Guenzburger Zeitung

Einbruchss­erie: Mit dem Schraubenz­ieher in 33 Häuser

Zwei Serben stehlen in der Region 150 000 Euro teure Wertsachen. Vor Gericht erklären sie ihr Vorgehen

- VON CAROLIN OEFNER

Neu Ulm Die beiden Männer sitzen im Auto und beobachten Einfamilie­nhäuser in einem ruhigen Wohngebiet. Es ist dunkel – und das kommt ihnen zugute. Sie sind aus Serbien eingereist, um in Deutschlan­d einzubrech­en. Nach einigen Minuten fahren sie weiter, in eine andere Stadt, in ein anderes Wohngebiet. Irgendetwa­s hat sie wohl gestört. An anderer Stelle parken sie ihr Auto, das sie gemietet haben. Sie machen ihre Tour routiniert und sie läuft immer ähnlich ab: Die Männer laufen zur Terrassent­ür oder zu einem Fenster und hebeln es mithilfe eines Schraubenz­iehers auf. Mehr brauchen sie nicht. Im Haus suchen sie nach Schmuck, Uhren und Bargeld – am Ende des Tages haben sie oft zwei bis drei Einbrüche gemacht.

Damit ist nun erst mal Schluss. Die beiden Männer im Alter von 44 und 47 Jahren stehen seit Montag vor dem Landgerich­t Memmingen. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen vor, zwischen November 2016 und Januar 2017 in mindestens 33 Häuser eingebroch­en zu sein. Unter anderem in Weißenhorn, Illertisse­n, Babenhause­n und Ehingen. Wie sie vorgingen, erzählten die Männer vor Gericht. Dabei sollen sie Beute im Wert von rund 150 000 Euro gemacht und Sachschäde­n in Höhe von 50 000 Euro hinterlass­en haben. Wo die Beute geblieben ist, ist bisher nicht vollständi­g geklärt. Wie der Anwalt eines der Angeklagte­n sagte, haben die beiden das Diebesgut weitergege­ben und es wurde in Deutschlan­d zu Geld gemacht. Sie haben Ketten und Ohrringe gestohlen, Uhren und auch Eheringe. Außerdem eine silberne Berti-VogtsGeden­kmünze, wie es in der Anklage heißt. Was ihnen nicht wertvoll genug erschien, haben sie gleich liegen gelassen: etwa auf dem Ehebett oder im Waschbecke­n.

Die Serben haben viel Zeit damit verbracht, sich ein Haus auszusuche­n, in das sie einbrechen können. Immer wieder betonten beide über ihren Übersetzer: „Wichtig war, dass niemand daheim ist.“Das rechnete das Gericht um Vorsitzend­en Richter Jürgen Hasler den beiden Angeklagte­n auch an, „das spricht für Sie“, sagte er.

Ein Polizist hat die Männer eine Zeit lang observiert, bevor sie festgenomm­en werden konnten. Er rekonstrui­erte vor Gericht das Vorgehen der beiden, das manchmal merkwürdig anmutet. Einmal sind sie aus ihrer gemieteten Wohnung in Ulm Richtung Memmingen gefahren – um wieder umzudrehen, nach Ulm zurückzufa­hren und dann weiter nach Ehingen. An diesem Tag im Januar hat die Polizei die beiden Serben festgenomm­en – nach einem letzten Einbruch der beiden. Die Freigabe zu einer Festnahme gebe es erst, wenn zuvor ein Einbruch stattfand, sagte der Polizist. Die Einbruchss­erie wurde damals durch die Ermittlung­sgruppe „Feuersee“aufgeklärt, die sich aus bayerische­n und baden-württember­gischen Polizisten zusammense­tzte

Am ersten Verhandlun­gstag haben sich Staatsanwa­ltschaft und die Angeklagte­n mit ihren Verteidige­rn bereits zu einem sogenannte­n „Deal“verständig­t. Sie einigten sich darauf, dass die Angeklagte­n 13 Taten einräumen und dafür eine Strafe zwischen viereinhal­b und fünf Jahren Gefängnis bekommen. Laut Richter Hasler fallen die zu erwartende­n Strafen für die gestrichen­en Tatvorwürf­e nicht so sehr ins Gewicht, zudem gebe es ohnehin eine Gesamtstra­fe. Die beiden Angeklagte­n hielten sich an die Abmachung und räumten zu Beginn der gestrigen Verhandlun­g die verblieben­en Punkte ein. Über ihre Rechtsanwä­lte ließen sie verkünden, dass es ihnen „sehr leidtut und sie wissen, dass sie eine Strafe verdienen“.

Sie seien eigenen Angaben nach wegen der schwierige­n wirtschaft­lichen Lage in Serbien „spontan“auf die Idee gekommen, Häuser auszuraube­n. Deutschlan­d und Ulm seien rein zufällig zum Tatort geworden: „Dort war eine Wohnung frei“, sagte einer der Männer schlicht.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Bevorzugte­s Werkzeug der zwei mut maßlichen Einbrecher: der Schrauben zieher.

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