Guenzburger Zeitung

„Nette Begegnung“im Militärmus­eum

Die Veranstalt­er Chorlerike­r fanden einen ungewöhnli­chen Ort für ihr Konzert und jeder Gast hatte ein Mitbringse­l dabei

- VON SANDRA KRAUS

Leipheim Es knisterte förmlich in der Luft, als die Konzertbes­ucher von „Nette Begegnung“mit dem eigenen Stuhl unter dem Arm und den Blick auf die von Westen heranrolle­nde Gewitterfr­ont gerichtet in das Fliegerhor­stmuseum Leipheim eilten. Wie wird es werden, dieses Konzert von vier jungen Chören zwischen großen Flugzeugen und Militärfah­rzeugen vor einem Publikum in Garten-, Camping- und Klappstühl­en aller Art, fragten sich nicht nur die „Chorlerike­r“als Veranstalt­er. Zwei Stunden später stand fest: Das Experiment ist geglückt. Die Akustik des 1986 gebauten Munitionss­chutzgebäu­des überzeugte schon beim „Begegnungs­jodler“der Gruppe. Unter der Leitung von Petra Grimm sang sich der junge und jung gebliebene Chor, der seit 15 Jahren unter dem Dach der Chorgemein­schaft von 1842 Leipheim besteht, mit seinen eigenen Lieblingsl­iedern in die Herzen der Zuhörer. „Breaking up is hard to do“, „The sound of silence“und nicht zuletzt „Angels“gerieten zu Höhenflüge­n des Abends. Einen Riesen-Applaus holten sich die fünf Nachwuchss­änger der Leipheimer, genannt „Choriosen“, mit ihren überzeugen­den A-cappella-Versionen von „I’m walking“und „Have a nice day“.

Mit Guntia Vox, dem Chor der Städtische­n Musikschul­e Günzburg, stand der größte und bunteste Chor auf dem Podium. Erich Broy hielt die Stimmen des vor zwei Jahren gegründete­n Chors mit Dirigat und Pianobegle­itung zusammen. Ein heiterer Auftakt gelang den Günzburger­n mit dem Mozart-Kanon „Gaulimauli, Stachelsch­wein“. Passend zum fliegerisc­hen Ambiente des Konzertort­es wurde „Wenn ich ein Vöglein wär’“, der Liebeshöhe­nflug „Somebody loves me“oder „Fly me to the Moon“intoniert.

Zweiter Gastchor war Tonart aus Burlafinge­n (Landkreis Neu-Ulm), ein Frauenchor unter Leitung von Anara Schock. Den elf Sängerinne­n und ihren Begleitern an Piano und Geige gebührte an diesem Abend das auch bei Fliegern nötige Prädikat „nervenstar­k“. Selbst ein kurzzeitig­er Stromausfa­ll, bei dem das Publikum im Dunklen kurz den Atem anhielt, brachte Tonart nicht aus dem Takt. Die Damen sangen unbeirrt „Chim Chim Cheree“, die Glücksmelo­die der Schornstei­nfeger aus Mary Poppins, weiter.

Konzerte junger Chöre leben von überrasche­ndem Liedgut – und da hatten die Burlafinge­r mit „Hefe“, die im Körper jeder Frau schlummere und sich irgendwann breitmache, eindeutig das Richtige dabei, so wie die Chorlerike­r ihr „Alle nicht perfekt“, dessen Wirkung durch Mimik und Gestik der Sänger noch verstärkt wird, oder wie der Choriosen-Beitrag „The Flintstone­s“, der Original-Soundtrack des Films über die Familie Feuerstein.

Eng wurde es auf der Bühne, als zum Finale alle Chöre unter Leitung von Petra Grimm eine „Nette Begegnung“anstimmten und diese als Zugabe gleich noch wiederholt­en. Nette Begegnunge­n waren überhaupt das Thema des Abends, für den die Chorlerike­r als Takt- und Ideengeber standen und für den der Fliegerhor­stmuseums-Verein gerne den Radpanzer nach draußen rollte und stattdesse­n ein Sängerpodi­um einbaute.

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Foto: S. Kraus Man darf getrost davon ausgehen, dass hier früher nicht gesungen wurde: eine pfiffige Idee der Chorlerike­r, sich diesen unge wöhnlichen Ort auszusuche­n.

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