Guenzburger Zeitung

Ein Münchner Original tritt ab

Wirte-Sprecher Toni Roiderer macht nach 16 Jahren Platz für den Nachwuchs – „ohne Groll“

- VON ULI BACHMEIER

München/Straßlach Für Wiesn-Berichters­tatter war dieser Mann eine Sensation. „Den musst du“, so sagte jüngst ein Münchner Lokaljourn­alist, „nur ein bisserl am Bauch kitzeln, schon sprudelt es aus ihm heraus.“Tatsächlic­h hatte Toni Roiderer in den 16 Jahren, in denen er Sprecher der Wiesn-Wirte war, immer einen forschen Spruch auf Lager. Das Etikett „streitlust­ig“mag er sich aber nicht anheften lassen. „Streitbar“, so sagt er, wäre das treffender­e Wort.

Jetzt also ist Schluss mit dem Job als Wirte-Sprecher. Roiderer sitzt in seinem „Wildpark“in Straßlach im Isartal. Er ist erkennbar mit sich im Reinen. Hier ist sein kleines Imperium: Metzgerei, Gastwirtsc­haft, Biergarten (mit Fußbodenhe­izung!). Sein großes Imperium ist seit 1989 „Der Himmel der Bayern“, das Hacker-Zelt auf dem Oktoberfes­t. Hier wie dort wird er weiterhin präsent sein, auch wenn sein Sohn mehr und mehr die Aufgaben übernimmt. Für die Wiesn-Wirte aber wird künftig ein anderer „den Frontkämpf­er“geben müssen. „Wirte-Sprecher“, so sagt Roiderer, „das ist wie einen Sack voller Flöhe hüten.“Aber das sei nicht der Grund für seinen Rückzug. „Warum soll ich nicht aufhören? Ich bin jetzt 73 – ein alter Mann.“

In seinem letzten Amtsjahr war er noch einmal mächtig gefordert. Der Wiesn-Chef, der Münchner Bürgermeis­ter Josef Schmid (CSU), hatte versucht, eine Bierpreisb­remse auf dem Oktoberfes­t durchzuset­zen. Er scheiterte zwar wie alle seine Vorgänger. Doch bis dahin ging’s hoch her. Und Roiderer stand mittendrin in dem Scharmütze­l. Er hielt dagegen. Es sei schon „kurios“, dass der Vorschlag „von einer Partei kommt, die normalerwe­ise für den Mittelstan­d da ist“, polterte Roiderer. Einige seiner Kollegen polterten noch lauter. Einer schimpfte über Verhältnis­se „wie in der DDR“. So weit ging Roiderer nicht.

„Als Wirte-Sprecher“, so sagt er, „musst du ein Bindeglied sein zwischen dem Stadtrat und den Wirten.“So eine große Veranstalt­ung wie das Oktoberfes­t Jahr für Jahr erfolgreic­h zu gestalten, „das geht nur miteinande­r, nicht gegeneinan­der“. Und jetzt, nachdem der Streit beigelegt und das Oktoberfes­t wieder gut über die Bühne gegangen ist, mag er auch nicht mehr nachtarock­en. Der Streit sei zwar „ausgesproc­hen ungut“gewesen, aber insgesamt verdiene die Stadt als Veranstalt­er höchstes Lob. „Wichtig ist, dass der Stadtrat parteiüber­greifend für das Wohl des Oktoberfes­ts entscheide­t“, sagt Roiderer.

Ende November werden sich die Wiesn-Wirte treffen und seinen Nachfolger wählen. „Ich gehe ohne Groll“, sagt Roiderer und fügt hinzu. „Die Jungen können das auch. Ich hab da keine Sorge.“

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Foto: Peter Kneffel, dpa Toni Roiderer sagt als Wirte Sprecher Servus.

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