und wie. Pascal Buck lief zur Höchstform an. Jonas Guckler schraubte einen Hammerwurf von Linksaußen ein. Jakob Hermann nahm auf der Suche nach immer neuen, guten Lösungen in Abwehr und Angriff seine bereits dritte Position ein.
Der VfL kam näher. Die Fans, unter ihnen der mit Beinschiene ausgestattete Kniefall Daniel Jäger und der inzwischen für Laupheim spielende Julian Nief, trommelten und machten mächtig Lärm.
TG-Trainer Milan Sedivec reagierte, nahm Buck in Manndeckung. Eigentlich eine gute Idee, doch nun hatte Scholz Platz. Vier Treffer erzielte er in den letzten zehn Minuten. Dennoch stand es in der 57. Minute 26:29. Kommt man da noch einmal heran? Kann man da noch irgendwie einen Punkt holen?
Man kann sogar gewinnen. Jensen, Jensen, Buck hießen die Torschützen. 20 Sekunden vor Schluss war das 29:29 da. Unentschieden, damit konnte Günzburg zufrieden sein. Doch es war noch nicht genug des Handballglücks.
VfL Günzburg Bieber, Mendle; Knittl (4), Guckler (1), Jahn, Buck (7), Leix, Hermann, Groß (1), Jensen (11), Lehr (1), Scholz (5)