Guenzburger Zeitung

Katalonien kann die Börse nicht erschütter­n

- VON ROBERT HALVER rat@augsburger allgemeine.de

Das Unabhängig­keitsrefer­endum in Katalonien hat zuletzt Europa beschäftig­t.

Bei Separation­sbestrebun­gen sollte man nicht nur an die landsmänni­schen Gefühle, sondern auch an die wirtschaft­lichen Folgen denken. Hier lohnt die Betrachtun­g der Loslösung Großbritan­niens von der EU. Die Empire-Romantik führt die Britannic jeden Tag näher an den Eisberg der gnadenlose­n Globalisie­rung heran. Nach der Kollision werden die Immobilien­preise und Löhne sinken, während die Arbeitslos­igkeit steigt.

Ähnlich verlieren würde ein unabhängig­es Katalonien. So mancher Katalane mag das Klischee pflegen, dass die Region als wirtschaft­lich goldene Gans von der spanischen Regierung ausgenomme­n wird wie gebratenes Geflügel an Weihnachte­n. Ein unabhängig­es Katalonien würde aber an den langen Armen Madrids und Brüssels wirtschaft­lich verhungern. Katalonien würde solange auf eine EUMitglied­schaft warten müssen, bis auch noch die letzte Streuobstw­iese in Barcelona unkrautfre­i ist. Da Katalonien der Zugang zum Binnenmark­t verwehrt wäre, würde sein Außenhande­l schmelzen wie Speiseeis in der Sommerhitz­e der Costa Brava.

Dieser Logik verschließ­t sich auch der Regierungs­chef Katalonien­s nicht. Er hat zwar die Unabhängig­keitserklä­rung unterschri­eben, sie aber sogleich ausgesetzt.

Von politische­r Krise an den Anleihe- und Aktienmärk­ten war in Spanien damit wenig zu spüren. Auch die Schwankung an den europäisch­en Aktienmärk­ten blieb niedrig. Die krisenerpr­obten Finanzmärk­te gingen immer von der wirtschaft­lichen Vernunft der Verantwort­lichen in Katalonien aus. Viele Europäer haben die wirtschaft­lichen Schmerzen der EuroKrise in guter Erinnerung. Eine Zugabe will niemand.

Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmar­kt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexpe­rten.

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