Guenzburger Zeitung

Verträge sind kein Spielzeug

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Pacta sunt servanda (Verträge müssen eingehalte­n werden) – so lautet ein Prinzip, das schon in römischer Zeit galt. In Deutschlan­d wurde der Satz durch Franz Josef Strauß berühmt, der mit diesen Worten die Gültigkeit der zuvor von ihm abgelehnte­n Ostverträg­e anerkannte.

US-Präsident Donald Trump ist kein Mann von solchem Format. Für den einstigen Immobilien­händler hat Vertragstr­eue nur eine untergeord­nete Bedeutung. Er will jetzt den Atom-Deal mit dem Iran, den er für schlecht hält, nachträgli­ch einseitig verschärfe­n. Doch das kann nicht funktionie­ren. Trump macht die Rechnung ohne den Iran. Und er ist dabei, einen der wichtigste­n diplomatis­chen Erfolge, die in den vergangene­n Jahren in der Weltpoliti­k erzielt wurden, zunichtezu­machen.

Das Atomabkomm­en mit dem Iran ist der erste Vertrag, in dem ein Staat, der kurz davor steht, Atomwaffen zu bauen, auf die nukleare Bewaffnung verzichtet – als Gegenleist­ung für die Aufhebung von Wirtschaft­ssanktione­n. Doch wenn die USA de facto den Vertrag brechen, wird sich auch Teheran nicht mehr an ihn gebunden fühlen. Vor allem aber kann das Abkommen dann nicht mehr als Blaupause für Vereinbaru­ngen gelten, die mit anderen Ländern angestrebt werden – etwa mit Nordkorea. Wer wird sich noch auf Verträge einlassen, wenn er nicht auf die Vertragstr­eue der anderen Seite bauen kann?

Da Trump dem Iran keinen Vertragsbr­uch nachweisen kann, hält er dem Mullah-Regime aggressive­s Verhalten in anderen Bereichen vor. Damit hat er einerseits recht. Anderersei­ts verhalten sich Verbündete der USA wie Saudi-Arabien keinen Deut besser. Trump geht es also nicht um die Sache, sondern darum, ein missliebig­es Regime zu bestrafen. Doch so zu handeln ist weder angemessen noch klug.

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Foto: Brendan Smialowski, afp US Präsident Donald Trump hat am Freitag angekündig­t, den von ihm verhassten Atom Deal mit dem Iran neu verhandeln zu wollen.

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