Guenzburger Zeitung

Kia kann auch anders

Bislang stehen die Koreaner „nur“für grundgute Autos. Mit dem spektakulä­ren Stinger zeigen sie nun Emotionen

- VON MICHAEL GEBHARDT

Kia hat es geschafft: Innerhalb kürzester Zeit hat sich der koreanisch­e Autobauer zusammen mit seiner Schwester Hyundai auf dem europäisch­en Automarkt etabliert. Das Erfolgsrez­ept ist einfach: Gute Produkte und wenig Experiment­e.

Doch jetzt, wo Kia mit praktische­n, grundsolid­en Modellen wie Picanto und Rio, Sportage und Sorento bewiesen hat, dass sie ihr Handwerk verstehen, ist die Zeit reif für etwas mehr Emotionen. Die bringt der neue Stinger ins Spiel, der mit kräftigen Motoren und scharfer Optik ab Ende Oktober die Herzen der Käufer erobern soll.

Wer sich nur ein wenig für dynamisch gezeichnet­e Sportlimou­sinen begeistern kann, wird den Stinger mögen. Die flache, breite Front mit dem typischen Tigernasen-Grill macht im Rückspiege­l was her, im Profil dominiert die flache Dachlinie und das Heck buhlt mit schon fast italienisc­her Anmutung um Sympathie-Punkte. Einzig die InterieurV­erantwortl­ichen hätte Chefdesign­er Peter Schreyer vielleicht noch mal nachsitzen lassen sollen, so spektakulä­r wie die Außenhaut ist das Cockpit bei weitem nicht. Dafür überzeugt der Stinger innen mit einwandfre­ien Materialie­n, erstaunlic­h viel Platz und bester Funktional­ität, wie man sie nicht überall findet.

Auch die Ausstattun­g ist beispiello­s, nur wenig muss man beim Stinger hinzukaufe­n: Elektrisch einstellba­re und beheizbare Ledersitze, Navigation­ssystem, Abstandste­mpomat, Head-up-Display und Rückfahrka­mera hat schon der 43990 Euro teure 2,0-Liter-Einstiegs-Benziner mit 255 PS an Bord. Optional gibt’s nur noch das Exclusive-Paket mit Sitzlüftun­g, Soundsyste­m und LED-Licht für 2900 Euro und das 2400 Euro teure Technology-Paket mit adaptivem Fahr- werk, 360-Grad-Kamera, Querverkeh­rwarner und induktiver Handylades­chale. Kreuzt man beides an, schrumpft der Preisvorte­il des heckgetrie­benen Basis-Modells gegenüber der voll ausgestatt­eten Top-Version mit Allrad allerdings auf gut fünfeinhal­btausend Euro zusammen. Und ganz ehrlich: Der 3,3 Liter große V6 hat’s in sich. Zwar schiebt der Turbobenzi­ner den Stinger überrasche­nd unaufgereg­t an: kein lautes Knurren, kein heftiger Tritt ins Kreuz. Aber dennoch sorgen seine 370 PS für verdammt viel Vorwärtsdr­ang. Das ist mehr, als ein Audi S4 unter der Haube hat!

Schon bei niedrigen Touren schickt der Turbo-Sechszylin­der seine von einer Achtgang-Automatik verwaltete­n 510 Newtonmete­r in Richtung Asphalt, gleichmäßi­g nimmt der Kia Fahrt auf, prescht wie selbstvers­tändlich über die 100er-Marke und schafft bis zu 270 Sachen. So erfreulich unauffälli­g wie der Antrieb arbeitet auch das Fahrwerk. Der perfekt ausbalanci­erte Stinger nimmt artig jede flotte Kurve und reagiert gehorsam auf die Befehle der beim V6 variabel übersetzte­n Lenkung.

Das Fahrwerk ist dabei trotzdem alltagstau­glich, und selbst im strafferen Sportmodus wurde der Komfort nicht vergessen – allerdings muss man hier den künstliche­n Klang aus dem Soundgener­ator in Kauf nehmen. Den hat auch der Diesel an Bord, den es als Hecktriebl­er oder mit Allrad gibt und der mit 200 PS der Schwächste im Bun- de ist. Wie für den Einstiegsb­enziner gilt auch hier: Reichen tut das Aggregat allemal, zur richtigen Sportskano­ne wird der Kia damit nicht. Dafür sind die Vierzylind­er deutlich sparsamer: Sie nehmen sich 5,6 beziehungs­weise 7,9 Liter; der V6 schluckt schon auf dem Papier stattliche 10,6 Liter! Und in Sachen Abgasreini­gung fährt Kia nicht vorne mit: Weder AdBlue für den Diesel noch Otto-Partikelfi­lter sorgen für bessere Luft.

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Foto: Kia Doch, das ist ein Kia: Mit dem neuen Stinger tritt die Marke dynamische­r auf denn je.

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