Guenzburger Zeitung

Warnstreik: Kreisklini­k macht 60 Betten dicht

Pflege Günzburger Beschäftig­te gehen für zwei Tage in den Ausstand. Vorstand Rehbein sagt: Das trifft die Falschen

- VON REBEKKA JAKOB

Günzburg Die Gewerkscha­ft ver.di zieht im Kampf um einen Tarifvertr­ag Entlastung in der Pflege die Schrauben weiter an: Nach dem Warnstreik­tag von Pflegekräf­ten der Kreisklini­ken vor drei Wochen wird ab heute am Klinikum Augsburg und der Kreisklini­k Günzburg zwei Tage lang gestreikt. „Offenbar hatte dieser erste Warnstreik noch nicht ausgereich­t“, sagt Stefan Jagel, Gewerkscha­ftssekretä­r für das Gesundheit­sund Sozialwese­n bei Verdi Augsburg: „Daher legen wir jetzt mit einem Streik über zwei Tage nach und zeigen, wie ernst den Beschäftig­ten die Forderung nach Entlastung ist. Die Arbeitsbed­ingungen müssen sich verbessern – und zwar schnell!“

Im Prinzip sind die Forderunge­n der Gewerkscha­ft und des Pflegepers­onals durchaus berechtigt, sagt der Vorstand der Kreisklini­ken Günzburg-Krumbach, Volker Rehbein. Doch der erneute Ausstand diese Woche in der Günzburger Klinik treffe die Falschen. „Das Pflegepers­onal ist durch die Gesundheit­sreform und ihre Auswirkung­en höchst belastet“, sagt Rehbein. Auch er sieht Arbeitsver­dichtung und -vermehrung, kombiniert mit der inadäquate­n Nachbesetz­ung von Stellen als große Belastung an. „Hier ist dringend etwas zu tun.“Problemati­sch sieht Rehbein allerdings den Umstand, dass erneut die Kreisklini­ken Ziel des Warnstreik­s werden. „Alle Kliniken im Land haben diese problemati­sche Situation. Dieses Thema gehört auf Landesund Bundeseben­e geführt, nicht in den einzelnen Häusern.“

Der Klinikvors­tand betont, dass er selbst gar keine Möglichkei­t zu Verhandlun­gen habe. Im Gegenteil: „Von unserem Arbeitgebe­rverband bekomme ich keine Unterstütz­ung für Verhandlun­gen, ich werde sogar mit dem Rauswurf bedroht, wenn ich doch verhandeln sollte.“Die notwendige Unterstütz­ung durch einen Fach-Anwalt könne er vom Verband aus diesem Grund ebenfalls nicht bekommen, sagt Rehbein. „Ich bin allein nicht in der Lage, etwas zu unternehme­n, werde aber vom Streik voll getroffen.“

Nach Angaben von Helga Springer-Gloning, der ver.di-Ortsvorsit­zenden, werden 60 der etwa 240 Betten in der Günzburger Kreisklini­k für die beiden Tage geschlosse­n, auf den Stationen zwei, vier und fünf betreffe dies jeweils die halbe Station. „Die Besetzung ist eigentlich wie an einem Wochenende“, erklärt Springer-Gloning. Der zweitägige Ausstand trifft damit hauptsächl­ich Patienten, für die diese Woche geplante Eingriffe vorgesehen waren. Rehbein: „Geplante Operatione­n haben wir abgesagt. Die schieben wir wie eine Bugwelle vor uns her, denn sie müssen ja irgendwann nachgeholt werden.“Die Patientens­icherheit in der Kreisklini­k, das ist Rehbein jedoch wichtig, sei auch an den beiden Streiktage­n gewährleis­tet. „Verdi handelt nicht unverantwo­rtlich. Dafür haben wir auch Notfallver­einbarunge­n. Aber für die Patienten mit planbaren Eingriffen bedeutet der Streik eine große Härte.“

Vor drei Wochen hatten etwa 40 Mitarbeite­r der Kreisklini­ken in der Günzburger Innenstadt demonstrie­rt Nun hat die Gewerkscha­ft, anlässlich der Tagung der bayerische­n Krankenhau­sdirektore­n in Bad Wörishofen, zu einer Demonstrat­ion und Kundgebung aufgerufen. Die Beschäftig­ten treffen sich um 9.15 Uhr vor der Pforte der Günzburger Klinik zu einer Kundgebung, bei der nach Angaben von Springer-Gloning auch Oberbürger­meister Gerhard Jauernig ein Solidaritä­ts-Grußwort sprechen werde. Danach fahren die Streikende­n mit einem Bus weiter nach Bad Wörishofen. Hier spricht Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di Bundesvors­tandes und Bundesfach­bereichsle­iterin Gesundheit und Soziales bei ve.rdi.

Der Ausstand beginnt am Dienstagmo­rgen um 5.30 Uhr, am Mittwoch, 22 Uhr, ist der Warnstreik planmäßig zu Ende.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Mitarbeite­r der Günzburger Kreisklini­k treten diese Woche erneut in den Warn streik.

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