Guenzburger Zeitung

Das Gemeinsame steht im Mittelpunk­t

Mehr als 250 Christen kamen zum 1. Ökumenisch­en Kirchentag nach Günzburg

- VON SANDRA KRAUS

Günzburg Mehr als 250 Günzburger Christen machten sich am Tag der Deutschen Einheit auf den Weg zum 1. Ökumenisch­en Kirchentag rund um die Heilig-Geist-Kirche. Sie bekamen von der römisch-katholisch­en und der evangelisc­h-lutherisch­en Geistlichk­eit Impulse für ein Miteinande­r.

Geistliche­r Rat Ulrich Däubler sagte bei der Begrüßung im festlichen Wortgottes­dienst: „Jedes Reformatio­nsjubiläum stand unter einem Motto, das 500-jährige in diesem Jahr unter dem Gesichtspu­nkt der Ökumene, den Glauben gemeinsam zu feiern.“Das war nicht immer so. Dekan im Ruhestand Wolfgang Stark sagte ganz offen: „Lasst uns 500 Jahre Hass und Trennung vor Gott hinlegen und eine vertrauens­volle Offenheit der Günzburger Christen schaffen.“

Sehr persönlich gestaltete­n die beiden Gastpredig­er ihre Worte. Prälat Dr. Bertram Meier aus Augsburg bekannte: „Ich bin keine typisch römisch-katholisch­e Züchtung, mein Papa war evangelisc­her Lektor, die Mama im katholisch­en Frauenbund. Meine Eltern erlebte ich als konfession­sverbinden­d.“Zum zweiten Mal habe er dann die Ökumene kennengele­rnt, beim Studium im Rom. Unter anderem sang Meier bei den Evangelisc­hen im Chor mit. Meier gab den Günzburger­n mit auf den Weg: „Ihr seid Christi Visitenkar­te. Die Bibel eint uns.“

Ernst Öffner, Regionalbi­schof im Ruhestand, erzählte aus seiner Kindheit in einer evangelisc­hen Familie in München mit einem Diakon als Vater: „Noch vor 60 Jahren suchte ein Römisch-Katholisch­er vergeblich bei meinem Vater deutlich sichtbare Zeichen des Teufels.“Er finde es schön, dass es unterschie­dliche Wohnungen (die Konfession­en) unter einem Dach (Gott) gebe, man könne sich einladen und miteinande­r feiern. Nicht zuletzt Papst Franziskus mache eine Einheit möglich. Öffner fand zu aktuellen Themen deutliche Worte: „Christen sollen gegen die Spaltungen, die momentan in Deutschlan­d, den USA und anderswo stattfinde­n, zusammenha­lten. Der Blick auf Flüchtling­e soll mit Augen der Liebe fallen.“

Einem „Dein Gott ist mein Gott“stimmten Pfarrer Christoph Was- serrab, Heribert Singer und Friedrich Martin unumwunden zu. Eindrucksv­oll wurde die Geschichte von Ruth und Naomi, zwei Frauen mit unterschie­dlichem Glauben, die zueinander­finden, aus dem Alten Testament gespielt, vertieft wurde sie im gleichnami­gen Workshop. Gebastelt und gespielt wurde beim Kirchentag auch bei den Jüngsten, die ein Panorama von fröhlichen Fischen, die gemeinsam im Meer unterwegs sind, gestaltete­n.

Bei Pfarrer Alexander Bauer drehten Schulkinde­r einen Film, wie es früher war, als gestritten wurde zwischen den Lutherisch­en und den Katholisch­en, und wie es heute dank der Ökumene viel besser läuft. Auf das größte Interesse mit über 60 Teilnehmer­n stieß der Workshop mit Prälat Meier und Regionalbi­schof Öffner. Auf die Frage, was jeder an der anderen Kirche schätze, antwortete Meier: „Die Eigenveran­twortung des Einzelnen, die auf Herz und Gewissen, entspreche­nd kultiviert, gründet.“Und Ernst Öffner: „Dass die Katholiken ihre Kirche so lieben, ihre Frömmigkei­t und Loyalität.“

Die Illusion von vollen Kirchenbän­ken bei den Katholisch­en musste Meier allerdings einer Dame nehmen: „Zu den regelmäßig­en Gottesdien­stbesucher­n zählen wir 15 Prozent der Kirchengem­einde.“Bei den Protestant­en seien es fünf Prozent, schob Öffner nach.

Ingelore Köppler wünschte sich, dass sich die Kirchen mehr einmischte­n und klarmachte­n, dass der Glaube für den Staat und die Stadt stehe. Wie viele Glaubensze­ichen in Günzburg am Straßenran­d stehen, konnte ebenso erlebt werden wie eine Kunstführu­ng durch die Auferstehu­ngskirche. Musik und Lieder berührten nicht nur während des Wortgottes­diensts, sondern auch in der Runde, die sich im Heilig-GeistKinde­rgarten traf. Philosophi­ert werden konnte bei „Glaube und Denken“und um zentrale Bibelstell­en zu Maria ging es in kleiner, aber sehr persönlich­er Runde. Die Weihnachts­geschichte, die Geburt von Jesus durch Maria, bestimmt noch heute unsere Zeitrechnu­ng. „Wir können doch miteinande­r“, befanden die Pfarrer Martin und Wasserrab beim gemeinsame­n Abschluss in der Kirche, ehe es in das wegen der überwältig­enden Teilnehmer­zahl bis auf den letzten Platz gefüllte Kolpinghau­s zum Mittagesse­n ging.

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Foto: Sandra Kraus Mit einem festlichen Wortgottes­dienst startete der 1. Ökumenisch­e Kirchentag in Günzburg. Gemeinsame­s wie Glaubensbe­kenntnis, Bibel, Vaterunser und Christuskr­euz stan den im Mittelpunk­t.

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