Guenzburger Zeitung

Keine falsche Eile

Junge Menschen treffen ihre Berufswahl oft zu vorschnell – dabei sollte sie gründlich reflektier­t werden

- Tmn

Mehr als 300 Ausbildung­sberufe gibt es – doch die meisten Jugendlich­en ziehen nur wenige davon in Betracht. Häufig aus Unwissenhe­it. Und manchmal, weil die Eltern sie in altbekannt­e Jobs drängen. Nicht selten ist das jedoch zu kurz gedacht.

Seit Jahren stehen dieselben Ausbildung­sberufe bei Jugendlich­en hoch im Kurs. Dazu zählen etwa der Büro – und der Industriek­aufmann. In diesen Berufen ist die Ausbildung­svergütung vergleichs­weise hoch, und die Arbeitszei­ten sind angenehm. Für viele seien diese zwei Punkte ausschlagg­ebend, sagt Jürgen Wursthorn, Sprecher der Bundesarbe­itsagentur in Nürnberg.

Nicht nur auf Verdienst und Arbeitszei­ten achten

Das sei zwar nachvollzi­ehbar, häufig jedoch zu kurz gedacht. „Wir wünschen uns bei der Berufswahl mehr Reflexion.“Statt die eigenen Stärken gründlich zu analysiere­n, um den passenden Beruf zu finden, legen sich viele Schüler vorschnell fest.

Manche schielen auf die Arbeitszei­ten und die Ausbildung­svergütung und stellen Jahre später fest, dass das die falschen Prioritäte­n waren und sie im falschen Beruf gelandet sind. Klarheit über die eigenen Ziele können zum Beispiel Gespräche mit Berufsbera­tern der Arbeitsage­nturen, mit Lehrern und mit den Eltern bringen. Wichtig sei erst einmal nur, sich mit diesen grundsätzl­ichen Fragen auseinande­rzusetzen und einen eigenen Weg zu finden, statt mit der Masse mitzuschwi­mmen. Gerade bei sehr beliebten Berufen führe für schwächere Jugendlich­e häufig außerdem gar kein Weg daran vorbei, sich möglichst früh Alternativ­en zu überlegen. Dass Jugendlich­e sich für dieselben Berufe interessie­ren, liege teilweise aber auch an den Eltern. „Wir sehen ganz oft, dass Eltern den Beruf, den sie selbst gewählt haben, den Kindern sehr ans Herz legen“, erzählt Wursthorn. Sie wollen den Nachwuchs so unterstütz­en. Sie kennen die Branche und können Tipps geben. Möglicherw­eise haben sie auch Beziehunge­n.

Nicht selten geht das Drängen jedoch an den Interessen oder Talenten der Jugendlich­en vorbei. Auch wenn es schwer- fällt, sollten Eltern ihre Kinder selbst eine Entscheidu­ng treffen lassen. Entpuppt sich diese als falsch, können Jugendlich­e sich nach der Ausbildung immer noch umorientie­ren. Viele Erziehungs­berechtigt­e seien außerdem über neuere Berufe nur schlecht informiert und kennen sie mitunter gar nicht. Ihre Beratung greift deshalb häufig zu kurz. Bevor Eltern ihrem Nachwuchs Empfehlung­en geben, sollten sie selbst gründlich recherchie­ren und sich beispielsw­eise in der Arbeitsage­ntur beraten lassen. Laut dem Statistisc­hen Bundesamt haben sich Schulabgän­ger auch 2013 bei der Ausbildung­swahl wieder auf eine enge Auswahl an Berufen beschränkt. Besonders häufig gewählt wurden kaufmännis­che Jobs.

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Foto: Martin Schutt/tmn Nie eingleisig fahren: Jugendlich­e auf der Suche nach einem Ausbil dungsplatz sollten sich mehrere Möglichkei­ten offenhalte­n und sich nicht zu früh auf einen Beruf versteifen.
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