Tanz und Trommeln am Ende des Gottesdienstes
Zum Auftakt der Interkulturellen Woche gab es in Freihalden ein besonderes Hochamt im Ge’ez-Ritus
Freihalden Ein Hochamt im Ge’ezRitus, und ein solches auch noch in Freihalden? Zunächst etwas ungewöhnlich, aber: In der Vergangenheit hatte es zum Auftakt der deutschland- und landkreisweiten Interkulturellen Woche im Ortsteil von Jettingen bisher fast immer einen besonderen Gottesdienst gegeben. In diesem Jahr war er eben etwas anders. Ergeben hatte sich dies durch die langjährigen Kontakte und die Verbundenheit von Freihaldens Pfarrer Monsignore Wolfgang Miehle zu Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod aus Stuttgart.
Dieser ist Seelsorger der katholischen Eritreer in Süddeutschland und hält unter anderem auch in Augsburg Gottesdienste im Ge’ezRitus der äthiopischen und eritreischen Christen. Ein solcher wurde am Samstag auch in Freihaldens Pfarrkirche Mariä Verkündigung gefeiert – ganz im Zeichen des Mottos „Vielfalt verbindet“, unter dem die diesjährige Interkulturelle Woche steht. „Die Kirche ist vielfältiger, als wir annehmen“, wandte sich Monsignore Miehle an die Gottesdienstbesucher, von denen ein Teil nicht nur aus Freihalden, sondern auch aus Augsburg und aus dem Raum München kamen: Eritreer, die bereits seit einigen Jahren oder auch länger in Deutschland leben.
Neben dem zahlenmäßig bedeutendsten westlichen, dem römischkatholischen Ritus, gibt es noch weitere 25 östliche Riten, darunter auch der Ge’ez-Ritus. Es handelt sich dabei um eine Variante des alten alexandrinischen Ritus mit Ähnlichkeit zur koptischen Basilius-Liturgie. Die Liturgiesprache ist Altäthiopisch (Ge’ez). „Die Kirche ist weltumspannend“, betonte Monsignore Miehle während des Gottesdienstes. Der zentrale Kern sei immer der gleiche, sagte Pfarrer Abba Yosieph Beyed Awod – die gleichen Sakramente, genauso wie derselbe Papst. Die gemeinsame Eucharistie solle zeigen, dass man zusammengehöre, in der Gesellschaft ebenso wie in der Kirche.
Für den einen oder anderen Freihalder Gottesdienstbesucher gestaltete sich die Messe dann dennoch etwas ungewöhnlich. Das lag vor allem an den Dialogen zwischen dem Pfarrer und den eritreischen Gästen, die dann doch etwas afrikanisch klangen. Und der Friedensgruß bestand nicht darin, einander die Hand zu geben, sondern sich gegenseitig zuzunicken. Beim Empfang der heiligen Kommunion dagegen waren Eritreer und Freihalder wieder vereint. Und als Gesang und Tanz die Schläge der eritreischen Trommeln, den Keberos, begleiteten, klatschten auch die Freihalder mit, bevor der eineinhalbstündige Gottesdienst zu Ende ging.
Wie sahen das die heimischen Gottesdienstbesucher? „Sie sind sehr gläubig“, meinte eine Freihalderin über die Gäste aus Eritrea. „I hab’ halt nix verstanden“und „Mir isch uns’re Kirch’ scho lieber“, sagten zwei andere. In einem waren sie sich jedoch alle einig: „Wenn so etwas ist, dann geht man auch hin.“Denn mit dem deutsch-eritreischen Gottesdienst stand eines im Mittelpunkt: Mit einer freundschaftlichen Begegnung ein Zeichen der Gemeinsamkeit aller Katholiken weltweit zu setzen, aber auch – was die eritreischen Gäste betraf – die eigene Identität darin wiederzufinden.