Das Bauen geht weiter
Vor einem Jahr wurde die Günzburger Fertighauswelt eröffnet. Welche Erwartungen übertroffen wurden – und welche Befürchtungen sich nicht bewahrheitet haben
Günzburg Im Augenblick gibt es besonders viel zu sehen für die Besucher der Günzburger Fertighauswelt: Denn neben den 18 voll ausgestatteten Einfamilienhäusern, die Hersteller aus ganz Deutschland hier seit genau einem Jahr präsentieren, lenkt derzeit auch eine Baustelle die Blicke auf sich: Haus Nummer 19 soll bereits Ende Oktober fertig sein, Nummer 20, 21 und 22 stehen schon in den Startlöchern, spätestens 2018 werden auch diese Häuser zu besichtigen sein. Eine Parzelle ist dann auf dem 25 000 Quadratmeter großen Gelände noch frei, sagt Achim Hannott, der Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF). Und auch für diese gibt es schon Interessenten.
50 000 Besucher hatte sich der Verband als Betreiber der Hausausstellung in der Nachbarschaft des Günzburger Legolands für das erste Jahr als Ziel vorgenommen – gekommen sind in den ersten 365 Tagen genau 51 222 Gäste. Die Erwartung der Betreiber, dass der benachbarte Freizeitpark die Zielgruppe der jungen Familien auch in die Hausausstellung locken würde, hat sich erfüllt, sagt Hannott. „Die Besucher sind im Schnitt zweieinhalb Stunden in der Ausstellung, oft waren sie zuvor im Legoland oder gehen danach in den Park.“Dadurch kommen teilweise auch Familien aus dem benachbarten Ausland, um sich die Häuser anzusehen.
Die lange Aufenthaltsdauer nutzen die Interessenten offenbar, um möglichst viele der angebotenen Hausvarianten zu sehen – durchschnittlich 13 Gebäude werden besucht. Die 17 Millionen Euro, welche die beteiligten Bauunternehmen in die Günzburger Fertighauswelt investiert haben, machen sich bezahlt, sagt der Geschäftsführer. Alle verzeichneten gute Verkaufsquoten.
Der Verband, der seit 2005 eigene Hausausstellungen betreibt, hatte bei seinem Günzburger Projekt Überzeugungsarbeit zu leisten. Die offene Gestaltung des Geländes am Kimmerle-Ring, ohne Abgrenzungen und Zäune zwischen den verschiedenen Häusern, mit einheitlichen Stelen vor den Häusern statt Fahnenmasten der verschiedenen Anbieter, sei zunächst auf Skepsis gestoßen. Der Erfolg gebe der besonderen Gestaltung der Außenanlage in Form einer idyllischen Siedlung jedoch recht: Den Gästen gefällt das Ambiente mit dem 235 Quadratmeter großen Spielplatz und einem Wasserlauf im Zentrum. Interessenten aus einem Einzugsgebiet von 80 bis 100 Kilometern kommen in die Günzburger Fertighauswelt. „Wir tangieren damit auch die bestehenden Ausstellungen in München-Poing und StuttgartFellbach weit weniger als befürchtet“, sagt Hannott mit Blick auf die Besucherzahlen in den anderen Ausstellungen, zu denen auch der Standort Ulm zählt. Seit der Eröffnung der ersten Hausausstellung des BDF in Hannover kamen insgesamt 1,35 Millionen Menschen in Fertighauswelten.
Eine Besonderheit der Günzburger Ausstellung ist ihre nachhaltige Ausrichtung. Die Fertighauswelt gelte als Demonstrationsprojekt der gesamten Branche, erklärt Hannott. Erstmals werden hier Musterhäuser gezeigt, die eine Zertifizierung der Nachhaltigkeit mit dem vom Bund anerkannten Gütesiegel BNK vorweisen können. Um es zu bekommen, mussten die Hersteller 19 Kriterien erfüllen – von der Umweltbilanz über Sicherheit, Komfort und Gesundheit bis hin zur Barrierefreiheit. Als Vorreiter gilt die Günzburger Hausausstellung auch im digitalen Bereich: Die meisten Gebäude sind als Smart Homes ausgestattet, also mit intelligenter Automatik. Sogenannte iBeacons für die einzelnen Häuser liefern den Besuchern außerdem zusätzliche Informationen, die sie per App auf ihr Smartphone holen können. Auch eine Stromtankstelle gibt es. So gerüstet, geht die Fertighauswelt Günzburg in ihr zweites Jahr. Zehn Jahre Laufzeit sind für die Anlage mindestens vorgesehen, danach gibt es eine Verlängerungsoption für jeweils fünf Jahre.