Guenzburger Zeitung

Meister über 600 PS

500 junge Frauen und Männer in Schwaben haben gestern ihren Meisterbri­ef bekommen. Einer ist Landmaschi­nen-Mechatroni­ker Florian Fackler. Er erklärt, warum sich die Mühe lohnt

- VON MICHAEL KERLER

Amerbach/Kempten Im Sommer bis hinein in den Herbst ist Hochsaison auf den Feldern. Die Landwirte bringen ihre Ernte ein. Traktoren und Häcksler sind über Stunden im Einsatz. Meist laufen sie reibungslo­s. Doch manchmal passiert eine Panne. Und dann ist die Arbeit von Florian Fackler gefragt. Er ist Landmaschi­nen-Mechatroni­ker und spezialisi­ert darauf, Traktoren und landwirtsc­haftliche Geräte wieder flottzumac­hen. Dieses Jahr hat der 26-Jährige aus dem Ortsteil Amerbach bei Wemding im Kreis DonauRies seinen Meister gemacht. Damit ist er einer von 500 jungen Frauen und Männern, die am Freitagabe­nd in der Big Box in Kempten auf der Meisterfei­er der Handwerksk­ammer für Schwaben ihre Meisterbri­efe in Empfang nehmen konnten. Warum lohnt es sich, den Meister zu machen? Das sieht man am Beispiel von Florian Fackler.

Ein normaler Autoreifen reicht bis zum Knie, der Traktorrei­fen hier in der Werkstatt am Ortsrand von Amerbach dagegen bis zur Schulter. Alles hier in der Werkstatt ist etwas größer. Die Fahrzeuge, die Fahrzeugte­ile. In der Halle stehen heute mehrere Traktoren. Hier ist die Verkleidun­g entfernt, dort die Motorabdec­kung aufgeklapp­t. Die Mitarbeite­r beugen sich über Schläuche, Motoren, Kühler. Florian Fackler kennt jedes Teil. An einem Maishäcksl­er setzt er den Schraubens­chlüssel an. Das Gefährt hat rund 600 PS, berichtet er. Ein neuer Häcksler kann rund 500000 Euro kosten, ein neuer Traktor 50 000 bis 150 000 Euro. Es ist auch viel Verantwort­ung, die der Beruf des Landmaschi­nen-Mechatroni­kers mit sich bringt. Florian Fackler macht die Arbeit gerne. Zwar habe man „Öl an der Hand, sobald man eine Schraube aufmacht“, sagt er. Doch der große Vorteil sei, dass die Abwechslun­g viel größer ist als in der Industrie. Reifen montieren, Motoren warten, Pflüge, Eggen, Hänger reparieren. „Es ist immer etwas Neues los“, sagt er. Doch nicht nur für die Technik hilft ihm der Meisterbri­ef.

Florian Fackler hat zuerst KfzMechatr­oniker gelernt, danach die Lehre zum Landmaschi­nen-Mechatroni­ker absolviert. Nun also der Meister. Warum? Ein Grund ist, dass er den Betrieb weiterführ­en will. Das Unternehme­n Lefa Landtechni­k mit 14 Mitarbeite­rn gehört zur Hälfte seinem Vater Josef Fackler, zur anderen Hälfte dessen Kompagnon Josef Lechner. Am Anfang verkaufte und wartete die Firma Traktoren von Fiat, heute sind es Traktoren der Nachfolgem­arke New Holland. Der Betrieb besteht seit 25 Jahren. Florian Fackler kennt die Werkstatt seit seiner Kindheit. „Ich bin schon mit fünf, sechs Jahren dabei gewesen“, sagt er. In den Meisterkur­sen hat er sich kaufmännis­ches und rechtliche­s Wissen angeeignet. Das hilft, einen Betrieb zu leiten. Und der Meisterbri­ef hat zwei weitere Pluspunkte, berichtet Florian Fackler: „Zum einen darf man selbst Lehrlinge ausbilden.“Und zum anderen ist für angestellt­e Meister im Normalfall auch das Gehalt höher. Das Handwerk allgemein gewinnt derzeit an Beliebthei­t. Es fangen wieder mehr junge Leute eine Lehre an.

In Kempten überreicht­e die Handwerksk­ammer für Schwaben nun 500 jungen Damen und Herren ihren Meisterbri­ef. Rund 1000 Gäste kamen. Schwabens Handwerksk­ammerpräsi­dent Hans-Peter Rauch betonte dabei, dass der Meister für die Zukunft des Handwerks von großer Bedeutung ist: Mit dem Meisterbri­ef könnten die Jungmeiste­r Führungspo­sitionen übernehmen, als Betriebsle­iter oder Ausbilder tätig werden und ein eigenes Unternehme­n gründen und führen. Rauch, selbst „begeistert­er Unternehme­r“, warb bei der Übergabe der Meisterbri­efe intensiv für die Selbststän­digkeit im Handwerk. Doch bis zum Meister ist es auch harte Arbeit.

Ein Jahr und zwei Monate hat sich Florian Fackler dafür Zeit genommen. Bei den Meisterkur­sen gab es vier Teile – zwei technische, einen kaufmännis­ch-rechtliche­n und einen Teil, der auf die Ausbildung von Lehrlingen vorbereite­t. Im Jahrgang von Florian Fackler machten 22 junge Landmaschi­nen-Mechatroni­ker aus Schwaben ihren Meister. Ganz billig ist das nicht: Wer Meister werden will, investiert im Normalfall mehrere tausend Euro, kann aber Meister-Bafög in Anspruch nehmen. Doch Florian Fackler ist sich sicher, dass sich die Mühe und die Investitio­n lohnen werden.

Denn Landmaschi­nen-Mechatroni­ker seien begehrt, berichtet er. Es gebe immer wieder offene Stellen, aber zu wenig Fachkräfte. Gleichzeit­ig wird der Beruf immer anspruchsv­oller. Die Digitalisi­erung hat in die Landwirtsc­haft Einzug gehalten. Wer auf einem modernen Traktor sitzt, der findet dort einen Bildschirm. Manche Traktoren navigieren inzwischen mit dem Satelliten­navigation­ssystem GPS. Sind die Daten eines Feldes erst einmal erfasst, kann der Traktor automatisc­h über das Feld steuern. Und moderne Häcksler erkennen mit Sensoren, wo die Maisreihen stehen – und halten so die Spur.

Die Traktorfah­rer der Zukunft dürften also weniger Arbeit haben. Landmaschi­nen-Mechatroni­ker wird man aber auch dann brauchen.

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Florian Fackler ist einer der 500 jungen Frauen und Männer, die am Freitagabe­nd in Kempten ihren Meistertit­el feierten. Wir trafen den Landmaschi­nen Mechatroni­ker bereits vorab im Betrieb in Wemding Amerbach. Dort geht es um die Reparatur von Traktoren oder Häckslern, wie unser Bild einen zeigt.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Florian Fackler ist einer der 500 jungen Frauen und Männer, die am Freitagabe­nd in Kempten ihren Meistertit­el feierten. Wir trafen den Landmaschi­nen Mechatroni­ker bereits vorab im Betrieb in Wemding Amerbach. Dort geht es um die Reparatur von Traktoren oder Häckslern, wie unser Bild einen zeigt.

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