Guenzburger Zeitung

Mehr als ein Denkzettel

- VON TILL HOFMANN redaktion@guenzburge­r zeitung.de

Als gestern um 18 Uhr die ersten Prognosen über die Bildschirm­e flimmerten, da war sie perfekt, die Große Koalition der Verlierer. Sowohl CSU als auch SPD büßten derart viele Stimmen ein, dass keine der Parteien zur Tagesordnu­ng übergehen kann, wenn sie nicht von allen guten Geistern verlassen ist – das gilt für das Bundesgebi­et ebenso wie für Bayern, den Wahlkreis Neu-Ulm oder – als Teil davon – den Landkreis Günzburg.

Hier haben es die Sozialdemo­kraten eigentlich schon geschafft, ihr Volksparte­i-Mäntelchen an der Garderobe der eigenen Unzulängli­chkeit abzugeben. Zur Ehrenrettu­ng sei gesagt: Bayern wird von den Berliner Genossen ohnehin als verlorenes Gebiet betrachtet. Das nützt der hiesigen SPD freilich nichts. Die Opposition­sparteien haben sich vor der Wahl um den dritten Platz gestritten. The winner is – jedenfalls in der Region – die SPD, die von der AfD mit spielerisc­her Leichtigke­it rechts überholt wurde.

Das gilt natürlich auch für die erfolgsver­wöhnte CSU, die so gerne über die absolute Mehrheit nachdenkt und sich in der Rolle gefällt, unangreifb­ar zu sein. Davon kann sie sich getrost verabschie­den. Die Verluste im Landkreis sind dramatisch. Die Seehofer-Partei postuliert, „näher am Menschen“zu sein. Doch Werbung und Schönreden hat mit der Wirklichke­it oft nur wenig gemeinsam. Das Bäumchenwe­chsle-dich-Spiel in der Flüchtling­spolitik hat vor allem eines bewirkt: Die Partei hat ihr Stammklien­tel in beträchtli­chem Ausmaß an die AfD verloren. Auch der wiedergewä­hlte CSU-Direktkand­idat Georg Nüßlein hat im Landkreis kräftig Federn lassen müssen: Ein Minus von 13,3 Prozentpun­kten ist, Trend hin, Trend her, kein Vertrauens­beweis als Vertreter einer Partei, die in der künftigen Bundesregi­erung weniger Einfluss haben wird als bislang.

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