Die Zeitung kommt auf zwei Rädern
Tour Heike Findler aus Unterknöringen ist eine von vielen Zustellerinnen der Günzburger Zeitung. Warum sie bei ihrer täglichen Arbeit nicht auf ihr Fahrrad verzichten möchte
Unterknöringen Mittwochmorgen 4 Uhr – eine sehr unchristliche Zeit: Irgendwie sieht bei Nacht alles anders aus als sonst. Zumindest regnet es nicht und die Temperaturen sind mit zehn Grad immerhin im zweistelligen Bereich. Für Heike Findler aus Unterknöringen ist das normal, so früh aufzustehen. Sie ist eine der zahlreichen Zustellerinnen, die sechs Tage die Woche in aller Früh dafür sorgen, dass die Günzburger
Zeitung pünktlich ankommt. Ihre Route führt sie jeden Morgen rund um den Bereich der Ulmer Straße, der Gartenstraße, der Maria-Theresia-Straße in Burgau und einen kleinen Teil von Oberknöringen. Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen vertraut sie dabei auf ein altbewährtes Hilfs-und Fortbewegungsmittel: das Fahrrad.
Während andere um diese Uhrzeit noch verschlafen dreinblicken würden, packt Heike Findler bereits gut gelaunt ihre „Fracht“von etwa 100 Exemplaren in die beiden Körbe, einer vor dem Lenker, der andere auf dem Gepäckträger. „Die sind praktischer als Satteltaschen und es geht schneller“, meint sie. Ihr Arbeitsgerät ist übrigens ein fünf Jahre altes Kettler mit Sieben-Gang- Schaltung. „Die Gänge tun schon gut, wegen der „Bergla“, sagt die 44-jährige lachend. Gut, „Bergla“sind es nicht allzu viele auf ihrer Tour, aber mit Schaltung ist es natürlich wesentlich angenehmer. Locker schwingt sie sich auf den Sattel und los geht’s zu den ersten „Kunden“. Zu Gesicht bekommt sie diese so gut wie nie. Klar, die liegen ja auch noch im Bett und schlafen selig. Aus dem Haus in der Ulmer Straße ist Hundegebell zu hören. Ob sie schon einmal von einem Hund gebissen wurde? Nein, sie sei in den eineinhalb Jahren auch noch nicht vom Fahrrad gefallen und auch die Fahrradkette sei dort geblieben, wo sie hingehöre, erwidert sie. Lediglich einen Plattfuß hatte sie schon einmal. Die Luft habe aber noch so lange gehalten, bis sie mit ihrer Runde fertig gewesen sei.
Heike Findler nutzt ihr Fahrrad auch im Winter. Es sei ja nicht so, dass bei uns der Schnee meterhoch liegen bliebe, erklärt sie. Nur in Ausnahmefällen steige sie auf das Auto um, aber da müsse es dann schon „grad’ runterschütten“. Zeit- mäßig mache das keinen großen Unterschied. Mit dem Fahrrad gehe es sogar ein kleines bisschen schneller. Richtig schön sei es im Sommer, wenn die Sonne so langsam aufgeht und die Vögel schon zwitschern. Am Wochenende könne man dann schon dem einen oder anderen Spät- oder besser gesagt Frühheimkehrer begegnen.
„Man merkt das daran, wenn denen die Breite der Straße nicht mehr ausreicht“, scherzt sie. Apropos Wochenende: Da sind die Zeitungen immer umfangreicher. „Je dicker umso schlimmer“, sagt sie, sieht es aber gelassen. Auch wenn sie manchmal während ihrer Tour noch einmal zurückfahren muss, um die restlichen Zeitungen zu holen, weil alle auf einmal nicht in ihre Körbe gepasst haben.
Dennoch: Obwohl sie auf ihrer Tour von Zeitungsrolle zu Briefkasten oder von Briefkasten zu Zeitungsrolle jagt, sie genießt die frühmorgendliche Ruhe. Nur das Aufstehen, in der Regel sei das so zwischen halb und dreiviertel vier, sei ihr anfangs etwas schwergefallen. Aber daran gewöhne man sich recht schnell. Gute sechs Kilometer ist ihre tägliche Runde lang. Rechnet man das Ganze auf’s Jahr um, dann sind das abzüglich der Sonntage und Feiertage bei durchschnittlich 300 Tagen satte 1800 Kilometer auf dem Fahrrad. Also in etwa die Strecke von Unterknöringen nach Catania auf Sizilien oder nach Riga in Lettland in insgesamt etwa 450 Stunden. Denn das ist in etwa die Zeit, mit der sie bei knapp anderthalb Stunden pro Tour im Jahr für das Zustellen der Günzburger Zeitung unterwegs ist.
Ab und zu gibt es ein paar kleine Sonderwünsche, zum Beispiel, dass sie die Zeitung an die vereinbarte Stelle neben der Haustür legt. Oder den Kunden, der sie gerne schon etwas früher hätte, weil er kurz darauf das Haus verlässt. Wenn es machbar sei, sei das kein Problem.
Inzwischen haben sich die beiden Körbchen an ihrem Fahrrad geleert und jeder hat seine Zeitung bekommen. Heike Findler macht sich auf den Heimweg. Jetzt wird erst einmal mit der Familie gefrühstückt. Im Endeffekt habe sie noch den ganzen Tag vor sich und sie sei zuhause, wenn die Kinder von der Schule kommen.
Ihre Arbeit als Zustellerin mache sie gern. „Und wenn man untertags mal müde wird, dann kann man sich ja „schnell a mal a Stündle“hinlegen. Ach ja, und die Zeitung, die hat sie ja auch noch nicht gelesen.