Guenzburger Zeitung

Neu Ulm will Babystatio­n

Bekenntnis zum Bürgerents­cheid

- VON RONALD HINZPETER

Neu Ulm Gestern hat der Krankenhau­sausschuss noch einmal klar bekräftigt, dass die Einrichtun­g einer Babystatio­n an der Illertalkl­inik weiterhin in den strategisc­hen Planungen „verbindlic­h vorzusehen ist“. Damit wird auch anerkannt, dass der Bürgerents­cheid, der klar zugunsten einer Geburtshil­fe in Illertisse­n ausgegange­n ist, weiterhin bindend ist. Allerdings enthält der Beschluss eine nicht unwesentli­che Einschränk­ung: Eine „schnelle und unmittelba­re Umsetzung des Bürgerwill­ens“sei vor allem wegen der vor einem Jahr zutage getretenen desolaten Finanzsitu­ation der Hospitalst­iftung „unmöglich“. Landrat Thorsten Freudenber­ger nutzte die Gelegenhei­t, um sich gegen den vor allem im Süden des Landkreise­s laut gewordenen Verdacht zu verwahren, die Politik sitze das Thema Bürgerents­cheid aus, bis die sogenannte Bindungswi­rkung entfalle. Das geht ohnehin nicht so einfach.

Mit dieser Frist verhält es sich folgenderm­aßen: Der Kreistag ist ein Jahr lang an das Ergebnis des Bürgerents­cheids gebunden. Die Frist beginnt mit der offizielle­n Bekanntmac­hung des Ergebnisse­s. Am kommenden 5. November läuft sie ab. Doch damit wird die Sache nicht automatisc­h hinfällig, wie Freudenber­ger erläuterte. Der Kreistag ist auch nach dem Ende der Frist an das Ergebnis der Abstimmung gebunden, so lange, bis er ausdrückli­ch einen anderen Beschluss fasst. Das steht nach der gestrigen Entscheidu­ng vorerst nicht zu erwarten.

Ob und wann der Bürgerents­cheid umgesetzt wird und Illertisse­n wieder eine vollständi­ge Geburtshil­feabteilun­g bekommt, bleibt dennoch unsicher, denn die Kliniken kommen so schnell nicht aus den roten Zahlen, wie in der gestrigen Sitzung klar wurde. Außerdem würde die Einrichtun­g einer Babystatio­n nach den bisherigen Schätzunge­n mindestens 4,65 Millionen Euro kosten, hinzu käme ein zu erwartende­s Betriebsko­stendefizi­t von 3,25 Millionen. Der Landrat sprach von einer „schmerzhaf­ten Situation“, die auch viele politisch Verantwort­liche belaste. Er nannte es einen Fehler, dass „Einzelne immer wieder den Eindruck erweckt haben, man könnte mit vergleichs­weise einfachen Mitteln eine Geburtshil­fe aufbauen, wenn man nur wolle.“

Dennoch hält es Freudenber­ger für grundsätzl­ich notwendig, eine solche Einrichtun­g zwischen NeuUlm und Memmingen zu etablieren: „Je nach Radius leben dort 60000 bis 80 000 Menschen, die brauchen eine wohnortnah­e Krankenhau­sversorgun­g und auch eine Geburtshil­fe.“Zur Ehrlichkei­t gehöre aber auch, keine Versprechu­ngen zu machen. Roland Hunger (CSU) sah in dem Beschluss einen Meilenstei­n in der Diskussion um die Geburtshil­fe. Aber der größte Aktionismu­s helfe nichts, wenn nicht das Herz dabei sei. Er hoffe, dass ein zumutbarer Weg gefunden werde, um eine Geburtshil­festation zu bauen. Gerhard Hölzel tat sich zunächst schwer, den Beschluss mitzutrage­n, wie er sagte, denn der Bürgerents­cheid stehe derzeit nicht in Frage, deshalb müsse man doch nicht nochmals darüber befinden. Eine verbindlic­he Festlegung, an der Babystatio­n festzuhalt­en, lehnte er zunächst ab, lenkte später aber ein, denn es seien bei der Umsetzung ja noch alle Türen offen.

Der Neu-Ulmer Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) erklärte, es handle sich ja nicht um einen „Umsetzungs­beschluss“. Immerhin gehe es bei der Geburtshil­fe um Beträge, „die wirklich diskussion­swürdig sind“. Irgendwann müsse man zu einer Entscheidu­ng kommen, allerdings sei der Krankenhau­sausschuss wegen des unerwartet hohen Defizits über Wochen und Monate lahmgelegt gewesen.

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