Sie thronte 63 Jahre lang

Victoire von Sachsen-Coburg-Saalfeld, verwitwete Fürstin von Leiningen, und ihr Ehemann Edward Augustus, der als Sohn des Hannoveraners Georg III. den Ehrentitel Duke of Kent trug, hielten sich, ihren deutschen Wurzeln nah, im unterfränkischen Amorbach auf. Da war Amor schon erfolgreich tätig geworden. Victoire stellte fest, dass sie schwanger war. Und da das ziemlich deutsche Ehepaar in der britischen Thronfolge weit vorn stand, reisten beide zurück auf die Insel. Das Kind sollte und musste dort zur Welt kommen, wo es, wenn nichts dazwischen kam, einmal Thronerbe sein sollte.

Eine Kleinigkeit kam dazwischen: Das Kind war ein Mädchen, was die Thronhoffnungen ein wenig dämpfte. Aber es war kerngesund und, schrieb Vater Edward Augustus, es war „fett wie ein Rebhuhn“. Mutter Victoire und die deutsche Geburtshelferin, Charlotte von Siebold, hatten ganze Arbeit geleistet. Hatte man am englischen Hof schon die Nasen gerümpft, dass die Sachsen-Coburgerin unbedingt eine deutsche Geburtshelferin haben musste, so schüttelte man nur noch den Kopf, als die hochadelige Mutter ihr Baby Victoria auch noch selbst stillte. Aber man war ja deutsche Unsitten gewohnt, seit die Hannoveraner den englischen Thron bestiegen hatten.

Das fette Rebhuhn wuchs zu einer ebenso zarten wie klugen und starken Frau heran. Und die Dinge entwickelten sich so, dass Victoria, obwohl kein Mann, im Jahr 1837 den britischen Thron bestieg. Sie regierte 63 Jahre lang, prägte ein ganzes Zeitalter, das viktorianische, das England als Weltreich erlebte, in dem die Sonne nie unterging. Dass Victoria, noch unbedingt einen Deutschen, ihren Albert, als Ehemann nach England holte, war dann auch kein Weltuntergang mehr.

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