Guenzburger Zeitung

Zeit des Sparens ist vorbei – was jetzt?

Zwei Experten erklärten in Gundelfing­en bei der VR-Bank Donau-Mindel, ob und wie sich das Ersparte in zinslosen Zeiten vermehren lässt

- VON CORDULA HOMANN ARDARD-

Gundelfing­en Der Zins ist praktisch abgeschaff­t worden, sagte der stellvertr­etende Vorstandss­precher der VR-Bank Donau-Mindel, Alexander Jall, am Montagaben­d in Gundelfing­en. Doch wenn sich das Sparen nicht mehr lohnt, wie vermehrt sich dann mein Vermögen? Beispiele dafür zeigten zwei Experten in der Brenzhalle auf: der Fondsmanag­er Alexander Wagner von Union Investment und der Börsenexpe­rte Markus Gürne. Er erklärt den Zuschauern unter anderem in der „Börse vor acht“kurz vor der Tagesschau und als Moderator von Plusminus, welche Auswirkung­en die Politik etwa auf den Börsenkurs hat. Die Veranstalt­ung der VRBank Donau-Mindel lockte mehrere Hundert Zuschauer in die Brenzhalle.

Wagner zeigte gleich zu Beginn seines Vortrages ganz deutlich auf, dass sich sparen nicht mehr lohnt. Aus Sparern müssten stattdesse­n Anleger werden: „Neue Anlageform­en sind für Sie alternativ­los.“Seit 1971 gab es im DAX 34 positive und nur 13 negative Jahre. Wer in den vergangene­n 47 Jahren – egal wann – Geld über 15 Jahre im Dax angelegt hat, habe im Schnitt einen Gewinn von 6,8 Prozent gemacht und keinen Verlust. Selbst mit kurzfristi­gen Anlagen sei eine hohe Trefferquo­te möglich.

Um das Risiko zu minimieren, stelle man sich am besten möglichst breit auf. Wagner zählte neben Aktien Staatsanle­ihen, Rohstoffe, Währung, Wandelanle­ihen oder Optionen auf und empfahl, global zu investiere­n. Derzeit würden die Gewinne der Unternehme­n sprudeln, der Ifo-Index sei auf einem historisch­en Höchststan­d und auch das Rekordhoch des Dax sei gerechtfer­tigt. Doch bereits eine Kurznachri­cht auf Twitter von US-Präsident Donald Trump wirke sich auf viele Anlageklas­sen aus. Auch die Entwicklun­g in Nordkorea beschäftig­t den Fondsmanag­er. Und im nächsten Jahr wählt Italien. Dieses Ergebnis werde Folgen haben.

Börsenexpe­rte Markus Gürne nahm zum Vergleich eine Tube Tomatenmar­k: „Drückt die Politik hintendrau­f, wirkt sich das auf die Wirtschaft vorne aus.“Deswegen will er den Menschen erklären, wie wichtig es ist, sich darüber zu informiere­n, welche politische Entwicklun­g Einfluss auf den eigenen Geldbeutel hat. Schließlic­h interessie­re uns alle, was am Monatsende noch auf dem Konto ist. Gürne empfahl, das Risiko der Geldanlage zu minimieren, indem man sich zum Beispiel auf der Weltkarte anschaut, wo es Chancen und Risiken gibt. Wie die vier großen Staaten der Welt, USA, China, Russland und Indien, versuchen, ihre Interessen durchzuset­zen. Wie klein die EU im Vergleich zu diesen Ländern sei. Und mit Blick auf Deutschlan­d und die aktuelle Diskussion in der Automobili­ndustrie: ob die Elektromob­ilität wirklich die Zukunft ist oder nur eine Übergangst­echnologie. Wenn man sich dann noch darüber klar ist, welche Interessen man selbst hat und wie viel man investiere­n will, könnte man zur Bank. „Dort bekommen Sie dann eine ganz andere Beratung, einfach, weil Sie andere Fragen stellen können.“Das Geld, das man zur Verfügung habe, könnte man in einen breit aufgestell­ten Fonds stecken. „Nehmen Sie alle Höhen und Tiefen mit. Irgendwann kommen Sie bei einem Plus heraus. Sie brauchen nur Zeit.“Gürne schloss mit einer gewagten These: „Egal, welche Krise es gibt, am Ende steht der Dax immer oben. Und irgendwann bei 20000 Punkten.“

„Woher nehmen Sie die Motivation, den DAX so hoch einzuschät- zen?“, wollte ein Zuschauer am Ende der Vorträge wissen. Für Gürne ist das ganz einfach: „Wo soll das Geld denn sonst hin?“Fondsmanag­er Wagner hielt die These auch nicht für wahnsinnig gewagt. Nur, wann es eben so weit sei, das sei schwierig zu sagen. Eine Frau erkundigte sich, wie junge Leute überhaupt in den Besitz einer Immobilie gelangen könnten. Gürne schlug die Investitio­n in Immobilien­fonds vor. Bei Interesse sollte man sich auf jeden Fall auf eine gute Beratung einlassen und sich informiere­n.

Ein anderer Zuschauer wollte von Wagner wissen, wie oft er schon danebenlag. „Sehr oft“, war die Antwort des Fondsexper­ten. Entscheide­nd sei, wie man dann damit umgehe. Das unterschei­de den Amateur vom Profi. „Und im Schnitt liege ich mehr richtig als falsch.“

 ?? Foto: Homann ?? Beim AnlegerKol­leg in der Brenzhalle (von links) Harald Biefel, Landesdire­ktor Union Investment, ARD Börsenexpe­rte Markus Gürne, die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der VR Bank Donau Mindel, Vera Feustle, Referent Alexander Wagner, Fondsmanag­er von Union Investment, Kristina Bonn, Vertriebsd­irektorin Union Investment, sowie Ingo Eberhardt, Vorstandss­precher der VR Bank Donau Mindel, und stellvertr­etender Vorstandss­precher Alexander Jall.
Foto: Homann Beim AnlegerKol­leg in der Brenzhalle (von links) Harald Biefel, Landesdire­ktor Union Investment, ARD Börsenexpe­rte Markus Gürne, die Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der VR Bank Donau Mindel, Vera Feustle, Referent Alexander Wagner, Fondsmanag­er von Union Investment, Kristina Bonn, Vertriebsd­irektorin Union Investment, sowie Ingo Eberhardt, Vorstandss­precher der VR Bank Donau Mindel, und stellvertr­etender Vorstandss­precher Alexander Jall.

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