Kein Grund zum Durchdrehen
Winterreifen haben ein neues Symbol. Was Verbraucher sonst noch wissen müssen
Günzburg/Krumbach Mit dem Kürzel M+S sind die meisten Autofahrer vertraut – zumindest jene, die schon einmal Winterreifen gekauft oder gewechselt haben. Für Matsch und Schnee stehen die zwei Buchstaben. Der Gesetzgeber hat nun eine neue Kennzeichnungspflicht für Winterreifen eingeführt: das Alpine-Symbol, bestehend aus einem Schneekristall in einem dreizackigen Gebirge. Seit dem 1. Juli 2017 sind die Reifenhersteller dazu verpflichtet, neue Reifen mit dem Zeichen zu versehen.
„Das Alpine-Symbol erhalten nur Reifen, die in einem Test gegenüber einem genormten Referenzreifen eine bestimmte Leistungsfähigkeit auf Schnee nachweisen“, erklärt Yorick M. Lowin, Geschäftsführer des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV). Der Begriff M+S sei laut EU-Verordnung 92/23 dagegen folgendermaßen definiert: Das Profil dieser Reifen sei so konzipiert, dass sie vor allem in Matsch und frischem Schnee bessere Fahreigenschaften gewährleisten als normale Reifen.
Die Kriterien, die ein Reifen für das neue Symbol erfüllen muss, seien für die Hersteller relevant, sagt Liane Mutzberg, Mitarbeiterin im Teiledienst des Autohauses Schwehr in Krumbach. Für Verbraucher ändere sich damit erst einmal nichts. Wer noch mit Reifen fahre, die vor 2017 produziert wurden, dürfe diese weiterverwenden. Man müsse deswegen keine neuen kaufen.
Das bestätigt auch Lowin: „Die Übergangsfrist gilt bis 30. September 2024.“Diese Frist von sieben Jahren sei ausreichend, um die wenigen noch nicht mit dem AlpineSymbol markierten Reifen bis zu ihrem „Lebensende“zu fahren.
Mutzberg sagt: „Wenn die Reifen älter sind als zehn Jahre, sollte man wechseln.“Spätestens. Wann die Reifen produziert wurden, erkennt man an der sogenannten DOTNummer. DOT steht für „Department of Transportation“, kurz: das Herstellungsdatum. Die ersten beiden Ziffern stehen für die Herstellungswoche, die beiden letzteren für das Herstellungsjahr. Die Ziffernkombination 1216 bedeutet zum Beispiel, dass die Reifen in der 12. Kalenderwoche 2016 produziert wurden.
Nicht nur auf das Alter der Reifen sollte man achten, sondern auch auf die Profiltiefe. Grundsätzlich gilt Mutzberg zufolge, dass alles unter vier Millimetern nicht gut sei für Winterreifen. In Österreich sei eine Mindestprofiltiefe von vier Millimetern sogar Pflicht. „Bei uns liegt die gesetzliche Grenze bei 1,6 Millimetern, aber das ist für den Winter natürlich nichts.“Diese Verschleißgrenze sei schon sehr niedrig, vor allem bei Matsch und Schnee.
Während M+S also bald passé ist, gilt die Regel „von O bis O“immer noch: Als Winterreifen-Saison nimmt man ungefähr die Zeit von Oktober bis Ostern an. „Allgemein sollte man nicht erst warten, bis der Schnee fällt“, erklärt Mutzberg. Es mache auch ihnen im Autohaus die Arbeit leichter, wenn sich die Fahrer rechtzeitig darauf einstellten.
Auch Lowin vom BRV sagt, ein Umrüsten sei unerlässlich, um im Winter ein Höchstmaß an Sicherheit und Komfort zu erzielen. „Die Ansprüche an Reifen weichen in der kalten und warmen Jahreszeit sehr stark voneinander ab.“Die Leistung von Winterreifen nehme bei Temperaturen unter fünf Grad kontinuierlich zu.