Guenzburger Zeitung

Warum gerade die Günzburger Klinik wieder bestreikt wird

Pflege Auch im Kreisaussc­huss ist der zweitägige Ausstand des Personals ein Thema. Die Wahl der Standorte für den Streik könnte persönlich­e Gründe haben, vermutet der Landrat

- VON WALTER KAISER

Landkreis In diesen Tagen werden mehrere Krankenhäu­ser bestreikt – auch im Landkreis Günzburg (siehe

Seite 25). Die Forderung der Beschäftig­ten und der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi, mehr Pflegepers­onal einzustell­en, seien einerseits „gerechtfer­tigt“, erklärte Landrat Hubert Hafner im Kreisaussc­huss. Vor allem die finanziell­en Probleme der Kliniken würden dadurch aber nicht geringer. Und es gebe „die Deutung“, dass bestimmte Kliniken vor einem politisch-persönlich­en Hintergrun­d bestreikt würden.

Pflegepers­onal ist an den deut- schen Kliniken knapp. Die Arbeit ist in der Vergangenh­eit aber nicht geringer geworden. Den Beschäftig­ten wird dadurch immer mehr an Arbeit und Zeit aufgebürde­t. Deshalb lautet eine Forderung der Streikende­n, mehr Pflegepers­onal einzustell­en.

Diese Forderung sei verständli­ch, betonte der Landrat. Aber: „Sie muss auch finanziert werden.“Schon jetzt seien die Kliniken des Landkreise­s defizitär. Um Lösungen zu finden, müsse sich deshalb „bundesweit etwas bewegen“, erklärte Hafner. Streiks seien für Betroffene immer ärgerlich, sagte der SPD-Fraktionsv­orsitzende Gerd Olbrich. Anderersei­ts bleibe den Beschäftig­ten kaum eine andere Wahl, um auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. „Allein können wir die Probleme nicht lösen“, sagte Olbrich weiter. Städte und Landkreise müssten deshalb über ihre Organisati­onen aktiv werden, um eine Lösung der Personalpr­obleme auf Bundeseben­e anzugehen.

Die neue Bundesregi­erung müsse dieses Problem „vordringli­ch in Angriff nehmen“, forderte auch FDPKreisra­t Herbert Blaschke. Dass Deutschlan­d nicht in der Lage sei, seine Krankenhäu­ser „anständig zu finanziere­n“, sei im Grunde „ein Armutszeug­nis“.

Dass das Kreiskrank­enhaus Günzburg bestreikt werde, bedeute nicht, dass dort die Personalsi­tuation „prekärer“sei als anderswo, erklärte Grünen-Kreisrat Maximilian Deisenhofe­r. Eine andere „Deutung“hatte der Landrat. Einzelne Krankenhäu­ser würden mutmaßlich deshalb bestreikt, weil sie sich in den Wahlkreise­n von Gesundheit­spolitiker­n befinden. Im Falle Günzburg wäre damit der CSU-Bundestags­abgeordnet­e Georg Nüßlein gemeint, der gesundheit­spolitisch­e Sprecher seiner Fraktion im Bundestag.

Das Defizit ist nicht das einzige Kriterium

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r 60 Betten des Kreiskrank­enhauses Günzburg werden am Dienstag und Mittwoch wegen eines Warnstreik­s geschlosse­n. Im Kreisaussc­huss gibt es Vermutunge­n, warum die Gewerkscha­ft Verdi sich ausgerechn­et den Standort im Landkreis erneut als Streikort...

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