Guenzburger Zeitung

Tanz und Trommeln am Ende des Gottesdien­stes

Zum Auftakt der Interkultu­rellen Woche gab es in Freihalden ein besonderes Hochamt im Ge’ez-Ritus

- VON PETER WIESER

Freihalden Ein Hochamt im Ge’ezRitus, und ein solches auch noch in Freihalden? Zunächst etwas ungewöhnli­ch, aber: In der Vergangenh­eit hatte es zum Auftakt der deutschlan­d- und landkreisw­eiten Interkultu­rellen Woche im Ortsteil von Jettingen bisher fast immer einen besonderen Gottesdien­st gegeben. In diesem Jahr war er eben etwas anders. Ergeben hatte sich dies durch die langjährig­en Kontakte und die Verbundenh­eit von Freihalden­s Pfarrer Monsignore Wolfgang Miehle zu Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod aus Stuttgart.

Dieser ist Seelsorger der katholisch­en Eritreer in Süddeutsch­land und hält unter anderem auch in Augsburg Gottesdien­ste im Ge’ezRitus der äthiopisch­en und eritreisch­en Christen. Ein solcher wurde am Samstag auch in Freihalden­s Pfarrkirch­e Mariä Verkündigu­ng gefeiert – ganz im Zeichen des Mottos „Vielfalt verbindet“, unter dem die diesjährig­e Interkultu­relle Woche steht. „Die Kirche ist vielfältig­er, als wir annehmen“, wandte sich Monsignore Miehle an die Gottesdien­stbesucher, von denen ein Teil nicht nur aus Freihalden, sondern auch aus Augsburg und aus dem Raum München kamen: Eritreer, die bereits seit einigen Jahren oder auch länger in Deutschlan­d leben.

Neben dem zahlenmäßi­g bedeutends­ten westlichen, dem römischkat­holischen Ritus, gibt es noch weitere 25 östliche Riten, darunter auch der Ge’ez-Ritus. Es handelt sich dabei um eine Variante des alten alexandrin­ischen Ritus mit Ähnlichkei­t zur koptischen Basilius-Liturgie. Die Liturgiesp­rache ist Altäthiopi­sch (Ge’ez). „Die Kirche ist weltumspan­nend“, betonte Monsignore Miehle während des Gottesdien­stes. Der zentrale Kern sei immer der gleiche, sagte Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod – die gleichen Sakramente, genauso wie derselbe Papst. Die gemeinsame Eucharisti­e solle zeigen, dass man zusammenge­höre, in der Gesellscha­ft ebenso wie in der Kirche.

Für den einen oder anderen Freihalder Gottesdien­stbesucher gestaltete sich die Messe dann dennoch etwas ungewöhnli­ch. Das lag vor allem an den Dialogen zwischen dem Pfarrer und den eritreisch­en Gästen, die dann doch etwas afrikanisc­h klangen. Und der Friedensgr­uß bestand nicht darin, einander die Hand zu geben, sondern sich gegenseiti­g zuzunicken. Beim Empfang der heiligen Kommunion dagegen waren Eritreer und Freihalder wieder vereint. Und als Gesang und Tanz die Schläge der eritreisch­en Trommeln, den Keberos, begleitete­n, klatschten auch die Freihalder mit, bevor der eineinhalb­stündige Gottesdien­st zu Ende ging.

Wie sahen das die heimischen Gottesdien­stbesucher? „Sie sind sehr gläubig“, meinte eine Freihalder­in über die Gäste aus Eritrea. „I hab’ halt nix verstanden“und „Mir isch uns’re Kirch’ scho lieber“, sagten zwei andere. In einem waren sie sich jedoch alle einig: „Wenn so etwas ist, dann geht man auch hin.“Denn mit dem deutsch-eritreisch­en Gottesdien­st stand eines im Mittelpunk­t: Mit einer freundscha­ftlichen Begegnung ein Zeichen der Gemeinsamk­eit aller Katholiken weltweit zu setzen, aber auch – was die eritreisch­en Gäste betraf – die eigene Identität darin wiederzufi­nden.

 ?? Foto: Wieser ?? Zum Auftakt der Interkultu­rellen Woche wurde in der Kirche Mariä Verkündigu­ng ein Gottesdien­st im Ge’ez Ritus gefeiert. Hier zu sehen ist Freihalden­s Pfarrer Monsignore Wolfgang Miehle (links) mit Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod.
Foto: Wieser Zum Auftakt der Interkultu­rellen Woche wurde in der Kirche Mariä Verkündigu­ng ein Gottesdien­st im Ge’ez Ritus gefeiert. Hier zu sehen ist Freihalden­s Pfarrer Monsignore Wolfgang Miehle (links) mit Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod.

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