Guenzburger Zeitung

Allerletzt­e Chance für Blumenmale­r

Einst verzierte er die Wände Augsburgs. Bis sich das Bild änderte

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Augsburg Mit einer hundertfac­h begangenen Straftat wurde er bekannt. Bis Ende 2011 hatte der 30-Jährige ganz Augsburg mit seinen Blumen verziert. Die stilisiert­e „AugsburgBl­ume“wurde zu einer überregion­al bekannten Marke, die bis heute als Motiv auf dem Etikett eines Biobiers und auf T-Shirts verwendet wird. Doch während einige Augsburger die Blumen als Belebung der mitunter tristen Nachkriegs­architektu­r von Bayerns drittgrößt­er Stadt sahen, betrachtet­en Polizei und Justiz die 470 Hinterlass­enschaften schlicht als Straftat.

Nach seiner jahrelange­n Blumenseri­e stand der 30-Jährige deshalb zunächst 2012 vor Gericht. Der vielfach vorbestraf­te Mann räumte die Zeichnunge­n damals ein und sagte, er habe die Welt etwas schöner machen wollen. Dies sei trotzdem „großer Mist“gewesen. Der Amtsrichte­r ermahnte den Blumenmale­r, dass bei erneuten unerlaubte­n Graffiti seine Zukunft „weder rosig noch blumig“aussehen werde. Der Angeklagte gelobte Besserung. Doch er wurde rückfällig und verschande­lte 2014 großflächi­g eine Regionalba­hn im schwäbisch­en Dinkelsche­rben und eine Lärmschutz­wand an der Bundesstra­ße 17 bei Augsburg. Das Augsburger Amtsgerich­t hatte den Wiederholu­ngstäter deshalb 2016 zunächst zu 15 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt.

In der Berufungsv­erhandlung am Freitag vor dem Landgerich­t Augsburg konnten seine Anwälte nun den Gang des Graffitikü­nstlers hinter Gitter gerade noch abwenden – mit einem Geständnis. Ein Jahr Haft lautete das Urteil – noch einmal mit Bewährung. Zudem muss er 400 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit leisten. Schadeners­atzforderu­ngen von wohl mehreren 1000 Euro kommen dazu. Ein 26-jähriger Student aus Nürnberg, der an den zwei Graffiti mitgewirkt hatte, kam mit einer Geldstrafe davon.

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Foto: Michael Schreiner Mit dieser Blume wurde Augsburgs Graf fitikünstl­er bekannt.

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