Ein Käfig, für Donald Trump extra goldfarben
Der Künstler aus China breitet seine Kunst an mehr als 300 öffentlichen Plätzen in New York aus
New York Anfang der 80er Jahre kam Ai Weiwei als Einwanderer und junger Kunststudent nach New York. „Ich wohnte damals in New York wie viele, viele junge Künstler, vielleicht 60 000. In den 80er Jahren war es nicht einfach, hier Künstler zu sein, die meisten von uns haben mehrere unterschiedliche Jobs gleichzeitig gemacht, aber es war trotzdem die Stadt, in der jeder Künstler sein wollte.“
Weiwei: „Es ist eine Stadt, in der man sich nie als Fremder fühlt; es gibt so viele unterschiedliche Menschen hier, und niemand kann die Anwesenheit des anderen hinterfragen, jeder hat seine eigene Integrität, es ist eine großartige Stadt.“
Weil sein Vater krank wurde, ging Ai Weiwei in den frühen 90er Jahren nach China zurück, wo er später politisch verfolgt, verschleppt und inhaftiert wurde. Sein Pass wurde ihm abgenommen und erst 2015 zurückgegeben. Seitdem lebt er in Berlin – aber New York hat ihn nie losgelassen. Als er seinen Pass zurückbekommen hatte, sagt Ai Weiwei, habe er mit der Planung begonnen, um der Stadt seine bislang größte öffentliche Kunstausstellung zu präsentierten: „Good Fences Make Good Neighbors“– „Gute Zäune machen gute Nachbarn“(bis 11. Februar 2018).
Die Schau an mehr als 300 öffentlichen Orten der Millionenmetropole sei „der Höhepunkt von Ai Weiweis bisherigem Schaffen“, erklärt Nicholas Baume, Chef des Vereins Public Art Fund, der die Ausstellung organisiert hat. Und der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio lässt ausrichten, New York sei die „perfekte Leinwand“für das Werk Weiweis.
„Ich habe lange gezögert, denn ich liebe diese Stadt so sehr, dass ich nicht einfach nur irgendeine Skulptur hinstellen wollte“, erklärte Ai Weiwei zur Eröffnung. „Ich wollte etwas machen, um wirklich meinen Respekt und meine Liebe zu zeigen.“Wie so häufig entschied sich der 60-jährige Aktivist für politisch motivierte Kunst, diesmal rund um die Themen Migration, Flüchtlinge, Mauern und Zäune, mit denen er sich schon häufiger beschäftigt hat. An den Central Park, unter den Torbogen im Washington Square Park und in den Flushing Meadows Corona Park im Stadtteil Queens beispielsweise stellte er meterhohe Metallzaun-Skulpturen. „Bei Zäunen geht es immer um Identität, um das Verständnis von uns selbst und unsere Haltung gegenüber anderen“, so Ai Weiwei.
Insbesondere die USA nähmen viel zu wenige Flüchtlinge auf. Weiwei: „Meiner Meinung nach sollten die größten und mächtigsten Länder des Westens viel mehr Verantwortung in der Krise übernehmen.“Er erklärte das vor einer der wohl auffälligsten Skulpturen der Schau: „Vergoldeter Käfig“, ein meterhoher runder Metallkäfig, direkt am Südende des Central Parks. Drei Straßenblöcke weiter ragt der Trump Tower in die Höhe; von seiner Luxuswohnung darin kann USPräsident Trump – wenn er sich mal wieder in seiner Heimatstadt aufhalten sollte – direkt darauf schauen. „Dieses Projekt ist für die Menschen der Stadt gemacht“, sagt Ai Weiwei. „Natürlich, wenn er ein Bewohner der Stadt ist, dann ist Präsident Trump herzlich eingeladen, sich an dieser Skulptur zu erfreuen. Ich habe sie auch extra goldfarben gemacht, um ihm eine Freude zu machen.“