Tankstelle für den Vogelzug
Alle reden von E-Mobilität und E-Tankstellennetz, wir meinen die „Tankstellen“für den Vogelzug – die Wasserstellen, Ruhezonen und Feuchtgebiete. Im Herbst beginnt für meisten Vogelarten die Zeit der großen Veränderungen. Die Tiere – auch die, die während der Brutzeit in einsamen Regionen und weit voneinander getrennt brüteten – sammeln sich in größeren Schwärmen und verlassen ihre Brutgebiete. Zu den frühesten unter ihnen gehören die Watvögel. Viele brüten im nördlichen Skandinavien und verbringen das winterliche Halbjahr im Mittelmeerraum oder in Afrika. Die meisten Arten sind nur etwa amselgroß und fliegen zwei Mal im Jahr tausende Kilometer über Kontinente, landen in den unterschiedlichsten Lebensräumen, durchqueren Klimazonen und müssen doch überall zurechtkommen.
Dies alles zehrt an den Kräften und daher ist es wichtig, diesen Tieren Ruhezonen und Nahrungsplätze anzubieten, an denen sie im wahrsten Sinne des Wortes „auftanken“können. Solche „Tankstellen“sind bei uns ausgedehnte Wiesen, große Flachwasserbereiche, aber auch ruhige Ecken auf abgeernteten Feldern. Dieser Tage rastete ein Trupp von 30 Kampfläufern auf einem frisch gepflügten Acker bei Leipheim.
Sie können solche Ansammlungen von Strandläufern und Regenpfeifern, aber auch Schwärme von Kiebitzen derzeit überall im offenen Schwäbischen Donaumoos beobachten. Ende Oktober und im November sammeln vielleicht auch wieder die großen Kraniche neue Kräfte für den Weiterzug in unserem Niedermoor. Die größte Wahrscheinlichkeit, diese Vögel sehen zu können, besteht auf den Vogelbeobachtungstürmen an den Mooswaldseen, dem Schurr-See und im Sophienried. Machen Sie doch einen Spaziergang und schauen Sie dem geselligen Treiben dort zu. Es ist bewundernswert, welche Leistungen diese kleinen Vögel jedes Jahr vollbringen: Sie finden ihren Weg ganz ohne GPS oder Karte, sie suchen Nahrung in der Tundra, an der Meeresküste, am Baggersee und in Afrika, sie überfliegen Städte, Meere und Wüsten. Wir können ihnen hier vor Ort helfen und sie auf dieser aufwändigen Reise unterstützen - mit kleinen Oasen der Ruhe, mit etwas Rücksichtnahme und wenigen Flächen zum „Auftanken“.
Ist das nicht fantastisch?