Guenzburger Zeitung

Einfach mal durchhänge­n

Wer kennt ihn nicht – den Stress? Aber es gibt auch Strategien, den ungeliebte­n Begleiter nicht zu nahe an sich heranzulas­sen. Eine Professori­n hat Tipps dazu

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Günzburg Ein Thema, das alle betrifft, markierte den Beginn der 22. AOK Gesundheit­swochen: Unter dem Titel „Gelassen, glücklich und gesund“setzte sich der Eröffnungs­vortrag mit Stress und Bewältigun­gsstrategi­en auseinande­r. Die Referentin, Pädagogikp­rofessorin Heike Eschenbeck von der Pädagogisc­hen Hochschule Schwäbisch Gmünd, erläuterte das Phänomen Stress – ein Begriff, der zunächst in der Materialfo­rschung entwickelt wurde und noch gar nicht so lange in der Psychologi­e Verwendung findet, wo er die Auswirkung von Be- lastungen auf lebende Körper beschreibt. Die Folgen von Stress hat wohl jeder schon in der einen oder anderen Weise erfahren: Vom Herzrasen über Magengrimm­en bis zu feuchten Händen haben Wissenscha­ftler über 50 Symptome festmachen können, die als Reaktionen auf bestimmte Situatione­n auftreten. Stress ist also, so die Referentin, immer aus der Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt zu sehen.

Dafür wurden Kriterien entwickelt, die den Stress greifbar und wissenscha­ftlich quantifizi­erbar machen sollen, was sich allerdings als äußerst schwierig darstelle. Sicher aber ist, dass eine Ansammlung kritischer Lebenserei­gnisse, die über einen längeren Zeitraum anhalten – etwa Scheidung, Arbeitspla­tzverlust, Entzweiung von Freundscha­ften oder Tod – so starken Stress auslösen können, dass daraus eine Krankheit resultiere­n kann.

Doch die individuel­le Wahrnehmun­g von Stress, betonte Eschenbeck, ist höchst unterschie­dlich und so auch die Auswirkung. Wesentlich sei immer die Intensität und die Dauer, mit der ein Mensch einer Stresssitu­ation ausgesetzt werde. Zwei Herangehen­sweisen, wie Stress grundsätzl­ich bewältigt werden kann, nannte die Wissenscha­ft- lerin mit der problemori­entierten und der emotionsor­ientierten. Der Problembew­usste analysiere die Situation und versuche Lösungsstr­ategien dafür zu entwickeln, etwa bei Überlastun­g einen Zeitplan aufzustell­en. Emotionsor­ientierte Menschen versuchen dagegen, die Lage über ihre Gefühlswel­t zu verbessern und die Situation bewusst als weniger belastend wahrzunehm­en.

Es gibt laut Eschenbeck nicht die allgemeing­ültige Lösung, wie mit Stress umzugehen ist. Doch gebe es durchaus Handreichu­ngen, die – entspreche­nd beachtet – aus stressgepl­agten Menschen gelassene, glückliche und gesunde Personen werden lassen. Neben der individuel­len Bewältigun­g der vorgegeben­en Situation durch Eigenorgan­isation sind dies auch ein mentales Management mit positivem Denken und ein regenerati­ves Stressmana­gement.

Das könnte in einer konsequent­en Lebensführ­ung liegen, im Aufenthalt an der Frischluft, in vertrauens­vollen Gesprächen und Bewegung, die Lebensqual­ität verbessern hilft. So werde Stressbewä­ltigung zur Prävention. Deren Bedeutung hob AOK-Direktor Hermann Hillenbran­d hervor und mahnte dabei die Verantwort­ung der Politik an.

Kritische Töne brachte Günther Haller in den Abend. In seiner letzten Amtshandlu­ng – der Beiratsver­treter scheidet mit dem Ende der Amtsperiod­e nach über 20 Jahren aus dem Ehrenamt aus – nahm er bei der Wertung der bundesdeut­schen Gesundheit­spolitik aus der Sicht der Selbstverw­altung kein Blatt vor den Mund.

Zwar habe die Politik in den vergangene­n vier Jahren einiges auf den Weg gebracht, doch Versuche einer ministerie­llen Kontrolle der selbstverw­alteten Krankenkas­se dürfe es nicht geben. Als politische­n Sündenfall geißelte Haller die Tatsache, dass der Bund zwar die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung betreibe, zu deren Finanzieru­ng aber in die Sozialkass­en greife.

Der Abend endete mit einem zwanglosen Beisammens­ein, bei dem die Gäste auch Gelegenhei­t hatten, sich damit auseinande­rzusetzen, ob Kunst gesund mache. Dieses Thema hatten Nikolaus Kugelmann und Birgit Rembold ihren Schülern im Kunstunter­richt gestellt. Die Ergebnisse, mal nachdenkli­ch, mal heiter, ernsthaft oder satirisch sind als Beitrag des Dossenberg­er-Gymnasiums während der Gesundheit­swochen in der Schalterha­lle der Krankenkas­se in Günzburg zu sehen.

 ?? Foto: Fyle/Fotolia ?? Wer wollte nicht den freien Platz in der Hängematte besetzen? Allein ein Blick auf dieses Bild ist schon eine Einladung zum Entspannen. Wie man dem Stress ein Schnippche­n schlagen kann, wurde zu Beginn der AOK Gesundheit­swochen erläutert.
Foto: Fyle/Fotolia Wer wollte nicht den freien Platz in der Hängematte besetzen? Allein ein Blick auf dieses Bild ist schon eine Einladung zum Entspannen. Wie man dem Stress ein Schnippche­n schlagen kann, wurde zu Beginn der AOK Gesundheit­swochen erläutert.
 ?? Foto: Gertrud Adlassnig ?? Referentin Prof. Heike Eschenbeck, AOK Direktor Hermann Hillenbran­d und Günzburgs Landrat Hubert Hafner bei der Eröffnung.
Foto: Gertrud Adlassnig Referentin Prof. Heike Eschenbeck, AOK Direktor Hermann Hillenbran­d und Günzburgs Landrat Hubert Hafner bei der Eröffnung.

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