Lassen Sie das Geld im Dorf!
Uns steht ein Goldenes Oktoberwochenende bevor. Bei strahlendem Sonnenschein wird sich dann auch die Natur von ihrer schönsten Seite zeigen und in den buntesten Farben leuchten. Unser Mitarbeiter Erich Herrmann hat die Farben des Herbstes in Leipheim schon mal mit seiner Kamera eingefangen.
In Zeiten der Null- und Negativzinsen ist ein oft gehörter Rat, man solle sein Geld in Immobilien investieren. Und wenn es um eine Wohnung oder ein Haus als Kapitalanlage geht, dann werden Immobilienmakler oder Vermögensberater mit der potenziellen Kundschaft einen Weg nicht gehen: den aufs Land. Die Städte sind für junge Familien ebenso interessant geworden wie für alte Menschen als Rückzugsort für den Lebensabend. Die Infrastruktur ist dabei oft das schlagende Argument für die Entscheidung zugunsten der Stadt: Kindergärten und Schulen sind in der Nähe, Ärzte und Geschäfte. Auf das Auto kann unter Umständen verzichtet werden. Dörfer, die fern einer bedeutenden Verkehrsachse liegen, haben es schwer. Ruhe, Natur und Abgeschiedenheit sind nicht mehr unbedingt die Trumpfkarten im Wettbewerb um die Gewinnung neuer Bürger.
Bei der Wahl des Wohnortes wird es daher nicht nur auf den Erholungsfaktor Land ankommen, sondern auch darauf, ob Dinge des täglichen Bedarfs ohne großen Aufwand besorgt werden können. Für relativ große Gemeinden haben diese Aufgabe bereits Lidl, Edeka & Co. übernommen. Die kleinen Orte aber bleiben auf der Strecke. Metzger weg, Bäcker weg, die Mittelschule zu, das Gasthaus schon lange geschlossen – und dann findet sich auch kein Nachfolger mehr für den kleinen Lebensmittelladen.
Dieses Schicksal haben Bürger in verschiedenen Gemeinden – von Gundremmingen bis Deisenhausen, von Ellzee bis Haldenwang – nicht als gottgegeben hingenommen. Sie haben schon vor Jahren oder erst seit Kurzem einen Laden gegründet und es damit geschafft, die Attraktivität ihrer Heimat ein wenig zu erhöhen. Das ist kein Honiglecken, dessen sollte sich jeder bewusst sein. Die Rendite wird nicht allzu groß ausfallen. Nötig ist ein langer Atem der Betreiber und die Bereitschaft der Bevölkerung, ein Lebensmittelgeschäft auch anzunehmen, das letztlich wegen der Verbraucher am Ort die Türen öffnet.
Viele Gastwirte auf dem Land klagen zurecht darüber, dass sie nur mit dem Umsatz durch die Einheimischen ihr Lokal längst hätten schließen müssen. Und wenn dann tatsächlich einmal die allerletzte Runde ausgeschenkt wird, weil es sich nicht mehr lohnt, dann zetern die am lautesten, die vor Ort wohnen, aber nie Gast in der Gastwirtschaft waren. Im Hinblick auf die Dorfläden bedeutet das: Für wen Artikelvielfalt nicht über allem steht, wer zu seinem privaten Glück nicht zwingend mindestens eine Online-Bestellung pro Tag braucht und wer „Geiz ist geil“nicht als oberste Maxime betrachtet, der sollte den kleinen Laden um die Ecke regelmäßig besuchen. Es ist eine Investition ins Dorf, das uns lieb und teuer sein sollte.