Katalonien kann die Börse nicht erschüttern
Das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien hat zuletzt Europa beschäftigt.
Bei Separationsbestrebungen sollte man nicht nur an die landsmännischen Gefühle, sondern auch an die wirtschaftlichen Folgen denken. Hier lohnt die Betrachtung der Loslösung Großbritanniens von der EU. Die Empire-Romantik führt die Britannic jeden Tag näher an den Eisberg der gnadenlosen Globalisierung heran. Nach der Kollision werden die Immobilienpreise und Löhne sinken, während die Arbeitslosigkeit steigt.
Ähnlich verlieren würde ein unabhängiges Katalonien. So mancher Katalane mag das Klischee pflegen, dass die Region als wirtschaftlich goldene Gans von der spanischen Regierung ausgenommen wird wie gebratenes Geflügel an Weihnachten. Ein unabhängiges Katalonien würde aber an den langen Armen Madrids und Brüssels wirtschaftlich verhungern. Katalonien würde solange auf eine EUMitgliedschaft warten müssen, bis auch noch die letzte Streuobstwiese in Barcelona unkrautfrei ist. Da Katalonien der Zugang zum Binnenmarkt verwehrt wäre, würde sein Außenhandel schmelzen wie Speiseeis in der Sommerhitze der Costa Brava.
Dieser Logik verschließt sich auch der Regierungschef Kataloniens nicht. Er hat zwar die Unabhängigkeitserklärung unterschrieben, sie aber sogleich ausgesetzt.
Von politischer Krise an den Anleihe- und Aktienmärkten war in Spanien damit wenig zu spüren. Auch die Schwankung an den europäischen Aktienmärkten blieb niedrig. Die krisenerprobten Finanzmärkte gingen immer von der wirtschaftlichen Vernunft der Verantwortlichen in Katalonien aus. Viele Europäer haben die wirtschaftlichen Schmerzen der EuroKrise in guter Erinnerung. Eine Zugabe will niemand.
Robert Halver ist Leiter des Bereichs Kapitalmarkt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexperten.