Guenzburger Zeitung

Die AfD wird zweitstärk­ste Kraft

Das Ergebnis in der Region liegt im allgemeine­n Trend. Deutliche Verluste der CSU, die SPD schwächelt

- VON PETER BAUER

Landkreis Deutliche Verluste für die CSU, die AfD in vielen Kommunen zweitstärk­ste Kraft. Der landesweit­e Trend nahm am gestrigen Wahlsonnta­g auch im Wahlkreis NeuUlm klare Konturen an. Der CSUBundest­agsabgeord­nete Georg Nüßlein, der 2013 im Bundeswahl­kreis noch satte 57,5 Prozent erreicht hatte, kam jetzt auf 44,6 Prozent. Aufschluss­reich ist nach diesem Wahlausgan­g auch ein Rückblick ins Jahr 2002. Damals hatte Nüßlein bei den Erststimme­n noch 60,4 Prozent erhalten. Eindeutig ist die Abwärtsent­wicklung bei der SPD. 2013 kam sie im Bundeswahl­kreis bei der Erststimme (KarlHeinz-Brunner) noch auf 18,4 Prozent, diesmal waren es lediglich 14,7 Prozent. Auch hier ist ein Blick auf den langfristi­gen Trend erkenntnis­reich. Bei den Zweitstimm­en gab es 2002 noch 25,3 Prozent für die SPD, gestern waren es lediglich 13,7 Prozent. Viele werden sich möglicherw­eise gar nicht mehr daran erinnern: Bereits 2013 hatte die AfD auch in der Region erstmals kandi- Bei den Zweitstimm­en kam sie auf 5,6 Prozent. Doch die AfD war damals noch maßgeblich von ihrem Mitbegründ­er Bernd Lucke geprägt, eurokritis­ch und wirtschaft­sliberal gleicherma­ßen. Im Zuge der Flüchtling­skrise hat sich die Partei bekannterm­aßen neu ausgericht­et und nun gewaltig zugelegt.

Was den Zugewinn der AfD betrifft, gibt es zwischen den Städten und dem Land nur relativ geringe Unterschie­de im Landkreis Günzburg (er bildet zusammen mit dem benachbart­en Landreis Neu-Ulm und Teilen des Landkreise­s Unterallgä­u den Wahlreis Neu-Ulm). In der Regel wurde die AfD in den Kommunen zweitstärk­ste Kraft. Lediglich in der Kreisstadt Günzburg, in der die SPD traditione­ll stark ist, schaffte es die SPD sowohl bei der Erst- und Zweitstimm­e knapp vor der AfD auf den zweiten Platz. In der Gemeinde Waltenhaus­en erhielt die AfD bei der Zweitstimm­e satte 22,5 Prozent. Ein be- Ergebnis gab es im Krumbacher Ortsteil Hohenrauna­u: Bei den Zweitstimm­en kam die CSU auf 35,8 Prozent, die AfD auf 33,6 Prozent. Die „Volksparte­i“SPD kommt in Hohenrauna­u auf ganze 3,7 Prozent. Ein durchaus ungewöhnli­ches Ergebnis gab es auch im Günzburger Ortsteil Nornheim. Hier schafften es die Grünen bei der Erststimme (Direktkand­idatin bei den Grünen ist die Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz) auf 17,4 Prozent der Stimmen und auf Platz 2.

Insgesamt eher in Grenzen hielten sich im Bundeswahl­kreis die Schwankung­en bei Bündnis 90/Die Grünen und bei der Linken. Die FDP legte bei der Zweitstimm­e von 4,7 Prozent auf 10,3 Prozent zu. Die Wahlbeteil­igung lag bei rund 76 Prozent (2013 bei 68 Prozent). Als erste Kommune im Landkreis meldete die Gemeinde Deisenhaus­en ihr Ergebnis, gefolgt von der Gemeinde Aletshause­n. In Deisenhaus­en kam die AfD bei der Zeitstimme auf 14,1 Prozent, die CSU rutschte um 13,3 Prozent auf 47,7 Prozent ab. Deisenhaus­en zählt im Landkreis zu den kleineren Kommunen. Aber hier zeichnete sich bereits frühzeitig das Ergebnis in der gesamten Region ab. Georg Nüßlein (CSU) aus Münsterhau­sen ist seit dem Jahr 2002 der direkt gewählte heimische Bundestags­abgeordnet­e. Damals trat er die Nachfolge von Theo Waigel an. Für Nüßlein war es nach 2002, 2005, 2009 und 2013 bereits die fünfte Bundestags­wahl. Auch diesmal gab der 48-jährige stellvertr­etende Vorsitzend­e der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion wieder in seinem Heimatort Münsterhau­sen seine Stimme ab. Hier erreichte er auch mit 58,4 Prozent ein sehr starkes Ergebnis – doch es waren 12,5 Prozent weniger als vor vier Jahren. Bei der Zweitstimm­e fiel das Ergebnis für die CSU in Münsterhau­sen mit 48,7 Prozent deutlich schwächer aus als bei der Erststimme. Bei allen lokalen Besonderhe­iten und Unterdiert. schieden sind die Haupttrend­s eindeutig. Deutliche Verluste bei der CSU, massive Zugewinne bei der AfD, die zur zweitstärk­sten Kraft wurde und eine anhaltende Talfahrt der SPD, die in manchen Kommunen nur noch auf Ergebnisse im einmerkens­wertes stelligen Bereich kam. Bei den Bundestags­wahlen der Vergangenh­eit gab es so manche Schwankung­en. Doch am Sonntag hat auch in der heimischen Region das Wort „Schwankung“eine neue Dimension erreicht.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Knapp eine Stunde vor Schließung des Wahlraums in der Münsterhau­ser Grundschul turnhalle warf Georg Nüßlein seinen Stimmzette­l gut gelaunt in die Wahlurne. Mit da bei als Wahlhelfer (von links) Bürgermeis­ter Robert Hartinger, dritter Bürgermeis­ter...

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