Guenzburger Zeitung

Wenn Senioren im Hörsaal büffeln

Uni Ulm öffnet sich regelmäßig für Otto Normalverb­raucher

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Ulm Nach dem Ruhestand wollte Wolfgang Deisenroth etwas tun, um auch als Rentner geistig fit zu bleiben. Unter anderem engagiert sich der 67-jährige Neu-Ulmer ehrenamtli­ch für den Tafelladen. Doch auf Dauer lastete ihn das nicht aus. Vor fünf Jahren erfuhr er von einem Bekannten von der Herbstakad­emie: Eine Woche, zweimal jährlich, haben hier Erwachsene auch ohne Hochschula­bschluss die Möglichkei­t, sich an einem Bildungspr­ogramm der Universitä­t Ulm zu beteiligen.

Seit 1992 finden die Veranstalt­ungen statt, die sich mit gesellscha­ftlichen Fragestell­ungen auseinande­rsetzen und dabei den aktuellen Stand der Wissenscha­ft vermitteln sollen. Getragen und organisier­t werden die Seminare vom Zentrum für Allgemeine Wissenscha­ftliche Weiterbild­ung der Universitä­t Ulm (Zawiw). Professor Ottmar Marti erklärt, dass die Ausrichtun­g der Programme zwar auf Menschen im „dritten Lebensalte­r“konzipiert sei, jedoch alle interessie­rten Mitbürger willkommen seien.

Mit Vorträgen und Exkursione­n sei man da schon mal bis zu zehn Stunden unterwegs, erzählt Deisenroth. Da würde man nach einigen Stunden im Hörsaal die Knochen spüren, sagt er und fügt schmunzeln­d hinzu: „Die Sitzplätze sind ja auch für junge Studenten und nicht für Senioren gemacht worden.“Doch das Angebot sei interessan­t und mache Spaß.“Schließlic­h könne er von allen Themen etwas Wissenswer­tes mitnehmen.

Die Vielfalt ist groß: Zeitgenöss­ische afrikanisc­he Fotografie, Führungen durch das naturkundl­iche Bildungsze­ntrum oder ein Besuch in der Psychosozi­alen Krebsberat­ungsstelle sind nur einige Programme der Herbstvera­nstaltung. Besonders interessan­t war für Deisenroth in diesem Jahr ein Blick in die Arbeit der Transfusio­nsmedizin des Universitä­tsklinikum­s gewesen, wie er sagt: „Die logistisch­e Leistung 130 Einrichtun­gen mit Blutkonser­ven im ständigen Wettlauf mit der Zeit zu versorgen, war fasziniere­nd.“Von der Arbeit der Universtät, die sonst so weit entfernt auf dem Eselsberg liegt, habe er einen guten Eindruck gewonnen.

Es sei doch erfreulich, dass in der Region eine junge Uni etabliert sei, die sich vor den altehrwürd­igen Instituten wie in Heidelberg oder Konstanz nicht verstecken bräuchte. Termin Die diesjährig­e Herbstakad­e mie ist bereits geschlosse­n. Interessie­r te können aber bereits den Termin für 2018 im Kalender eintragen: 17. bis 21. September.

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Foto: Andreas Brücken Wolfgang Deisenroth besucht bereits seit Jahren die Herbstakad­emie der Universitä­t Ulm.

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